Unschuldige

„Exonerees“: Unschuldig Entlassene
Immer wieder verweisen wir auf unserer Webseite auf Fälle von als unschuldig aus dem Todestrakt entlassenen Häftlingen. Und auch immer wieder lesen Sie hier eine konkrete Zahl, im Moment sprechen wir von 189 Exonerees in den USA.
Bei anderen Quellen finden Sie dazu teilweise andere Zahlen. Diese Zahlen können je nach Ursprung abweichen, da oft recht unterschiedliche Bewertungsmerkmale zugrunde gelegt werden. Die Initiative gegen die Todesstrafe e.V. bezieht sich auf die Zahlen, die das Death Penalty Information Center (DPIC) herausgibt, da uns deren Kriterien am besten nachvollziehbar erscheinen.
Das DPIC ist eine gemeinnützige Organisation, die sich die Recherche und Bildungsarbeit zum Thema Todesstrafe in den USA zur Aufgabe macht. Sie vertritt keine Position hinsichtlich Moral oder Richtigkeit der Todesstrafe an sich, wenn eine große Zahl seiner Berichte sich auch mit den Problemen im Zusammenhang mit diesem Strafmaß befasst und sich von daher eher kritisch mit ihrer Anwendung auseinandersetzt.
Das DPIC legt sehr strenge und objektive Maßstäbe an, welche Fälle überhaupt in die Liste aufgenommen werden. Grundsätzlich ergibt sich die Liste aus den Entscheidungen seitens der Gerichte und Staatsanwaltschaften. Es bestehen folgende Kriterien für eine Aufnahme in die Liste:
Ein Angeklagter wurde schuldig gesprochen, zum Tode verurteilt und nachfolgend wurde
1.) entweder seine Verurteilung aufgehoben UND
a) er wurde im Wiederaufnahmeverfahren freigesprochen oder
b) alle Anklagepunkte wurden fallen gelassen
2.) er vom Gouverneur aufgrund neu vorgebrachter Unschuldsbeweise vollständig begnadigt.
Die Liste umfasst Fälle von Personen, die 1973 oder später auf freien Fuß gesetzt wurden, also ab dem Jahr, in dem die Bundesstaaten wieder damit begannen, Todesurteile zu verhängen, nachdem der Oberste Gerichtshof der Vereinigten Staaten die Todesstrafe zuvor als Strafmaß für verfassungswidrig erklärt hatte.
Durchschnittlich wurden in den Jahren 1973-1999 in den USA 3,03 Menschen pro Jahr aus dem Todestrakt entlassen, in den Jahren 2000-2020 waren es durchschnittlich 4,29 Personen.
Im Durchschnitt lagen für die „Exonerees“ 9,8 Jahre zwischen ihrem Todesurteil und ihrer Entlassung aus dem Gefängnis. In nur 27 Fällen spielte DNA eine entscheidende Rolle zum Beweis der Unschuld.
Liste der seit 1973 als unschuldig aus den Todestrakten
der USA Entlassenen und ihre Fälle in Kürze
Florida
Verurteilung 1971 – Verfahren eingestellt 1973
Auf Grundlage einer fälschlichen Identifizierung sowie erzwungener Geständnisse wurde Keaton wegen Mordes während eines Raubüberfalls an einem nicht im Dienst befindlichen stellvertretenden Sheriff zum Tode verurteilt. Als neue Beweise entdeckt wurden, hob der Oberste Gerichtshof von Florida das Urteil auf und gewährte Keaton ein neues Verfahren. Die Anklage wurde fallengelassen und er wurde aus der Haft entlassen, nachdem der tatsächliche Täter ermittelt und verurteilt wurde. (Keaton v. State, 273 So.2d 385 (1973)).

Lesen Sie hierzu: ‚The Stigma is Always There‘ von Sydney Freedberg in St. Petersburg Times
Nachtrag: David Keaton ist 2015 im Alter von 63 Jahren verstorben.
North Carolina
Verurteilung 1973 – Verfahren eingestellt 1974
Nachdem Poole wegen schweren Einbruchs schuldig gesprochen wurde und dafür die vorgeschriebene Todesstrafe erhalten hatte, hob der Supreme Court von North Carolina den Schuldspruch wieder auf, da die Beweise bei weitem nicht ausreichten, Poole überhaupt mit dem Einbruch in Verbindung zu bringen.
(State v. Poole, 203 S.E.2d 786 (N.C.1974))

Florida
Verurteilung 1963 – begnadigt 1975
Zwar lagen keinerlei Beweismittel vor, die Lee und Pitts mit dem Tod von zwei weißen Männern in Verbindung gebracht hätten, doch da sie sich schuldig bekannt hatten, eine Augenzeugin sie angeblich gesehen hatte und ihre Anwälte nicht fachkundig genug waren, wurden sie zum Tode verurteilt – sie beharrten jedoch stets darauf, unschuldig zu sein.
Nach ihren Verurteilungen gestand ein anderer Mann die Tat, die Augenzeugin zog ihre Anschuldigungen zurück und der oberste Vertreter der Anklagebehörde gab zu, dass der Bundesstaat gesetzeswidrig Beweise zurückgehalten hatte. Den Männern wurde ein neues Verfahren zugestanden (Pitts v. State 247 So.2d 53 (Fla.1971)), doch sie wurden erneut schuldig gesprochen und zum Tode verurteilt.
Im Jahr 1975 wurden sie entlassen, nachdem Gouverneur Askew sie uneingeschränkt begnadigte: Er sei ‚hinreichend überzeugt, dass sie unschuldig waren‘. (Florida Times-Union, 23. April 1998)
Lesen Sie hierzu: ‚The Other 13 Survivors…‘ von Sydney Freedberg in St. Petersburg Times


Georgia
Verurteilung 1973 – Verfahren eingestellt 1975
Creamer wurde für einen Mord zum Tode verurteilt, den er zusammen mit sechs anderen Personen begangen haben soll, die ihrerseits lebenslange Haftstrafen erhielten (Cobb Superior Court, Cobb County, Georgia, beglaubigtes Protokoll).
Aufgrund von Recherchen der Atlanta Constitution befand ein Bundesrichter, die Anklage habe Beweise zurückgehalten und zerstört, eine Zeugin gab zu, vor Gericht gelogen zu haben, und ein anderer Mann gestand, die Tat begangen zu haben (Emmet v. Ricketts, 397 F. Supp. 1025 (N.D. Ga. 1975)).
Die Verurteilungen aller sieben Männer wurde aufgehoben und die Anklage später fallengelassen. Der Berufungsrichter in einem der Fälle hatte angegeben, alle sieben Männer in diesem Fall seien zu lebenslänglich verurteilt worden. Der Justizbeamte des Cobb Superior Court hat inzwischen bestätigt, dass allein Creamer ursprünglich zum Tode verurteilt wurde. Creamer war im September 1973 erneut zu lebenslänglich verurteilt worden.
North Carolina
Verurteilung 1973 – freigesprochen 1975
1975 sprach eine Geschworenenauswahl in North Carolina Christopher Spicer vom Mord an Donnie P. Christian frei. Spicer war im September 1973 verurteilt worden, das Urteil wurde jedoch im darauf folgenden Jahr durch den Obersten Gerichtshof von North Carolina wieder aufgehoben (State v. Spicer, 204 SE 2d 641 /1974)).
Bei Spicers Gerichtsverhandlung brachte die Staatsanwaltschaft die Aussage von Charles Pennington vor, einem Gefängnisspitzel. Obwohl die Verteidigung ihrerseits zwei Zeugen brachte, die aussagten, Pennington und Spicer seien nie Zellengenossen gewesen, sagte Pennington aus, Spicer habe ihm gegenüber das Verbrechen gestanden, als sie beide eine Zelle teilten.
Nachdem Pennington diese Aussage vor der Polizei gemacht hatte, wurde Penningtons Kaution von $5000 auf $400 herabgesetzt und er kam aus dem Gefängnis frei. Für die Aufhebung von Spicers Verurteilung führte der Supreme Court von North Carolina an, der Richter des erstinstanzlichen Gerichtsverfahrens habe einen wieder gutzumachenden Fehler begangen, als er es der Verteidigung nicht gestattete, Pennington ins Kreuzverhör zu nehmen, ‚um herauszufinden, wem der Zeuge diese Begünstigung zu verdanken hatte und festzustellen, inwieweit diese Begünstigung seine Aussage gegen Spicer beeinflusste.‘ (ebd., 646) So konnte die Verteidigung ihn nicht dazu befragen, wer für die Lebenshaltungskosten für Pennington und seine Frau aufkam, die beide zu der Zeit nicht erwerbstätig waren.
Darüber hinaus befand das Gericht, das erstinstanzliche Gericht habe einen wieder gutzumachenden Fehler begangen, als es ‚erfolgreich auf den Angeklagten und dessen Verteidiger Druck ausübte, den Antrag zurückzuziehen“, mit dem „den Geschworenen geeignete Anleitungen‘ an die Hand gegeben werden sollten, wie sie die Aussage eines weiteren Zeugen der Staatsanwaltschaft, Bertie Brailford, eingehend zu prüfen hätten (ebd., 648). Beim Wiederaufnahmeverfahren benötigten die Geschworenen nur 15 Minuten, Spicer einstimmig freizusprechen.
(Wilmington Morning Star, 21. Februar 1975)
New Mexico
Verurteilung 1974 – Verfahren eingestellt 1976
Die vier Männer wurden wegen Mordes, Kidnapping, Sodomie und Vergewaltigung zum Tode verurteilt. Nachfolgende Recherchen der Detroit News deckten Lügen des Hauptbelastungszeugen der Staatsanwaltschaft auf sowie einen unter Polizeidruck zustande gekommenen Meineid bei der Gegenüberstellung, des Weiteren seien mangelhaft durchgeführte Lügendetektortests verwendet worden.

Ein Bezirksrichter erklärte die ursprüngliche Anklage für nicht begründet und als die Spur der Mordwaffe zu einem Herumtreiber in South Carolina führte, der den Mord gestand, wurden die Männer freigelassen.
Lesen Sie hierzu: Detroit News Magazine, 11. Januar 1976 und Detroit News, 16. Dezember 1975
Florida
Verurteilung 1974 – Verfahren eingestellt 1977
Tibbs wurde wegen Vergewaltigung eines weißen 16-jährigen Mädchens und wegen Mordes an ihrem Freund zum Tode verurteilt. Tibbs, ein schwarzer Theologiestudent, wurde von einer ausnahmslos weißen Jury schuldig gesprochen aufgrund der Aussage der 16-Jährigen, deren Aussage nicht bestätigt wurde und die vor Gericht von der ursprünglichen Beschreibung ihres Angreifers abwich.

