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09.03.2006 | Bewegende Briefe aus der Todeszelle

Henstedt-Ulzburg – Die Post an Britta Slopianka kommt oft von weither. Und dass fast jeder Brief sie 'auf ganz eigene Weise berührt', glaubt man der in Henstedt-Ulzburg wohnenden Frau gern: Die Absender warten in den Todeszellen amerikanischer Gefängnisse auf die Hinrichtung.

Seit Jahren setzt sich Slopianka als Vorsitzende der deut-schen 'Initiative gegen die Todesstrafe' für diese Menschen ein. Rund 50 Mitglieder hat der 1997 gegründete Verein in der Bundesrepublik, außerdem 'ei-ne Handvoll in den USA'. Dort sehen die Menschenrechts-Ak-tivisten ihr Hauptbetätigungs-feld: 'Es ist uns unbegreiflich, dass eine der größten Nationen der Welt immer noch an der Todesstrafe festhält', erklärt die selbständige Kauffrau. Die mit Abstand meisten Hinrichtungen werden aus der Volksrepublik China bekannt, gefolgt von Saudi Arabien und dem Iran. In den USA waren es im vergangenen Jahr 60 Fälle.

Die Henstedter 'Initiative' bemüht sich vor allem um einzelne Gefangene, darunter einige deutscher Abstammung wie den vor rund 20 Jahren in Florida wegen Mordes verurteilten Dieter Riechmann. Für ihn und viele andere werden Unterschriften gesammelt und Briefaktionen durchgeführt. Ziel ist die Umwandlung der Todesstrafe in lebenslange Haft oder die Wiederaufnahme des Verfahrens. Spenden können zur Mitfinanzierung der Verteidigung oder der Unterstützung von Angehörigen nach einer Hinrichtung dienen.

Die Abschaffung der Todesstrafe weltweit ist das zentrale, jedoch nicht das ausschließliche Anliegen des Vereins. 'Wir wenden uns generell gegen die Verletzung jeglicher Menschenrechte', erklärt Slopianka. So setze man sich beispielsweise auch für Asylbewerber ein, die aus Deutschland abgeschoben werden sollen, und die in ih-rem Heimatland von Folter bedroht sind.

Vor wenigen Wochen endete eine Veranstaltungsreihe der 'Initiative gegen die Todesstrafe' mit Juan Melendez, der 18 Jahre in einem Todestrakt des Staates Florida saß, bevor seine Unschuld bewiesen wurde. Ab April wird das erste, 400 Seiten starke Buch 'Auge um Auge – Todesstrafe in den USA' im Buchhandel erhältlich sein.

Für ihr Engagement erntet Britta Slopianka längst nicht immer Lob und Anerkennung. Sogar bei Familie und Freunden stößt der Einsatz für verurteilte Mörder manchmal auf Unverständnis. 'Es ist nicht die Frage, ob sie schuldig sind', erwidert die 42-Jährige dann. Die Mitglieder der Initiative vergäßen keinesfalls die Opfer. Aber auch für die Täter gelte: 'Es geht hier um Leben.'

Initiative gegen die Todesstrafe e.V. | www.initiative-gegen-die-todesstrafe.de

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