Geschichte
Die Geschichte der Todesstrafe in den USA
Das erste nachweisbare Todesstrafengesetz reicht bis ins 18. Jahrhundert v. Chr. zurück und stammt aus dem Gesetzbuch des Königs Hammurabi von Babylon. 25 Arten von Verbrechen waren danach mit dem Tode zu bestrafen. Im 7. Jahrhundert v. Chr. stand die Todesstrafe auf jedes Verbrechen. Kreuzigung, Ertränken, Erschlagen, bei lebendigem Leibe verbrennen und Pfählung waren die Methoden, nach denen im 5. Jahrhundert v. Chr. die Todesstrafe vollstreckt wurde.

Im 10. Jahrhundert n. Chr. wurde Erhängen zur üblichen Hinrichtungsmethode in Großbritannien. William der Eroberer ließ im darauf folgenden Jahrhundert Hinrichtungen nur noch zu Kriegszeiten zu, doch das änderte sich drastisch unter Henry VIII. im 16. Jahrhundert. Unter seiner Herrschaft wurden schätzungsweise 72.000 Menschen zu Tode gekocht, auf dem Scheiterhaufen verbrannt, erhängt, enthauptet, gestreckt und gevierteilt. Auf Heirat mit einem Juden, auf die Weigerung, ein Verbrechen zu gestehen, und auf Verrat stand die Todesstrafe.
Im Jahre 1700 waren in Großbritannien 222 Verbrechen mit dem Tode zu bestrafen, einschließlich Diebstahl, Fällen eines Baumes und Stehlen eines Kaninchengeheges. Wegen der Härte der Todesstrafe weigerten sich schließlich aber viele Geschworene, einen Angeklagten zu verurteilen, wenn es sich nur um ein weniger schwerwiegendes Verbrechen handelte. Das führte zu Reformen im britischen Todesstrafengesetz. Von 1823 bis 1837 wurden die 222 mit dem Tode zu bestrafenden Verbrechen auf 100 reduziert.
Der Einfluss Großbritanniens auf Amerikas Todesstrafe
Großbritannien beeinflusste Amerikas Todesstrafe mehr als jedes andere Land. Als europäische Siedler in die Neue Welt kamen, brachten sie die Todesstrafe mit. Die erste aufgezeichnete Hinrichtung in den neuen Kolonien war die von George Kendall in der Jamestown-Kolonie von Virginia im Jahre 1608. Kendall musste sterben, weil er als Spion für Spanien tätig war. 1612 setzte Virginias Gouverneur Sir Thomas Dale Gesetze in Kraft, nach denen auch diejenigen hingerichtet wurden, die Weintrauben stahlen, Hühner töteten oder mit den indianischen Einwohnern Handel betrieben.
Die Todesstrafengesetze variierten von Kolonie zu Kolonie. In New York wurden 1665 Gesetze in Kraft gesetzt, wonach die Todesstrafe auch vorgesehen war für das Schlagen von Mutter oder Vater oder für die Verleugnung des „wahren Gottes“.
Die Wurzeln der Anti-Todesstrafen-Bewegung liegen in Europa in Texten von Montesquieu, Voltaire und Bentham sowie der englischen Quäker John Bellers und John Howard. Doch war es die Abhandlung „Über Verbrechen und Strafe“ von Cesare Beccaria im Jahre 1767, die einen besonders starken Einfluss auf der ganzen Welt hatte. Beccaria schrieb, dass es keine Rechtfertigung dafür gebe, dass ein Staat tötet.
1924 wurde in den USA Zyanidgas eingeführt, als der Bundesstaat Nevada nach einer humaneren Hinrichtungsmethode für seine Gefangenen suchte. Gee Jon war die erste Person, die vergast wurde. Der Staat versuchte anfänglich, Zyanidgas in Jons Zelle zu pumpen, während er schlief, was sich jedoch als nicht machbar herausstellte. Schließlich wurde die Gaskammer errichtet.
Um das Jahr 1950 tendierte die öffentliche Einstellung langsam gegen die Todesstrafe. Viele verbündete Nationen hatten die Todesstrafe entweder ganz abgeschafft oder eingeschränkt, und auch in den USA verminderte sich die Zahl der Hinrichtungen. In den Jahren um 1940 fanden noch 1.289 Hinrichtungen statt, zehn Jahre später waren es noch 715 und die Zahl fiel weiter auf 191 von 1960 bis 1976.

Laut einer Umfrage im Jahre 1966 befürworteten zu dieser Zeit nur noch 42 % der amerikanischen Bevölkerung die Todesstrafe. Es wurde diskutiert, ob Menschen willkürlich zum Tode verurteilt wurden.
1972: Der Fall Furman gegen Georgia
1972 kam der Fall Furman gegen Georgia (408 U.S. 238) vor den Obersten Gerichtshof der USA. Furman argumentierte, die Todesstrafe werde willkürlich und je nach Laune verhängt und verletze das 8. Amendement (Zusatz zur amerikanischen Verfassung), das jeder Person Schutz vor grausamer und ungewöhnlicher Strafe gewährt.
Die Obersten Richter urteilten, dass eine Strafe ‚grausam und ungewöhnlich‘ sei, wenn sie dem Verbrechen nicht angemessen ist, wenn sie willkürlich verhängt werde, wenn sie den öffentlichen Gerechtigkeitssinn verletze und wenn sie nicht wirksamer sei als eine andere harte Strafe. Die Richter gaben Furman schließlich Recht, dass die Todesstrafe grausam und ungewöhnlich sei und das 8. Amendement verletze. Am 29. Juni 1972 erklärte der Oberste Gerichtshof 40 Todesstrafengesetze für nichtig, setzte die Todesstrafe im ganzen Land aus und wandelte die Todesurteile von 629 Gefangenen in lebenslängliche Haftstrafen um.
1976: Wiedereinführung der Todesstrafe
Die Bundesstaaten überarbeiteten ihre Todesstrafengesetze, um Willkür bei der Verhängung eines Todesurteils auszuschließen. Es wurden Richtlinien festgelegt, die es einem Richter oder den Geschworenen ermöglichen sollten, erschwerende oder strafmildernde Faktoren zu berücksichtigen. Weiterhin wurden zwei unterschiedliche Phasen der Gerichtsverhandlung eingeführt – eine, in der über Schuld oder Unschuld des Angeklagten entschieden wird, eine zweite, in der im Falle eines Schuldspruchs die Höhe der Strafe bestimmt wird. Außerdem wurden automatische Rechtsmittel festgelegt, nach denen Urteil und Strafe in der Berufung noch einmal geprüft werden können.
1976 wurde die Todesstrafe wieder in Kraft gesetzt. Die Hinrichtungen wurden am 17. Januar 1977 wieder aufgenommen. Gary Gilmore wurde in Utah durch ein Erschießungskommando getötet.
Am 2. Dezember 1982 war Charles Brooks der erste Gefangene, der durch die Giftspritze starb. Er wurde in Texas getötet.