Der Oberste Gerichtshof Floridas hob das Urteil auf, da die vorliegenden Beweise das Strafmaß nicht rechtfertigten und die Staatsanwaltschaft entschied, den Fall nicht erneut zur Anklage zu bringen. Der Anklagevertreter aus Tibbs erstem Prozess erklärte, die Ermittlungen seien von Beginn an mit Fehlern behaftet gewesen und sollte es zu einem neuen Verfahren kommen, werde er als Zeuge für die Verteidigung aussagen.
(Tibbs v. State, 337 So.2d 788 (Fla. 1976))
Lesen Sie hierzu ‚The Other 13 Survivors…‘ von Sydney Freedberg in St. Petersburg Times.
Nachtrag: Delbert Tibbs starb am 23. November 2013.
Georgia
Verurteilung 1975 – Verfahren eingestellt 1978
Charles wurde wegen Mordes in zwei Fällen schuldig gesprochen und zum Tode verurteilt. Er wurde auf freien Fuß gesetzt als Beweise auftauchten, die sein Alibi bestätigten. (State v. Charles, No. 23,392 (Ga. Super. Ct. 5.7.78).
Nach einer Untersuchung erklärte der Staatsanwalt, er werde den Fall nicht erneut zur Anklage bringen. Aufgrund von Pflichtverletzungen bei den ursprünglichen Ermittlungen wurde Charles eine beträchtliche Wiedergutmachungszahlung von der Stadt zuerkannt.
Lesen Sie hierzu ‚Capital Punishment’s Deadly Injustice‘ von John Boger in der Los Angeles Times
Arizona
Verurteilung 1975 – freigesprochen 1978
Treadaway wurde wegen Sodomie und schwerem Mord an einen sechsjährigen Kind schuldig gesprochen und zum Tode verurteilt. Das Urteil wurde aufgehoben. Im Wiederaufnahmeverfahren wurde er von allen Anklagepunkten freigesprochen, nachdem fünf Pathologen ausgesagt hatten, das Opfer sei wahrscheinlich an einer natürlichen Todesursache gestorben und es gebe keine Beweise, dass Sodomie vorliege. Einzelne Geschworene berichteten, die Staatsanwaltschaft habe nicht einmal beweisen können, dass Treadaway überhaupt im Haus des Opfers gewesen sein.
(State v. Treadaway, 568 P.2d 1061 /1977))
Ohio
Verurteilung 1976 – freigesprochen 1979
Beeman wurde wegen Mordes mit erschwerenden Umständen schuldig gesprochen und zum Tode verurteilt. Er beharrte stets auf seiner Unschuld und sagte, dass der wahre Täter Claire Liuzzo sei, ein entflohener Strafgefangener, im erstinstanzlichen Verfahren als Hauptbelastungszeuge gegen Beeman aussagte. 1978 gewährte der District Court of Appeals Beeman ein neues Verfahren, da sein Recht auf Befragung Liuzzos im Kreuzverhör im erstinstanzlichen Verfahren unzulässig eingeschränkt worden war.

Während des Wiederaufnahmeverfahrens sagten fünf Zeugen aus, sie hätten gehört, dass Liuzzo den Mord zugegeben habe und Beeman wurde freigesprochen.
(Ashtabula Star Beacon, Oct. 5, 1979, p.1; Sept. 29, 1979, p.14)
Georgia
Verurteilung 1975 – Verfahren eingestellt 1980
Banks wurde wegen Mordes in zwei Fällen zum Tode verurteilt. Das Urteil wurde aufgehoben, als neue Beweise zutage traten, die der Staatsanwaltschaft angeblich bekannt gewesen waren.
(Banks v. State, 218 S.E.2d 851 (Ga.1975))

Nachdem sich Banks‘ Frau von ihm hatte scheiden lassen, beging er Selbstmord. Der County musste eine Wiedergutmachungszahlung leisten, die seinen Kindern zu Gute kam.
Indiana
Verurteilung 1978 – freigesprochen 1980
Hicks wurde wegen Mordes in zwei Fällen schuldig gesprochen und zum Tode verurteilt. Zwei Wochen vor seiner festgesetzten Hinrichtung erhielt er mit Hilfe eines unentgeltlich tätigen Anwaltes einen Aufschub. Die Playboy Foundation interessierte sich für seine Unschuldsbeteuerungen und stiftete die Mittel für eine erneute Untersuchung, nachdem er Tests mit dem Lügendetektor bestanden hatte.

Beim Wiederaufnahmeverfahren wurde Hicks freigesprochen und auf freien Fuß gesetzt, nachdem Beweise sein Alibi bestätigten und sich herausstellte, dass Augenzeugen im erstinstanzlichen Verfahren unter Eid falsch ausgesagt hatten.
Lesen Sie hierzu ‚The Ordeal of Larry Hicks: How an Innocent Man was almost Executed‘ von dessen Anwalt Nile Stanton
Nachtrag: Larry Hicks verstarb am 23. September 2018
Oklahoma
Verurteilung 1978 – Verfahren eingestellt 1981
Giddens, ein 18-jähriger Schwarzer, wurde wegen Mordes an einem Kassierer in einem Lebensmittelladen verurteilt, und zwar hauptsächlich aufgrund der Aussage von Johnnie Gray, der behauptete, Giddens zum Ort des Mordes begleitet zu haben. Gray selbst wurde nie unter Anklage gestellt, Giddens jedoch erhielt die Todesstrafe, nachdem die ausnahmslos weißen Geschworenen sich nur 15 Minuten beraten hatten.
Giddens‘ Verurteilung wurde vom Berufungsgericht Oklahomas aufgehoben, das anführte, die Aussage von Gray sei unglaubwürdig und die Beweise gegen Giddens reichten nicht aus. (Giddens v. State, No. F-78-164 (Ct. of Crim. App., 17.11.81)). Die Anklage gegen Giddens wurde fallengelassen.
South Carolina
Verurteilung 1979 – freigesprochen 1981
Linder wurde des Mordes an einem Autobahnpolizisten schuldig gesprochen und zum Tode verurteilt. Die Staatsanwaltschaft behauptete, Linder habe ohne Grund auf den Polizisten geschossen, Linder jedoch bestand darauf, in Notwehr gehandelt zu haben, nachdem der Polizist sechs Schüsse auf ihn abgegeben habe.
Beim Wiederaufnahmeverfahren bestätigten zuvor nicht offen gelegte Ergebnisse der staatlichen ballistischen Untersuchung die Angabe der Notwehr, und Linder wurde freigesprochen.
(State v. Linder, 278 S.E.2d 335 (S.C. 1981)).
Louisiana
Verurteilung 1975 – Verfahren eingestellt 1981
Ross, ein schwarzer 16-Jähriger, wurde wegen Vergewaltigung einer weißen Frau schuldig gesprochen und zum Tode verurteilt. Ross legte ein Geständnis ab, nachdem er von der Polizei geschlagen worden war. Sein Prozess dauerte nur wenige Stunden.
Nach Ermittlungen des Southern Poverty Law Centers beantragte dieses ein neues Verfahren in dem sie den Nachweis führten, dass Ross‘ Blutgruppe nicht mit der des im Opfer sichergestellten Spermas übereinstimmte. Als das Büro des Staatsanwalts von New Orleans davon in Kenntnis gesetzt wurde, wurde Ross auf freien Fuß gesetzt.
(State v. Ross, 343 So.2d 722 (La.1977))
Kalifornien
Verurteilung 1976 – freigesprochen 1981
Im November 1973, während sie in einem Staatsgefängnis einsaßen, wurden Ernest Graham und sein Mitangeklagter Eugene Allen angeklagt, einen Gefängnisbeamten getötet zu haben. Grahams erste Gerichtsverhandlung endete ohne Ergebnis, da die Geschworenen sich nicht auf ein Strafmaß einigen konnten. Nach einem zweiten Prozess wurde Graham 1976 zum Tode verurteilt.

Der Oberste Gerichtshof von Kalifornien verwarf das Urteil, da die Staatsanwaltschaft auf unzulässige Weise von ihrem Ausschlussrecht Gebrauch machte, indem sie bei der Geschworenenauswahl potentielle Geschworene schwarzer Hautfarbe ausklammerte. Graham und sein Mitangeklagter Allen, die beide schwarz waren, ‚gehörten der Gruppe an, deren Mitglieder der Staatsanwalt ausgeschlossen hatte, wohingegen das mutmaßliche Opfer der Gruppe angehörte, zu der auch [alle] verbliebenen Geschworenen gehörten.‘ (People v. Allen, 590 P.2d 30, 34 (Cal.1979) (interne Ausführungen weggelassen)). Bei Grahams drittem Verfahren konnte sich die Jury wieder nicht einigen, und in seinem vierten Verfahren wurde er durch die Geschworenen freigesprochen.
Besuchen Sie Grahams Homepage unter: http://shujaa.org/
Lesen Sie hierzu: ‚Shujaa Graham‚ auf der Seite der Journey of Hope.
Florida
Verurteilung 1981 – Verfahren eingestellt 1982
Jarramillo wurde wegen schweren Mordes in zwei Fällen zum Tode verurteilt, obwohl die Geschworenen einstimmig empfohlen hatten, ihn zu lebenslanger Haft zu verurteilen. Bei der Berufung wurde seine Verurteilung aufgehoben, da der Oberste Gerichtshof von Florida entschied, dass die Beweise gegen ihn für eine Verurteilung nicht ausreichten. (Jaramillo v. State, 417 So.2d 257 (Fla. 1982)). Aufgrund der Beweise liegt die Vermutung nahe, dass der tatsächliche Mörder der Mitbewohner des Opfers gewesen sein könnte.
Lesen Sie hierzu: ‚The Other 13 Survivors…‘ von Sydney Freedberg in St. Petersburg Times.
Massachusetts
Verurteilung 1971 – Verfahren eingestellt 1982
Johnson, ein Schwarzer, wurde von einer ausnahmslos weißen Geschworenenauswahl wegen Mordes an einem weißen Opfer zum Tode verurteilt. 1982 wurde nach der Aussage eines neuen Augenzeugen die Anklage gegen Johnson fallengelassen. Dieser Zeuge hatte sich zunächst nicht gemeldet und identifizierte nun den Hauptbelastungszeugen der Staatsanwaltschaft als tatsächlichen Mörder. 1983 wurde ein Antrag gestellt, mit dem für Johnson aufgrund der falschen Verurteilung eine Entschädigungszahlung erreicht werden sollte.
(Commonwealth v. Johnson, 429 N.E.2d 726 (1982))
Mississippi
Verurteilung 1984 – freigesprochen 1985
Larry Fisher wurde wegen Vergewaltigung und Mordes an einer 18-jährigen Highschool-Studentin in Meridian 1983 angeklagt. In der gleichen Gegend war eine Reihe ähnlicher Verbrechen begangen worden und die Medienberichterstattung vor dem Gerichtsverfahren war immens. Fisher beantragte eine Verlagerung des Gerichtsorts, was jedoch abgewiesen wurde. 1984 wurde er schuldig gesprochen und zum Tode verurteilt.

