zurück zur Übersicht

30.04.2014 | Oklahoma: Hinrichtung völlig danebengegangen

Oklahoma verpfuschte gestern Abend die Hinrichtung eines zum Tode verurteilten Häftlings, er starb nach einem 43 Minuten währenden Todeskampf an einem Herzinfarkt. Die zweite für den Abend angesetzte Hinrichtung verschob Gouverneurin Mary Fallin daraufhin um zwei Wochen.

Seit die EU verboten hat, den Strafjustizbehörden der USA Medikamente für Giftinjektionen zur Verfügung zu stellen, bemühen sich die Bundesstaaten verzweifelt darum, neue Tötungsmethoden für gültig zu erklären. Selbst Erschießungen oder der fast überall abgeschaffte elektrische Stuhl werden wieder thematisiert. Am häufigsten kommen jedoch immer neue Kombinationen von überdosierten medizinischen Präparaten zum Zuge, deren Herkunft meist geheimgehalten wird.

Mit einer für Exekutionen nicht erprobten Zusammenstellung von Medikamenten – Midazolam, Vecuronium und Kaliumchlorid – wollte Oklahoma gestern zunächst den 38-jährigen Clayton Derrell Lockett und zwei Stunden später Charles Frederick Warner im Namen des Volkes töten, damit hätten in dem Bundesstaat erstmals seit rund 80 Jahren an einem Tag zwei Hinrichtungen stattgefunden.

Doch das Experiment mit den Medikamenten lief im Hinrichtungsraum vollkommen aus dem Ruder.

Beide Häftlinge hatten im Vorfeld gegen den Bundesstaat Klage eingereicht, nachdem dieser keine Auskunft über die bei der Hinrichtung eingesetzten Substanzen geben wollte, ein Gericht verhängte deswegen einen Hinrichtungsstopp. Der Oberste Gerichtshof von Oklahoma verwies jedoch auf den Schutz der Hersteller und beendete den Aufschub wieder.

Beim Verabreichen des ersten Präparats platzte wohl eine Vene und so war Lockett nicht wie vorgesehen bewusstlos. Die Injektion der beiden nächsten Mittel zehn Minuten später bekam der Häftling daher offenbar bewusst mit. Die Zeugen mussten mit ansehen, wie der festgeschnallte Häftling sich qualvoll wand, nach Luft rang, den Kopf zu heben versuchte und mit den Zähnen knirschte.

Schließlich wurden die Vorhänge geschlossen und den anwesenden Zuschauern der Blick auf die Vorgänge verwehrt. Robert Patton, der Leiter der Strafvollzugsbehörde, brach die Hinrichtung ab, doch für den Verurteilten kam die Entscheidung zu spät, er starb 43 Minuten nach Beginn der Exekution um 19:06 Uhr Ortszeit an einem schweren Herzinfarkt.

Schon im Januar hatte die Hinrichtung von Dennis McGuire in Ohio Diskussionen über Exekutionen per Giftinjektion ausgelöst, seine Angehörigen reichten hinterher Klage gegen den Bundesstaat ein. Auch bei McGuires Hinrichtung wurde ein vorher nicht getesteter Giftcocktail verwendet. Ohio kündigte mittlerweile an, die Dosierung der Mittel erhöhen zu wollen, anerkennt jedoch nicht, mit der Vorgehensweise im Januar Fehler begangen zu haben.

Die Verfassung der USA verbietet „grausame oder ungewöhnliche Bestrafung“, doch Pannen wie gestern zeigen, dass die Beachtung dieses Artikels nicht gewährleistet ist. Zwar gab es vor einigen Jahren vom Obersten US-Gericht eine Grundsatzentscheidung dazu, die ein de-facto-Hinrichtungsmoratorium beendete, doch die Entwicklungen der letzten Zeit dürften in den USA die Diskussionen erneut befeuern.

"Dies könnte ein echter Wendepunkt in der Debatte sein, weil die Leute von so etwas angewidert sind", sagte Richard Dieter vom Death Penalty Information Center. "Dies könnte zu einer Aussetzung von Hinrichtungen führen, bis die Bundesstaaten beweisen können, dass sie Menschen ohne Probleme exekutieren können. Heute wurde jemand durch Inkompetenz umgebracht", sagte Dieter.

Quellen: Associated Press, Spiegel, Zeit, Büro des Gouverneurs von Oklahoma, IgT

Initiative gegen die Todesstrafe e.V. | www.initiative-gegen-die-todesstrafe.de

zurück zur Übersicht