Texas: Hinrichtungsaufschub für Ramiro Gonzales zwei Tage vor Exekution

Ein texanisches Berufungsgericht hat die Hinrichtung von Ramiro Gonzales vorübergehend ausgesetzt. Er wurde zum Tod verurteilt, weil er 2001 eine Kollegin entführt, vergewaltigt und getötet hatte, als beide 18 Jahre alt waren. Der heute 39-jährige Gonzales sollte am Mittwoch durch eine tödliche Injektion hingerichtet werden, bevor das Gericht intervenierte.

Das texanische Berufungsgericht für Strafsachen befand am Montag, dass Gonzales überzeugend dargelegt habe, dass ein Sachverständiger, der bei seiner Verurteilungsanhörung ausgesagt hatte, „falsche“ Informationen darüber gegeben hatte, inwieweit er eine künftige Gefahr darstellen könnte – ein wesentlicher Bestandteil der rechtlichen Grundlage für ein Todesurteil.

Während der Strafzumessungsphase des Prozesses 2006 behauptete ein Psychiater namens Edward Gripon, dass Menschen, die sexuelle Übergriffe begehen, eine „extrem hohe“ Rückfallquote von bis zu 80 Prozent hätten. Gonzales‘ Anwälte argumentierten, dass spätere Gutachten darauf hindeuteten, dass es keine beweiskräftige Grundlage für diese Zahl gab. Das texanische Berufungsgericht verwies den Fall zur weiteren Prüfung zurück an die erste Instanz.

Im Juni appellierte Gonzales an den texanischen Gouverneur Greg Abbott, die Hinrichtung auszusetzen, um dem 39-Jährigen Zeit zu geben, einem Fremden eine Niere zu spenden, um, wie seine Anwälte es nannten, „für seine Verbrechen zu büßen“. Eine Organspende aus dem Todestrakt ist nicht der einzige unorthodoxe Teil des Falles Ramiro Gonzales.

Der Psychiater Gripon kam zu dem Schluss, dass Gonzales Anzeichen einer „antisozialen Persönlichkeitsstörung“ aufwies, nachdem er drei Stunden mit ihm verbracht hatte – eine Feststellung, die seine Aussage während des Todesstrafenprozesses beeinflussen sollte. Der Arzt sagte später gegenüber The Marshall Project, er habe Zweifel an dieser Diagnose und an der allgemeinen Genauigkeit und Nützlichkeit von Vorhersagen über die zukünftige Gefährlichkeit.

Im Gefängnis machte Gonzales Yoga, erwarb einen Bachelor-Abschluss an einer Bibelschule und begann, Predigten für den Radiosender des Gefängnisses zu schreiben. Die texanische Generalstaatsanwaltschaft könnte die Entscheidung des Berufungsgerichts anfechten.

Quelle: https://www.independent.co.uk/news/world/americas/crime/ramiro-gonzales-texas-execution-stay-b2120926.html