Der Oberste Gerichtshof von Mississippi hob das Urteil auf, da die umfangreiche Medienberichterstattung eine Verlegung des Verfahrens erfordert hätte: ‚Man könnte durchaus sagen, dass Fishers Schuld bereits in den Medien von Meridian, Mississippi, lautstark verkündet wurde und dies lange bevor überhaupt in Lauderdale County die Geschworenen für den Prozess feststanden. So wurde ihm sein Recht auf ein faires Verfahren genommen, noch bevor das Gerichtsverfahren begann.‘ (Fisher v. Mississippi, 481 So.2d 203, 206 (1985)).
Zwei Monate später erhielt Fisher in einem anderen County ein neues Gerichtsverfahren, bei dem er von allen Anklagepunkten freigesprochen wurde. (Siehe Fisher v. Mississippi, 532 So.2d 992, 994 (1988)(seine Verurteilung in einem anderen Fall wurde aufrecht erhalten)). Fisher blieb aufgrund einer anderen Verurteilung wegen Vergewaltigung in Haft.
Florida
Verurteilung 1983 – freigesprochen 1986
Brown wurde des schweren Mordes schuldig gesprochen und zum Tode verurteilt – entgegen der Empfehlung der Geschworenen, ihn lebenslänglich wegzusperren. Der einzige Beweis gegen Brown in der Verhandlung bestand in der Aussage eines Mitangeklagten, der für seine Teilnahme an dem Verbrechen lebenslänglich erhielt. Beim Wiederaufnahmeverfahren gab der Mitangeklagte zu, während des ersten Verfahrens eine Falschaussage gemacht zu haben, und Brown wurde freigesprochen. (Brown v. State, 471 So.2d 6 (Fla. 1985))
Lesen Sie hierzu ‚The Other 13 Survivors…‘ von Sydney Freedberg in St. Petersburg Times.
Pennsylvania
Verurteilung 1982 – Verfahren eingestellt 1986
Ferber wurde wegen schweren Mordes schuldig gesprochen und zum Tode verurteilt. Auf Drängen des Staatsanwaltes ordnete der Richter der ersten Instanz ein neues Verfahren an. Noch vor Prozessbeginn wurde die Anklage gegen Ferber fallengelassen, als Beweise auftauchten, wonach die Verurteilung auf der falschen Aussage eines Gefängnisspitzels beruhte, des Weiteren entlastende Beweise der Verteidigung nicht zur Verfügung gestellt wurden und eine Augenzeugin des Mordes sich sicher war, dass Ferber nicht der Mann war, den sie gesehen hatte. Eine Reihe von Staatsanwälten und Kriminalbeamten waren von Ferbers Unschuld überzeugt.
(Pittsburgh Post-Gazette, 18. August 1996)
Oklahoma
Verurteilung 1981 – Verfahren eingestellt 1986
Bowen hatte mit drei Todesurteilen fünf Jahre im Todestrakt des Oklahoma State Penitentiary zugebracht, bis das Berufungsgericht des Tenth Circuit das Urteil 1986 schließlich aufhob. Das Gericht urteilte, der Staatsanwalt habe Informationen über Lee Crowe, einen anderen Verdächtigen, zurückgehalten und die Gerichtsverhandlung wäre vermutlich anders ausgegangen, wäre der Verteidigung das Crowe-Material bekannt gewesen.

Crowe sah Bowen ähnlich, hatte ein stärkeres Motiv, besaß kein Alibi und trug für gewöhnlich die gleiche Schusswaffe sowie ungewöhnliche Munition bei sich, die bei dem Mord verwendet wurde. Bowen seinerseits bestand immer darauf, dass er unschuldig sei, er konnte zwölf Zeugen für sein Alibi beibringen, die bestätigten, dass er nur eine Stunde vor der Tatzeit 300 Meilen vom Tatort entfernt war und keiner der Beweisgegenstände des Verbrechens konnte mit ihm in Verbindung gebracht werden. (Bowen v. Maynard, 799 F.2d (10th Cir. 1986) und Oklahoma Publishing Co., 31. Juli 1987)
Lesen Sie hierzu ‚COWBOY BOB‘ ROPES WINS-BUT AT CONSIDERABLE COST‘ von Ken Armstrong in der Chicago Tribune
Florida
Verurteilung 1974 – Verfahren eingestellt 1987
Nachdem das Berufungsgericht für den 11. Bundesgerichtsbezirk feststellte, dass die Anklage wissentlich eine Falschaussage beim ursprünglichen Verfahren zugelassen hatte, wurde die Anklage gegen Brown fallen gelassen.
Brown wurde aufgrund der vorsätzlichen Falschaussage von Ronald Floyd wegen schweren Mordes zum Tode verurteilt; Floyd behauptete gehört zu haben, wie Brown angeblich den Mord gestand.

Floyd nahm seine Aussage später zurück und gab zu, gelogen zu haben. Nur knapp 13 Stunden vor dem Hinrichtungstermin wurde ein neues Verfahren angeordnet. Ein Jahr später wurde Brown entlassen, als der Staat entschied, den Fall nicht wieder aufzunehmen.
(Brown v. Wainwright, 785 F.2d 1457 (11th Cir. 1986); Los Angeles Times, 10. Mai 1987; und Charlotte Observer, 8. März 1987)
Lesen Sie hierzu ‚Yes, I’m Angry…‘ von Sydney Freedberg und ‚Fourteen Years…‘ von George Anderson
Illinois
Verurteilung 1979 – freigesprochen 1987
Es waren bereits zwei Prozesse ergebnislos verlaufen, da sich die Geschworenen in der Schuldfrage nicht einigen konnten, als Cobb und Williams 1977 wegen schweren Raubes und Mordes an zwei weißen Männern schuldig gesprochen und zum Tode verurteilt wurden.
1983 hob der Oberste Gerichtshof des Staates das Urteil auf. Nach mehreren Wiederaufnahmeverfahren, bei denen ein Stellvertretender Staatsanwalt aussagte, Phyllis Santini, die Hauptbelastungszeugin des Staates, habe ihm gegenüber ausgesagt, dass in Wirklichkeit ihr Freund die Morde begangen habe, wurden Cobb und Williams freigesprochen und auf freien Fuß gesetzt.
(People v. Cobb, 455 N.E.2d 31 (Ill. 1983) und Chicago Tribune, 21. Januar 1987)


Lesen Sie hierzu: ‚The Snitch System‘ vom Northwestern University School of Law Center on Wrongful Conviction
Nachtrag: Tillis starb am 9. November 2014.
Texas
Verurteilung 1977 – Verfahren eingestellt 1987
Als ein neuer Prozess angeordnet wurde, ließ die Staatsanwaltschaft die Anklage fallen, da ein Hauptbelastungszeuge sich weigerte auszusagen.
Florida
Verurteilung 1978 – freigesprochen 1987
Peek wurde wegen Mordes schuldig gesprochen und zum Tode verurteilt, obwohl Zeugen sein Alibi bestätigten. Als sich herausstellte, dass die Sachverständigenaussage hinsichtlich der Übereinstimmung von Haarproben falsch war, wurde seine Verurteilung aufgehoben. Er wurde bei seinem dritten Wiederaufnahmeverfahren freigesprochen.
(Peek v. State, 488 So.2d 52 (Fla.1986))
Lesen Sie hierzu ‚The Other 13 Survivors…‘ von Sydney Freedberg in St. Petersburg Times.
Florida
Verurteilung 1983 – freigesprochen 1987
Trotz der Empfehlung der Geschworenen, Juan Ramos zu lebenslanger Haft zu verurteilen, wurde er wegen Vergewaltigung und Mordes zum Tode verurteilt. Es lagen keine Beweismittel vor, die Ramos mit dem Opfer oder dem Tatort in Verbindung gebracht hätten. Der Supreme Court von Florida gewährte Ramos ein neues Verfahren, da die Staatsanwaltschaft Beweise missbräuchlich verwendet hatte.
Im Wiederaufnahmeverfahren wurde Ramos freigesprochen. (Ramos v. State, 496 So.2d 121 (Fla.1986) und St. Petersburg Times, 9. Juli 1999)

Lesen Sie hierzu: ‚Freed From Death Row‘ von Sydney Freedberg
Georgia
Verurteilung 1980 – freigesprochen 1987
Wallace wurde wegen Ermordung eines Polizisten schuldig gesprochen und zum Tode verurteilt, obwohl er angab, dass der Schuss sich versehentlich gelöst habe und dass er in Notwehr gehandelt habe, da er von den Polizisten geschlagen worden sei. Das Berufungsgericht des 11. Circuit ordnete ein neues Verfahren an, da Wallace beim Prozess der ersten Instanz nicht prozessfähig war.
Im Wiederaufnahmeverfahren wurde er freigesprochen, da nachgewiesen wurde, dass der Schuss unbeabsichtigt war.
(Wallace v. Kemp, 757 F.2d 1102 (1985) und Associated Press, 18. Juni 1987)
Oklahoma
Verurteilung 1983 – freigesprochen 1988
Jones wurde 1983 in Oklahoma zum Tode verurteilt. Er behauptete, bewusstlos gewesen zu sein, während seine drei Mitangeklagten Charles Keene ermordeten. In der Berufung verwies das Berufungsgericht in Strafsachen von Oklahoma den Fall zurück für einen neuen Prozess.
Das Gericht war der Auffassung, dass die Geschworenen aufgrund von auf Hörensagen beruhender und damit nicht zulässiger Zeugenaussagen sowie reißerischer Fotos voreingenommen waren. Des Weiteren teilte das Gericht Jones‘ Auffassung, dass der Fall aufgrund von Fehlverhalten der Staatsanwaltschaft zurückzuverweisen sei. Darüber hinaus stellte das Gericht fest, dass man in diesem Fall nicht von erdrückender Beweislast sprechen könne und dass die Mittäterschaft Jones‘ aufgrund der Beweislage anzuzweifeln sei.
(Jones v. State, 738 P.2d 525 (Okla. crim. app. 1987) und Oklahoma Publishing Co., 18. Januar 1988)
Florida
Verurteilung 1983 – Verfahren eingestellt 1988
Brown und Troy wurden zum Tode verurteilt, nachdem man sie angeklagt hatte, einen Mithäftling erstochen zu haben. Der Hauptbelastungszeuge gegen sie war Frank Wise, dessen ursprüngliche Aussagen die beiden entlastet hatten.
Während sie auf das Wiederaufnahmeverfahren warteten, wurde die Anklage gegen sie fallengelassen, nachdem Wise zugab, einen Meineid geleistet zu haben. (Brown v. State, 515 So.2d 211 (Fla. 1987)
Lesen Sie hierzu ‚The Other 13 Survivors…‘ von Sydney Freedberg in St. Petersburg Times.


Texas
Verurteilung 1977 – Verfahren eingestellt 1989
Adams wurde schuldig gesprochen, einen Polizisten aus Dallas getötet zu haben und wurde zum Tode verurteilt. Nach der Tat hatte man David Harris wegen Mordes festgenommen, als bekannt wurde, dass er damit angab. Harris behauptete jedoch, Adams sei der Täter.
Der Verteidiger von Adams war eigentlich auf Immobilienangelegenheiten spezialisiert, und die Hauptbelastungszeugen gegen Adams waren Harris und weitere Zeugen, die jedoch nie ins Kreuzverhör genommen wurden, da sie am folgenden Tag verschwanden.

In der Berufung wurde entschieden, dass Adams bis zum Wiederaufnahmeverfahren durch das Berufungsgericht von Texas auf freien Fuß zu setzen sei. Die Anklage verzichtete auf einen neuen Prozess, da Adams Unschuld hinreichend zu beweisen war. Adams‘ Fall diente als Grundlage für den Film ‚The Thin Blue Line‘. (Ex Parte Adams, 768 S.W,2d 281 (Tex. Crim. App. 1989), siehe Time, 3. April 1989 und ABA Journal,7/89).
Siehe auch ‚Randall Dale Adams‘ bei Journey of Hope und Randalls Buch „Unschuldig“.
Nachtrag: Randall Dale Adams verstarb am 30. Oktober 2010 aufgrund eines Hirntumors.
Florida
Verurteilung 1988 – Verfahren eingestellt 1989
Cox wurde schuldig gesprochen und zum Tode verurteilt, obwohl Beweise vorlagen, wonach er das Opfer nicht kannte und sich auch kein Zeuge fand, der bestätigt hätte, sie je zusammen gesehen zu haben. 1989 wurde Cox nach einstimmigem Beschluss des Obersten Gerichtshofs von Florida aus der Haft entlassen, da die Beweise für eine Aufrechterhaltung des Urteils nicht ausreichten. (Cox v. State, 555 So.2d 352 (Fla. 1989)).
Lesen Sie hierzu ‚The Other 13 Survivors…‘ von Sydney Freedberg in der St. Petersburg Times.
Florida
Verurteilung 1968 – freigesprochen 1989
Richardson wurde schuldig gesprochen und zum Tode verurteilt, eines seiner Kinder vergiftet zu haben. Die Anklage argumentierte, er habe das Verbrechen begangen, um die Versicherungssumme zu kassieren, obwohl eine solche Versicherungspolice gar nicht existierte. Die Hauptzeugen gegen Richardson waren zwei Gefängnisspitzel, die aussagten, Richardson habe ihnen gegenüber die Tat zugegeben.

Bei Ermittlungen nach der Verurteilung stellte sich heraus, dass ein Nachbar, der sich um Richardsons Kinder kümmerte, früher bereits wegen Mordes verurteilt worden war, und die Verteidigung konnte eidesstattliche Aussagen von Zeugen beibringen, denen gegenüber er gestanden hatte. Nachdem Janet Reno, die damalige Justizministerin aus Dade County, weitere Ermittlungen angeordnet hatte, die eine neue Anhörung zur Folge hatten, wurde Richardsons Verurteilung aufgehoben. (Richardson v. State, 546 So.2d 1037 (1989))
Lesen Sie hierzu ‚Life After Death Row‘ von Sara Rimer im New York Times Magazine und ‚The Other 13 Survivors…‘ von Sydney Freedberg in der St. Petersburg Times.
Texas
Verurteilung 1981 – Verfahren eingestellt 1990
Als nachgewiesen werden konnte, dass die Staatsanwaltschaft entlastende Beweise zurückgehalten hatte und sich Zeugen der Anklage des Meineids schuldig gemacht hatten, wurde Brandley ein neues Verfahren gewährt. Bei Ermittlungen des Justizministeriums und des FBI stellten sich weitere Fälle von Fehlverhalten heraus und so erhielt er 1989 einen weiteren Prozess. Noch vor dem Verfahren wurden sämtliche Anklagepunkte gegen Brandley fallengelassen. Sein Fall wurde zum Thema des Buchs ‚White Lies‘ von Nick Davies.
(Ex Parte Brandley, 781 S.W.2d 886 (Tex. Crim App. 1989), Dallas Times Herald, 2. Oktober 1990 und Washington Post, 1. Februar 1995)
Nachtrag: Brandley starb am 2. September 2018.
Texas
Verurteilung 1983 – freigesprochen 1990
Obwohl mehrere Zeugen aussagten, dass er 800 Meilen vom Tatort entfernt war, wurde Skelton dafür zum Tode verurteilt, einen Mann umgebracht zu haben, indem er in dessen Pickup Truck eine Sprengladung zur Explosion brachte. Der Prozess basierte ausschließlich auf Indizien, und das Berufungsgericht von Texas entschied, diese seien nicht ausreichend für einen Schuldspruch.
(Skelton v. State, 795 S.W.2d 162 (Tex. Crim. App. 1989) und Dallas Morning News, 25. Oktober 1990)
Ohio
Verurteilung 1984 – Verfahren eingestellt 1990
Johnston wurde für den Mord an seiner Stieftochter und deren Verlobten zum Tode verurteilt. Seine Verurteilung wurde 1988 durch den Obersten Gerichtshof von Ohio aufgehoben, da die Anklage der Verteidigung entlastende Beweise vorenthalten hatte und da ein Zeuge hypnotisiert worden war. Der Staat ließ die Anklage gegen Johnston später fallen.
(State v. Johnson, 529 N.E.2d 898 (Ohio 1988))

Arizona
Verurteilung 1987 – freigesprochen 1990
Jimmy Lee Mathers wurde 1987 des schweren Mordes schuldig gesprochen und zusammen mit zwei Mitangeklagten zum Tode verurteilt. Während der Verhandlung beantragte Mathers die Einstellung des Verfahrens mit der Begründung, der Staat habe nicht genügend Beweismittel vorgebracht, die eine Verurteilung rechtfertigen würden. Der Antrag wurde abgelehnt, und alle drei Männer wurden schuldig befunden und zum Tode verurteilt.
Mathers Fall wurde 1990 durch den Obersten Gerichtshof von Arizona überprüft, und obgleich das Gericht die Beweise durchaus im Sinne der Anklageseite auslegte, stellte es fest, dass es überhaupt keine beweiserheblichen Tatsachen gab, die eine Verurteilung Mathers rechtfertigten. Der Gerichtshof gelangte zu der Auffassung, die meisten der im Verfahren vorgelegten Beweismittel stellten ‚keinen Bezug zu Mathers her‘, im Übrigen habe selbst der Verfahrensrichter der ersten Instanz Zweifel daran geäußert, ob Mathers überhaupt etwas mit der Tat zu tun hatte.
Das Gericht hob Mathers‘ Verurteilung auf und trug als Urteil Freispruch ein. (State v. Mathers, 796 P.2d 866 (Ariz.1990)) Sein Mitangeklagter Theodore Washington stellte inzwischen einen vergleichbaren Antrag, in dem auf die mangelnde Beweislage gegen ihn hingewiesen wird; er befindet sich jedoch noch im Todestrakt.
Georgia
Verurteilung 1980 – Verfahren eingestellt 1991
Nelson wurde entlassen, nachdem eine Überprüfung der Unterlagen der Staatsanwaltschaft ergab, dass der Verteidigung maßgebliche Informationen unvorschriftsmäßig vorenthalten worden waren. Der Staatsanwalt des Bezirks gab zu: ‚Es gibt im ersten Prozess keinen maßgeblichen Tatbestand der Anklage, der sich nicht später als unglaubwürdig herausgestellt hätte bzw. widerlegt werden konnte.‘
(Nelson v. Zant, 405 S.E.2d 250 (Ga. 1991) und Atlanta Journal, 7. November 1991)
Florida
Verurteilung 1988 – freigesprochen 1991
Scott wurde des Mordes schuldig gesprochen und zum Tode verurteilt. Er wurde zehn Jahre nach dem Verbrechen festgenommen, als es keine Beweise mehr gab, die sein Alibi hätten bestätigen können. Scott wurde aufgrund von Zeugenaussagen verurteilt, in denen es zahlreiche Unstimmigkeiten gab. Im Berufungsverfahren wurde er vom Obersten Gerichtshof von Florida auf freien Fuß gesetzt, der feststellte, dass die für Scotts Verurteilung vorgebrachten Beweise nicht ausreichten, seinen Schuldspruch zu rechtfertigen.
(Scott v. State, 581 So.2d 887 (Fla.1991))

Lesen Sie hierzu ‚Interview with Bradley Scott‘ des Gerichtsfernsehens und: ‚We Don’t Look Back‘ von Sydney Freedberg in der St. Petersburg Times
Indiana
Verurteilung 1983 – freigesprochen 1991
Smith wurde für Straßenraub und den Mord an einer Frau zum Tode verurteilt. Die Anklagepunkte gegen den Mann, der behauptete, der Fahrer des Fluchtautos gewesen zu sein, wurden im Gegenzug für seine Aussage gegen Smith fallengelassen. Der Oberste Gerichtshof von Indiana hob 1989 Smiths Verurteilung aufgrund unzureichender Verteidigung auf.
(Smith v. State, 547 N.E.2d 817 (Ind. 1989))
Smith wurde bei seinem Wiederaufnahmeverfahren freigesprochen und 1991 entlassen, nachdem Beweise vorgelegt wurden, dass Belastungszeugen einen Meineid geleistet hatten.
(Zum Zeitpunkt des Berichts lagen dem DPIC hierzu keine weiteren Informationen vor.) (Journal-Gazette (Indiana), 10. Mai 1991 und Capitol Report, Mai/Juni 1991)
Pennsylvania
Verurteilung 1986 – freigesprochen 1992
Smith, ein früherer Rektor einer High School, wurde des Mordes an drei Menschen im Jahre 1979 schuldig gesprochen, sein Todesurteil wurde später jedoch in lebenslänglich umgewandelt. Er kam am 18. September 1992 frei, nachdem der Oberste Gerichtshof von Pennsylvania einstimmig entschied, die Staatsanwaltschaft habe entscheidende Beweise zurückgehalten, wobei er die Vorgehensweise des Staates als ‚unerhörtes‘ Fehlverhalten bezeichnete.

(Commonwealth v. Smith, 615 A.2d 321 (Pa. 1992) and Pittsburgh Post-Gazette, 17. September 1993)
Lesen Sie hierzu ‚Court Frees Jay Smith‘ von Pete Shellem und Laird Leask in The Patriot News sowie:‚Author Paid Trooper Probing Reinert Case‘ von Pete Shellem und Laird Leask in The Patriot News und:‚Evidence Surfaces in Reinert Case‘ von Pete Shellem und Laird Leask in The Patriot News.
Maryland
Verurteilung 1984 – Verfahren eingestellt 1993
Bloodsworth wurde der Vergewaltigung und des Mordes an einem jungen Mädchen schuldig gesprochen und zum Tode verurteilt. Obwohl Zeugen sein Alibi bestätigten, wurde er hauptsächlich wegen einer falschen Identifizierung durch Augenzeugen verurteilt. Als man herausfand, dass der Staat es unterlassen hatte, entlastende Beweise offenzulegen, wurde Bloodsworth ein neues Verfahren gewährt, worin er schuldig gesprochen und zu lebenslänglich verurteilt wurde. Als DNA-Tests später seine Unschuld bestätigten, wurde er aus der Haft entlassen (Washington Post, 29. Juni 1993)

Lesen Sie hierzu ‚Life After Death Row‘ von Sara Rimer im New York Times Magazine und “Bloodsworth: The True Story of the First Death Row Inmate Exonerated by DNA“ von Tim Junkin. Der Fall wurde später auch in dem Film „Bloodsworth: An Innocent Man“ dokumentiert.
Texas
Verurteilung 1984 – Verfahren eingestellt 1993
Macias wurde des Mordes an einem Mann während eines Raubüberfalls schuldig gesprochen und zum Tode verurteilt. Er wurde durch einen Arbeitskollegen belastet, der im Gegenzug für seine Aussage keine Mordanklage erhielt, sowie durch die Aussage von Gefängnisspitzeln. Spätere Ermittlungen seiner kostenlos für ihn tätigen Anwälte brachten erhebliche Beweise für die Unzulänglichkeit seiner Verteidigung ans Tageslicht.
Ein Bundesrichter ordnete eine neue Anhörung an und sagte: ‚[D]ie Fehler, die in diesem Fall gemacht wurden, sind kennzeichnend für ein System, das Anwälte derart karg entlohnt.‘ Macias‘ Verurteilung wurde aufgehoben, und eine Anklagejury lehnte es wegen Mangels an Beweisen ab, ihn erneut unter Anklage zu stellen.
(Marinez-Macias v. Collins, 810 F Supp. 782 (W.D. Tex. 1991), National Law Journal, 20. Mai 1996, und University of Massachusetts Alumni Magazine, Frühjahr 1994).
Lesen Sie hierzu ‚The Difference a Million Makes‘ von Adam Cohen im Time Magazine.
Alabama
Verurteilung 1988 – Verfahren eingestellt 1993
McMillian, ein Schwarzer, wurde des Mordes an einer Weißen schuldig gesprochen, nach einem Gerichtsverfahren, das nur eineinhalb Tage dauerte. Bei der Verhandlung sagten drei Zeugen gegen McMillian aus und die Geschworenen ließen außer Acht, dass mehrere Zeugen sein Alibi bestätigten, wonach McMillian an einem Picknick teilgenommen hatte. Obwohl die Geschworenen empfahlen, ihn zu lebenslanger Haft zu verurteilen, verhängte der Richter ein Todesurteil.

Recherchen der Fernsehsendung ’60 Minutes‘ deckten auf, dass die Staatsanwaltschaft entlastende Informationen zurückgehalten hatte und die drei Zeugen des Staates einen Meineid geleistet hatten. McMillians Verurteilung wurde durch den Alabama Court of Criminal Appeals aufgehoben und Staatsanwälte gaben zu, dass in diesem Fall Fehler gemacht wurden.
(McMillian v. State, 616 So.2d 933 (Ala. Crim. App. 1993), New York Times, 3. März 1993, sowie ABA Journal, 6/93)
Quellen und weitere Informationen: Der Fall McMillian ist Bestandteil des Buches „Ohne Gnade„, das von seinem Anwalt Bryan Stevenson verfaßt und schnell ein Bestseller wurde. 2019 wurde der Fall in dem Kinofilm „Just Mercy“ verfilmt. Weitere Informationen finden Sie auch auf der Website der Equal Justice Initiative.
Oklahoma
Verurteilung 1987 – freigesprochen 1993
Er wurde verurteilt, seine von ihm getrennt lebende Ehefrau getötet zu haben, während sie schlief. Seine Verurteilung wurde aufgehoben und er wurde 1991 aus der Haft entlassen, nachdem elf gerichtsmedizinische Sachverständige ausgesagt hatten, dass ein Bissabdruck, den man an seiner toten Frau vorfand, nicht von ihm stammen konnte. Das Berufungsgericht stellte auch unzureichende Verteidigung fest. Er wurde im Wiederaufnahmeverfahren im April 1993 freigesprochen.

(Wilhoit v. State, 816 P.2d 545 (Okla. Crim. App. 1991) und The Daily Oklahoman, 1. April 1993)
Lesen Sie hierzu: ‚My Nightmare: An Interview with Greg Wilhoit‘ von Ira Saletan
Nachtrag: Greg Wilhoit starb im Februar 2014.
Arizona
Verurteilung 1977 – freigesprochen 1993
Robison wurde wegen Mordes und Verschwörung verurteilt im Zusammenhang mit dem Tod des Reporters Don Bolles 1977. Seine Verurteilung wurde 1980 aufgehoben, doch 1990 wurde er erneut wegen dieses Verbrechens unter Anklage gestellt. Das Wiederaufnahmeverfahren im Dezember 1993 führte zu seinem Freispruch.
(State v. Robison, 608 P.2d 44 (Ariz. 1980) und Dallas Morning News, 18. Dezember 1993)

Texas
Verurteilung 1985 – freigesprochen 1993
Muneer wurde ursprünglich zum Tode verurteilt, weil er angeblich drei Auftragsmörder damit beauftragt hatte, seine Exfreundin umzubringen. Auch die Auftragsmörder wurden verurteilt, einer von ihnen erhielt die Todesstrafe. Deeb bestritt stets, etwas mit dem Verbrechen zu tun zu haben.
Seine Verurteilung wurde 1991 durch das Berufungsgericht von Texas aufgehoben, weil unzulässige Beweise im erstinstanzlichen Verfahren eingebracht worden waren. 1993 wurde sein Fall erneut verhandelt und endete mit einem Freispruch, zur Seite stand ihm dabei ein erfahrener Verteidiger.
(Deeb v. State, 815 S.W.2d 692 (Tex. Crim. App. 1991) und The Dallas Morning News, 4. November 1993)
Florida
Verurteilung 1991 – Verfahren eingestellt 1994
Golden, Lehrer an einer High School in Florida, wurde wegen Mordes an seiner Frau verurteilt. 1993 hob der Oberste Gerichtshof von Florida das Urteil auf. Das Gericht entschied, der Staat habe nicht den Nachweis erbringen können, dass es sich beim Tod des Opfers überhaupt um ein Gewaltverbrechen handelte. Golden wurde am 6. Januar 1994 entlassen und von seinen wartenden Söhnen in die Arme geschlossen. (Golden v. State, 629 So.2d 109 (Fla.1993))
Lesen Sie hierzu ‚The Other 13 Survivors…‘ von Sydney Freedberg in der St. Petersburg Times.
Nachtrag: Golden starb im Mai 2015 an einem Herzinfarkt.
Oklahoma
Verurteilung 1985 – freigesprochen 1995
Munsons Verurteilung wurde vom höchsten Berufungsgericht Oklahomas im Dezember 1994 einstimmig aufgehoben, da der Staat wesentliche Beweismittel zurückgehalten hatte, die sich für Munson vermutlich entlastend ausgewirkt hätten. (State v. Munson, 886 P.2d 999 (Okla. Crim. App. 1994))
Einige der im Prozess vorgebrachten gerichtsmedizinischen Beweise stammten von Dr. Ralph Erdmann, der später in sieben Fällen einer Straftat schuldig gesprochen wurde, darunter Falschauslegung von Fakten; er verlor seine Approbation. Beim Wiederaufnahmeverfahren im April 1995 wurde Munson freigesprochen.
(ABA Journal, 12/93 und 2/95, sowie The Oklahoma Observer, 25. April 1995)
Arizona
Verurteilung 1981 – freigesprochen 1995
Cruz wurde angeklagt, 1980 die Ermordung von zwei Menschen in Phoenix geplant zu haben. Bis er am 1. Juni 1995 schließlich freigesprochen wurde, musste Cruz fünf Gerichtsverfahren durchstehen, darunter zwei Verurteilungen und zwei ergebnislose Prozesse. Der Hauptbelastungszeuge, ein früherer Drogenhändler und Einbrecher mit Vorstrafenregister, erhielt im Gegenzug für seine Aussage Immunität. Joyce Lukezic, eine weitere Mitangeklagte, wurde im Wiederaufnahmeverfahren 1985 freigesprochen.
(State v. Cruz, 857 P.2d 1249 (Ariz. 1993), und The Arizona Republic, 2. Juni 1995)
Illinois
Verurteilung 1985 – freigesprochen 1995
Cruz wurde wegen Mordes an der 10-jährigen Jeanine Nicarico zum Tode verurteilt. Ein anderer Mann, Brian Dugan, der sich bereits wegen zweier Vergewaltigungen und Morde schuldig bekannt hatte – u.a. an einem achtjährigen Mädchen –, bevollmächtigte seinen Anwalt, der Staatsanwaltschaft mitzuteilen, er habe Nicarico getötet. In einer zweiten Gerichtsverhandlung 1990 wurde Cruz schuldig gesprochen; in dem Prozess kam es zu keiner Aussage Dugans.

Im Juli 1994 hob der Oberste Gerichtshof des Staates Cruz‘ zweite Verurteilung auf (People v. Cruz, 643 N.E.2d 636 (1994). Eine Stellvertreterin des Justizministers von Illinois kündigte, da sie der Auffassung war, dass die Beweise für Cruz‘ Unschuld sprachen und sie es für falsch hielt, die Anklage weiter zu verfolgen. Auch andere Strafverfolgungsbeamte sprachen sich gegen die fortgesetzten Anstrengungen aus, die Anklage gegen Cruz weiter zu betreiben.
Cruz wurde schließlich im November 1995 im Wiederaufnahmeverfahren freigesprochen. Der Richter wartete noch nicht einmal das Plädoyer der Verteidigung ab, sondern sprach ihn unmittelbar frei. (People v. Cruz, 88 CF 2230) Drei Staatsanwälte sowie vier Strafverfolgungsbeamte, die an der Anklage gegen Cruz und seinen Mitangeklagten (siehe unten) beteiligt waren, wurden wegen Behinderung der Justiz in diesem Fall angeklagt.
(The American Lawyer, 3/98 und National Law Journal, 20. November 1995).
Lesen Sie hierzu: ‚Life After Death Row‘ von Sara Rimer im New York Times Magazine sowie: ‚The Snitch System‘ der Northwestern University School of Law Center on Wrongful Conviction und: ‚Rolando Cruz‘ von The Justice Project
Illinois
Verurteilung 1985 – Verfahren eingestellt 1995
Hernandez wurde zusammen mit Rolando Cruz zum Tode verurteilt wegen Mordes an Jeanine Nicario 1983. 1990 erhielt Hernandez ein Wiederaufnahmeverfahren, doch die Geschworenen konnten zu keiner Einigung gelangen. Ein dritter Prozess 1991 endete mit einem Schuldspruch und einer Haftstrafe von 80 Jahren. Im Januar 1995 wurde seine Verurteilung durch den Obersten Gerichtshof von Illinois aufgehoben.

Lediglich seine eigenen indirekten Aussagen brachten Hernandez, der sich im Grenzbereich zu geistiger Behinderung befindet, mit dem Mord in Verbindung, unmittelbare Beweismittel gab es keine. Er wurde auf Kaution freigelassen, und am 8. Dezember 1995 wurde die Anklage fallengelassen.
Der Mann, der den Mord an Jeanine Nicarico gestanden hat und dessen DNA mit dem Verbrechen in Verbindung gebracht wurde, wurde in diesem Fall nicht angeklagt. Das US-Justizministerium überlegte eine Untersuchung wegen Bürgerrechtsverletzungen in diesem Fall anzustrengen.
(People v. Hernandez, 521 N.E.2d 25 (Ill. 1988), Associated Press, 8. Dezember 1995, und The National Law Journal, 1. Januar 1996)
Mississippi
Verurteilung 1990 – freigesprochen 1995
Butler wurde wegen Mordes an ihrem neun Monate alten Baby zum Tode verurteilt. Als sie ihren Sohn ohne Atmung vorfand, leistete sie Mund-zu-Mund-Beatmung und brachte ihn ins Krankenhaus.
Sie wurde von der Polizei verhört und dann unter Anklage gestellt. 1992 wurde ihre Verurteilung durch den Obersten Gerichtshof von Mississippi 1992 aufgehoben.
(Butler v. State, 608 So.2d 314 (Miss. 1992))

Im Wiederaufnahmeverfahren wurde sie am 17. Dezember 1995 nach einer sehr kurzen Beratung der Geschworenen freigesprochen. Inzwischen hält man es für wahrscheinlich, dass das Kind entweder aufgrund einer zystischen Nierenerkrankung oder am plötzlichen Kindstod gestorben ist.
Illinois
Verurteilung 1989 – Verfahren eingestellt 1996
Es gab keinerlei Beweisgegenstände, die Burrows mit dem Mord an William Dulin in Verbindung gebracht hätten. Die beiden Hauptbelastungszeugen der Staatsanwaltschaft widerriefen ihre Aussage gegen Mr. Burrows, und einer von ihnen gestand den Mord, für den man Burrows in den Todestrakt geschickt hatte. Einer der Zeugen sagte aus, Polizei und Staatsanwaltschaft hätten ihn unter Druck gesetzt.

Burrows wurde im September 1994 freigelassen, am 11. April 1996 bestätigte der Oberste Gerichtshof von Illinois die Urteilsaufhebung.
(People v. Burrows, 665 N.E.2d 1319 (Ill. 1996) und New York Times, 12. September 1994)
Lesen Sie hierzu ‚Back to Family from Life on Death Row‘ von Dirk Johnson in der New York Times und ‚The Snitch System‘ der Northwestern University School of Law Center on Wrongful Conviction
Illinois
Verurteilung 1985, Verfahren eingestellt 1996
Jimerson wurde 1985 wegen eines Mordes, der 1978 stattgefundenen hatte, zum Tode verurteilt. Die Hauptbelastungszeugin war Paula Gray, deren IQ bei 57 liegt. In ihrer ursprünglichen Geschichte der Polizei gegenüber kam Jimerson nicht vor. Später fügte sie ihrer Schilderung seinen Namen sowie drei weitere hinzu, darunter auch Dennis Williams (siehe unten Fall 67). Noch später widerrief sie ihre gesamte Aussage und gab an, die Polizei habe sie zum Lügen gezwungen.

Die ursprüngliche Anklage gegen Jimerson wurde fallengelassen, als die Polizei sieben Jahre später jedoch anbot, einige Anklagepunkte gegen Gray fallenzulassen, falls sie Jimerson mit dem Verbrechen in Verbindung brächte, erhob man erneut Anklage gegen ihn. Grays Verurteilung zu 50 Jahren Gefängnis wurde in zwei Jahre auf Bewährung umgewandelt.
1995 hob der Oberste Gerichtshof von Illinois die Verurteilung Jimersons einstimmig auf, da man Gray gestattet hatte, hinsichtlich dieses Tauschhandels falsch auszusagen. (People v. Jimerson, 652 N.E.2d 278 (Ill. 1995)).
Anfang 1996 wurde Jimerson auf Kaution entlassen, später wurde die Anklage gegen ihn ganz fallengelassen. (New York Times, 3. Juli 1996)
Lesen Sie hierzu ‚DNA Tests and a Confession Set Three on the Path to Freedom in 1978 Murders‘ von Don Terry in der New York Times und ‚The Snitch System‘ der Northwestern University School of Law Center on Wrongful Conviction
Illinois
Verurteilung 1979 – Verfahren eingestellt 1996
Williams wurde zusammen mit drei anderen (darunter Verneal Jimerson, siehe oben) wegen Mordes an einem jungen Paar im Jahr 1978 verurteilt. Nachdem Williams 18 Jahre im Gefängnis verbracht hatte, wurde er am 14. Juni 1996 entlassen, da neue Beweise darauf hinwiesen, dass man alle vier Männer fälschlich verurteilt hatte.
Ein Großteil der Ermittlungsarbeit, die zur Entlassung der Angeklagten führte, wurde von drei Journalismusstudenten geleistet.

Neuere DNA-Tests legen nahe, dass keiner der vier Männer am Verbrechen beteiligt war; ein anderer Mann legte ein Geständnis ab. Am 2. Juli 1996 wurde die Anklage gegen Williams und zwei andere fallengelassen, die in dieser Strafsache geringere Strafen erhalten hatten. Jack O’Malley, der Staatsanwalt von Cook County, entschuldigte sich bei den vier fälschlich verurteilten Angeklagten, auch bei Verneal Jimerson, der ebenfalls im Todestrakt gewesen war. (David Protess und Rob Warden, ‚A promise to Justice‘ (Hyperion 1998) und New York Times, 3. Juli 1996)
Lesen Sie hierzu: ‚DNA Tests and a Confession Set Three on the Path to Freedom in 1978 Murders‘ von Don Terry in der New York Times
Nevada
Verurteilung 1982 – Verfahren eingestellt 1996
Miranda wurde im September 1996 entlassen, nachdem die Staatsanwaltschaft es ablehnte, ihn nach der Aufhebung seiner Verurteilung erneut unter Anklage zu stellen. Miranda hatte während der gesamten 14 Jahre im Todestrakt stets seine Unschuld beteuert. Er war 1980 während des Flüchtlingsstroms aus Kuba in die Vereinigten Staaten gekommen. Die Staatsanwaltschaft bot ihm zunächst einen Handel an, der ihm zehn Jahre Haft eingebracht hätte, doch er lehnte ab, da er unschuldig war.

Schon am Tag nach der Entlassung aus dem Todestrakt – mit nur den Kleidern am Leibe und einigen wenigen Habseligkeiten – wurde er vom Einwanderungsbehörde inhaftiert. Er wurde wieder auf freien Fuß gesetzt, doch erwartete ihn eine Anhörung, in der es um seine Abschiebung gehen sollte. Im Prozess stand Miranda ein Anwalt zur Seite, der nur ein Jahr Erfahrung mitbrachte und der den Fall übernehmen musste, weil sein Kollege gestorben war. Norman Robison, der vorsitzende Richter des Bezirksgerichts von Clark County, schrieb in seiner Begründung für die Urteilsaufhebung: ‚Für derart unzureichende Prozessvorbereitung durch den Rechtsbeistand … gibt es keine Rechtfertigung.‘
(Las Vegas Review-Journal, 6. September 2001 und Dallas Morning News, 23. April 1997)
Lesen Sie hierzu: ‚Free at Last‘ des People Magazine und ‚Former Inmate’s Lawsuit…‚ von Jace Radke in der Las Vegas Sun
Illinois
Verurteilung 1993 – Verfahren eingestellt 1996
Gauger wurde im April 1993 der Ermordung seiner Eltern für schuldig befunden. Im September 1994 verringerte der erstinstanzliche Richter Gaugers Strafmaß auf lebenslänglich. Im März 1996 hob der US District Court seine Verurteilung auf und sagte, es habe für die Behörden nie ein vernünftiger Grund bestanden, Gauger überhaupt festzunehmen oder ihn einem 21stündigen intensiven Verhör auszusetzen.
Im Oktober 1996 verfügte derselbe Richter seine Entlassung, der ihn im Gerichtsverfahren dazu verurteilt hatte, durch die Giftspritze zu sterben. Die Staatsanwaltschaft focht seine Entlassung nicht an.
(US News and World Report, 9. November 1998)
Lesen Sie hierzu: ‚Free at Last‘ des People Magazine und ‚The Snitch System‘ des Northwestern University School of Law Center on Wrongful Conviction sowie ‚Gary Gauger‘ bei Journey of Hope
Kalifornien
Verurteilung 1982 – Verfahren eingestellt 1996
Der Oberste Gerichtshof von Kalifornien entschied im Juni 1996, Jones stehe ein neues Verfahren zu, da er im ursprünglichen Gerichtsverfahren 1981 wegen Mordes an Carolyn Grayson nicht angemessen verteidigt worden sei.
(In Sachen Troy Lee Jones on Habeas Corpus, 917 P.2d 1175 (1996))

Das Gericht gelangte zur Auffassung, die Verteidigung habe es unterlassen, vor dem Prozess in angemessenem Umfang eigene Ermittlungen durchzuführen, auch habe sie nicht mit möglichen Zeugen gesprochen, einen wichtigen Polizeibericht nicht angefordert, ebensowenig habe sie Ermittlungsbeihilfe beantragt. Außerdem veranlasste der Verteidiger während eines Kreuzverhörs einen Zeugen zu Aussagen, die seinen eigenen Mandanten schädigten. Im November 1996 gab die Staatsanwaltschaft bekannt, sie werde sämtliche Anklagepunkte gegen Jones fallenlassen, der zu der Zeit bereits 14 Jahre im Todestrakt verbracht hatte.
(Associated Press, 19. November 1996)
Lesen Sie hierzu: ‚California Death Sentence…‘ von Dan Goodin in The Recorder
Illinois
Verurteilung 1990 – freigesprochen 1996
Lawson wurde verurteilt, Terrence Jones während einer Familienstreitigkeit getötet zu haben. Er wurde dreimal vor Gericht gestellt. Im ersten Verfahren wurde er verurteilt und erhielt die Todesstrafe, das Urteil wurde jedoch z.T. aufgehoben, da Lawsons Pflichtverteidiger zum Zeitpunkt seiner Verhaftung Mitarbeiter im Büro des Staatsanwalts war.
(Illinois v. Lawson, 644 N.E.2d 1172 (1994))
Im zweiten Prozess konnten die Geschworenen sich nicht einigen – Angaben zufolge stand es 11:1 für einen Freispruch.

Dennoch erhob die Staatsanwaltschaft erneut Anklage gegen Lawson und forderte wiederum die Todesstrafe. In diesem letzten Prozess wurde Lawson freigesprochen und am 12. Dezember 1996 auf freien Fuß gesetzt. Am 1. August 2002 begnadigte der damalige Gouverneur von Illinois, George Ryan, Lawson wegen erwiesener Unschuld.
(St. Louis Dispatch, 12. April 1998 und Chicago Tribune, 1. August 2002)
Arizona
Verurteilung 1991 – Verfahren eingestellt 1996
Am 6. November 1996 ließ Richter Bernardo Valesco des Superior Court von Pima County die Mordanklage gegen David Wayne Grannis fallen, woraufhin dieser auf freien Fuß gesetzt wurde. (Arizona Daily Star, 7. November 1996) Grannis wurde 1991 wegen schweren Mordes zum Tode verurteilt, das Urteil wurde jedoch im Juli 1995 durch den Obersten Gerichtshof von Arizona aufgehoben und für ein neues Verfahren zurückverwiesen. (State v. Grannis, 900 P.2d 1 (Az. 1995))
Bei der Gerichtsverhandlung sagte Grannis aus, er und sein Mitangeklagter, Daniel Webster, seien per Anhalter unterwegs gewesen und Richard Sutcliffe, das spätere Opfer, habe sie mitgenommen. Sutcliffe bot den Männern einen Platz zum Übernachten an. Obwohl die Staatsanwaltschaft vortrug, dass Grannis und Webster Sutcliffe töteten, während sie ihn ausraubten bzw. bei ihm einbrachen, hielt Grannis dagegen, bis zu seiner Verhaftung nicht gewusst zu haben, dass Sutcliffe tot war. Grannis sagte aus, Sutcliffe habe sexuelle Annäherungsversuche gemacht und sei dabei immer aggressiver geworden. Durch seine Schreie sei Webster aufgewacht, der Sutcliffe getötet habe, nachdem Grannis aus dem Haus rannte. Im Prozess sagte Websters Freundin Eva Marie Lopez aus, sie habe gehört, wie Webster sich vor [ihrem Cousin] Baker brüstete, einen Mord begangen zu haben. Außerdem sagte sie aus, Webster habe zu Baker gesagt, er [Webster] habe jemanden ermordet und sich dabei gut gefühlt. (ebd., 4) In der Gerichtsverhandlung legte die Staatsanwaltschaft Fotos mit homosexuellen Handlungen als Beweisstücke vor, die man zur Zeit von Grannis‘ Verhaftung in dessen Zimmer gefunden hatte.
Bei der Urteilsaufhebung gab der Oberste Gerichtshof von Arizona an, die Fotos seien ’nur am Rande von Belang‘ und das erstinstanzliche Gericht habe seinen Ermessensspielraum missbraucht, als es sie zugelassen habe. Der Gerichtshof sagte, Unvoreingenommenheit müsse stets Vorrang haben vor etwaiger Beweiskraft der Fotos. ‚Die Entscheidung der Geschworenen könnte durch ihre Abscheu unzulässig beinflusst worden sein und nicht ausschließlich auf ihrer Überzeugung basieren, dass der Staat die Bestandteile der Straftat nachgewiesen hat. (ebd., 6)
Wenngleich Webster erneut wegen des Mordes an Sutcliffe verurteilt wurde, wurden die Anklagepunkte gegen Grannis im Wiederaufnahmeverfahren wegen unzureichender Beweislast fallengelassen.
Texas
Verurteilung 1982 – Verfahren eingestellt 1997
Guerra wurde wegen Mordes an einem Polizisten in Houston zum Tode verurteilt. Bundesrichter Kenneth Hoyt vom Federal District Court entschied am 15. November 1994, Guerra sei entweder binnen 30 Tagen erneut anzuklagen oder auf freien Fuß zu setzen. In seiner Begründung sagte er, dass die Vorgehensweise von Polizei und Staatsanwaltschaft in diesem Fall ‚ungeheuerlich‘ war, und ‚vorsätzlich‘ und ‚in böser Absicht erfolgt‘ sei.

Rechtsbeugung bzw. Amtsmissbrauch seien des Weiteren ‚planvoll darauf angelegt gewesen, … eine weitere ‚Kerbe in ihre Gewehre‘ machen zu können‘. (Guerra v. Collins, 916 F. Supp. 620 (S.D. Texas, 1995)) Das Urteil von Richter Hoyt wurde vom Berufungsgericht der Vereinigten Staaten einstimmig bestätigt (Guerra v. Johnson, 90 F.3d 1075 (5th Cir. Tex. 1996)). Obwohl Guerra ein neues Verfahren gewährt wurde, ließ der Staatsanwalt von Houston Johnny Holmes am 16. April 1997 sämtliche Anklagepunkte fallen. Guerra kehrte zurück in sein Heimatland Mexiko. (New York Times, 17. April 1997)
Lesen Sie hierzu: ‚Mexican Long Held…‚ in der New York Times
Washington
Verurteilung 1985 – Verfahren eingestellt 1997
Am 2. März 1994 hob Bezirksrichter Robert Bryan das Todesurteil für Harris wegen Mordes an Jimmy Turner im Jahr 1984 auf und erklärte es für nichtig, da Harris‘ Verteidigungsanwalt im ersten Prozess inkompetent war. Harris‘ Anwalt befragte nur drei der 32 in den Polizeiberichten genannten Zeugen und beriet sich vor dem Prozess weniger als zwei Stunden mit seinem Mandanten.
Harris‘ Mitangeklagter wurde freigesprochen. Bryan ordnete an, sofern Harris nicht zügig erneut angeklagt würde, sei er aus der Haft zu entlassen.
(Harris by & Through Ramseyer v. Blodgett, 853 F. Supp. 1239 (W.D. Wash. 1994))
Diese Entscheidung wurde am 12. September 1995 vom 9. Circuit Court of Appeals bestätigt. (Harris by & Through Ramseyer v. Wood, 64 F.3d 1432 (9th Cir. Wash. 1995))
Die Staatsanwaltschaft verzichtete auf erneute Anklageerhebung, versuchte jedoch gleichzeitig, Harris als geistig unzurechnungsfähig in eine Anstalt einweisen zu lassen. (Zuvor hatte sie ihn für hinreichend prozessfähig erklärt.) Am 16. Juli 1997 entschieden Geschworene, Harris dürfe nicht ins Western State Hospital eingewiesen werden. Harris beteuert nach wie vor seine Unschuld und sagt, man habe versucht, ihm etwas anzuhängen. (Seattle Times, 19. August 1997)
Lesen Sie hierzu: ‚Exonerated but Never Set Free‘ von Maureen O’Hagan in der Seattle Times
Florida
Verurteilung 1991 – freigesprochen 1997
Hayes wurde wegen Vergewaltigung und Mordes an einer Kollegin verurteilt, wozu u.a. auch fehlerhafte DNA-Ergebnisse beigetragen hatten. Der Oberste Gerichtshof von Florida verwarf 1995 das Urteil und erklärte die DNA-Beweise für unzulässig.
(Hayes v. Florida, 660 So. 2d 257 (1995)).

Das Opfer hielt fest umklammert vermutlich vom Täter stammende Haare. Diese Haare stammten von einem Weißen, Hayes jedoch ist schwarz. Hayes wurde im Wiederaufnahmeverfahren im Juli 1997 freigesprochen.
(Ft. Lauderdale Sun Sentinel, 17. Juli 1997).
Lesen Sie hierzu ‚The Other 13 Survivors…‘ von Sydney Freedberg in der St. Petersburg Times.
Arizona
Verurteilung 1993 – freigesprochen 1997
Christopher McCrimmon wurde wegen dreifachen Mordes 1992 im El Grande Market in Tucson schuldig gesprochen und zum Tode verurteilt. Für das gleiche Verbrechen erhielten auch die beiden Mitangeklagten Andre Minnitt und Martin Soto-Fong die Todesstrafe. Beim Prozess gegen McCrimmon hatte ein Geschworener gezögert, McCrimmon schuldig zu sprechen. Der Richter traf sich mit den Geschworenen, die ihn kurz danach einstimmig schuldig sprachen. Aufgrund der unzulässigen Beeinflussung der Geschworenen durch den Richter hob 1996 der Oberste Gerichtshof von Arizona die Verurteilung von McCrimmon auf.
(Arizona v. McCrimmon/Minnitt, 927 P.2d 1298 (1996)).
Anschließend stellte sich heraus, dass Kenneth Peasley, der Hauptankläger gegen alle drei Angeklagten, im ersten Prozess gefälschte Beweise vorgelegt hatte. Als dies bekannt wurde, erhielt McCrimmon im Wiederaufnahmeverfahren 1997 rasch einen Freispruch. (Siehe Arizona v. Minnitt, 55 P.3d 774, 779 (2002). Darin wurden Schuldspruch und Strafmaß des Mitangeklagten Minnitt verworfen, eine erneute Anklageerhebung wurde aufgrund vorsätzlicher Rechtsbeugung der Staatsanwaltschaft für unzulässig erklärt.)
Bezugnehmend auf die arglistige Täuschung durch die Staatsanwaltschaft schrieb der Oberste Gerichtshof von Arizona: ‚In den Unterlagen wimmelt es von Hinweisen darauf, dass Peasley ganz genau wusste, dass [seine vorgelegten Beweise] schlichtweg gefälscht waren. Peasleys Vergehen waren keine einmaligen Vorkommnisse, sondern entsprachen einem sich wiederholenden Muster von Fehlverhalten der Staatsanwaltschaft, das 1993 seinen Anfang nahm und sich bis zum Wiederaufnahmeverfahren 1997 hinzog.‘ (Siehe J. Toobin ‚Killer Instincts‘, The New Yorker, 17. Januar 2005). 2004 beschloss der Gerichtshof einstimmig, Peasley die Zulassung zu entziehen und schrieb, er hätte mit seinem Verhalten ‚dem Justizwesen keinen größeren Schaden zufügen können‘. (ebd.) Peasley war zweimal zum Staatsanwalt des Jahres gewählt worden.
Sowohl McCrimmon als auch Minnitt blieben wegen anderer Straftaten in Haft. Soto-Fong, dessen Verurteilung nicht aufgehoben wurde, konnte den Todestrakt verlassen, da er zum Zeitpunkt des Verbrechens noch keine 18 Jahre alt war.
(Siehe auch J. Barrios ‚Case Discarded: Tucson Convict Off Death Row‘, Arizona Daily Star, 12. Oktober 2002)
Alabama
Verurteilung 1992 – freigesprochen 1997
Padgett wurde wegen des Mordes im Jahr 1990 an seiner getrennt von ihm lebenden Ehefrau schuldig gesprochen und zum Tode verurteilt. Das Urteil wurde durch den Court of Criminal Appeals von Alabama 1995 aufgehoben. (Padgett v. Alabama, 668 So. 2d 78 (1995))

Im Wiederaufnahmeverfahren im Oktober 1997 wurde Padgett von allen Anklagepunkten freigesprochen. Es wurden Beweismittel vorgelegt, wonach möglicherweise eine andere Frau die Straftat begangen hat. Padgetts Geschwister, Kinder und andere Verwandte brachen in Tränen aus, als der Vorsitzende ihn für nicht schuldig erklärte.
(Gadsden Times, 3. Oktober 1997)
Oklahoma
Verurteilung 1988 – Verfahren eingestellt 1998
Miller wurde 1988 wegen Vergewaltigung und Mordes an zwei älteren Frauen verurteilt. 1995 wurde Millers Schuldspruch aufgehoben, als DNA-Beweismittel einen anderen Verdächtigen belasteten, der bereits wegen ähnlicher Anklagepunkte eine Freiheitsstrafe verbüßte, und Miller erhielt ein neues Verfahren.
Im Februar 1997 ließ Sonderrichter Larry Jones von Oklahoma County die Klage gegen ihn fallen und führte aus, es lägen nicht genügend Beweise vor, die rechtfertigen würden, Miller weiterhin in Haft zu behalten. Einen Monat später reagierte Richter Karl Gray von Oklahoma County auf die Berufung durch das Büro des Staatsanwalts und erhob erneut Anklage. Die Staatsanwaltschaft entschloss sich jedoch letzten Endes, alle Anklagepunkte fallenzulassen, und Miller wurde aus der Haft entlassen.
(Barry Scheck, et al., ‚Actual Innocence‘ (Doubleday 2000) und The Daily Oklahoman, 1. März 1997).
Lesen Sie hierzu: ‚When the Evidence Lies‘ von Belinda Luscombe im Time Magazine
Louisiana
Verurteilung 1984 – Verfahren eingestellt 1998
Kyles wurde zum ersten Mal im November 1984 vor Gericht gestellt, doch da die Geschworenen sich nicht einigen konnten, endete der Prozess ergebnislos. In seinem zweiten Verfahren im Dezember 1984 wurde Kyles schuldig gesprochen und zum Tode verurteilt.
Am 19. April 1995 hob der Oberste Gerichtshof der Vereinigten Staaten das Urteil auf mit dem Verweis auf Fehlverhalten der Staatsanwaltschaft, die entlastende Beweise zurückgehalten hatte: Der Staat hatte umfangreiches Informationsmaterial über einen bezahlten Informanten, der der tatsächliche Mörder gewesen sein könnte, für sich behalten. (Kyles v. Whitley, 514 U.S. 419 (1995))
Kyles erfolgreiche Berufung gelang erst in Form eines Haftprüfungsantrags auf Bundesebene, nachdem er in seinem Staat alle Rechtsmittel bereits erschöpft hatte. Im Oktober 1996 endete Kyles dritter Prozess ohne Ergebnis, da die Geschworenen sich nicht einigen konnten. Zwei weitere Prozesse, einer im September 1997 und ein anderer im Februar 1998, scheiterten aus dem gleichen Grund. Nach dem fünften misslungenen Verfahren entschieden sich die Staatsanwälte, die Anklage fallenzulassen, und Kyles wurde auf freien Fuß gesetzt.
(The Times-Picayune, 18. Februar 1998)
Louisiana
Verurteilung 1996 – Verfahren eingestellt 1999
Im Todesstrafenfall gegen Shareef Cousin wurden in Louisiana alle Anklagepunkte fallengelassen. Cousin war als 16-Jähriger wegen eines Mordes in New Orleans verurteilt worden. Der Oberste Gerichtshof von Louisiana hob seine Verurteilung auf, da rechtswidrig Beweismittel zurückgehalten worden waren (Louisiana v. Cousin, 710 So. 2d 1065 (1998)); der Staatsanwalt entschied am 8. Januar 1999, den Fall nicht weiter zu verfolgen.

Cousin hatte stets angegeben, zur Tatzeit bei einem Basketballspiel eines städtischen Freizeitzentrums gewesen zu sein, und sein Trainer sagte aus, ihn etwa 20 Minuten nach dem Zeitpunkt des Mordes zu Hause abgesetzt zu haben. Er blieb wegen einer anderen Anklage vorerst in Haft (Associated Press, 8. Januar 1999, und New York Times, 10. Januar 1999). Später wurde er auf Bewährung entlassen und arbeitete danach im Southern Center for Human Rights.
Illinois
Verurteilung 1983 – Verfahren eingestellt 1999
Porter wurde im Februar 1999 auf Antrag des Staatsanwalts auf freien Fuß gesetzt, nachdem in einem auf Video aufgezeichnetem Geständnis ein anderer Mann den Doppelmord im Jahre 1982 zugab, für den Porter die Todesstrafe erhalten hatte. Der andere Mann, der angab, in Notwehr gehandelt zu haben, wurde unter Anklage gestellt.

Der Fall erhielt seine Wende erst durch den Ermittler Paul Ciolino, der mit Professor David Protess und Journalistikstudenten der Northwestern Universität zusammenarbeitete. Deren Nachforschungen ergaben außerdem, dass ein weiterer Zeuge durch die Polizei zur Aussage gegen Porter gezwungen worden war. 1998 stand Porter bereits zwei Tage vor seiner geplanten Hinrichtung und erhielt nur deswegen einen Aufschub, weil das Gericht seine geistige Zurechnungsfähigkeit prüfen wollte. Porter hat einen IQ von 51. Seine Verurteilung wurde am 11. März 1999 offiziell aufgehoben.
(New York Times, 6. Februar 1999 und 12. März 1999)
Illinois
Verurteilung 1985 – freigesprochen 1999
Smiths Verurteilung wurde 1999 vom Obersten Gerichtshof von Illinois aufgehoben, da sie sich auf unzuverlässigen Beweisen gründete. Daher kam es auch zu keinem Wiederaufnahmeverfahren. Smith wurde wegen eines Mordes im Jahre 1985 vor einem Gasthaus in Chicago verurteilt. Bei dem Ermordeten handelte es sich um den stellvertretenden Direktor der Justizvollzugsanstalt von Pontiac.

Das Gericht sagte: ‚Wenn der Staat den Beweis nicht führen kann, dann muss der Angeklagte auf freien Fuß gesetzt werden.‘ Am 1. August 2002 begnadigte Gouverneur George Ryan Smith auf Grundlage von dessen Unschuld. Smith ist der elfte Todestrakthäftling, der in Illinois seit Wiedereinführung der Todesstrafe im Jahr 1976 entlassen wurde, bzw. der neunte seit 1994.
(Illinois v. Smith, 708 N.E.2d 365 (1999) und Chicago Sun-Times, 20. Februar 1999 und 2. August 2002).
Lesen Sie hierzu: ‚The Snitch System‘ der Northwestern University School of Law Center on Wrongful Conviction
Oklahoma
Verurteilung 1988 – Verfahren eingestellt 1999
Ronald Williamson und Dennis Fritz wurden wegen Mordes und Vergewaltigung von Deborah Sue Carter 1982 in Ada, Oklahoma, angeklagt. Sie wurden vier Jahre nach dem Verbrechen festgenommen. Beide wurden verurteilt, Williamson erhielt die Todesstrafe.
1997 hob ein Bundesberufungsgericht Williamsons Verurteilung wegen unzureichender Verteidigung auf.
(Williamson v. Ward, 110 F.3d 1508 (10th Cir. 1997) aff’g 904 F. Supp. 1529 (E. D. OK 1995))

Das Gericht stellte fest, dass Williamsons Anwalt im Zusammenhang mit dem Geständnis eines anderen Mannes weder Ermittlungen angestellt hatte, noch die Geschworenen auf das Geständnis hingewiesen hatte. Der Anwalt hatte insgesamt 3200 Dollar für die Verteidigung erhalten. Vor kurzem durchgeführte DNA-Tests von am Tatort gefundenen Beweismitteln stimmten weder mit Williamson noch mit Fritz überein, sondern deuteten auf Glen Gore hin, einen früheren Tatverdächtigen. Am 15. April 1999 wurden sämtliche Anklagepunkte gegen die beiden Angeklagten fallengelassen, und sie wurden auf freien Fuß gesetzt. Williamson ist manisch-depressiv erkrankt und wurde zur Behandlung stationär aufgenommen.
(Daily Oklahomian, 18. März 1999 und New York Times, 16. April 1999)
Lesen Sie hierzu auch: “Life After Death Row,” by Sara Rimer in The New York Times Magazine; “The Innocent Man: Murder and Injustice in a Small Town,” by John Grisham (Doubleday, 2006; Frontline: Burden of Innocence, by PBS; interview with Ronald Williamson.
Illinois
Verurteilung 1989 – Verfahren eingestellt 1999
Jones war obdachlos, als er wegen Vergewaltigung und Mordes an einer Frau aus Chicago verurteilt wurde. Nach einer lange währenden Befragung, während der Jones nach eigenen Angaben von Polizeibeamten geschlagen wurde, unterschrieb er ein Geständnis. Die Staatsanwälte in seinem Fall beschrieben ihn als ‚eiskalten, brutalen Vergewaltiger‘, der ’niemals mehr das Tageslicht sehen sollte‘. (New York Times, 19. Mai 1999)

Neueste DNA-Tests ergaben, dass Jones nicht der Vergewaltiger war, und es gab keine Beweise dafür, dass mehr als einer den Mord begangen hatte. Die Staatsanwaltschaft von Cook County reichte 1997 einen Antrag ein, worin der Oberste Gerichtshof von Illinois aufgefordert wurde, Jones Verurteilung aufzuheben. Im Mai 1999 ließ der Staat sämtliche Anklagepunkte gegen Jones fallen. Er wurde wegen eines anderen Vergehens in Gewahrsam genommen, das in einem anderen Staat noch anhängig war. (Associated Press, 18. Mai 1999, und Chicago Tribune, 18. Mai 1999)
Missouri
Verurteilung 1991 – Anklage fallengelassen 1999
Dexter wurde des Mordes an seiner Frau angeklagt, mit der er 22 Jahre verheiratet war. Die Polizei übersah wichtige Hinweise, wonach der Mord während eines missglückten Raubüberfalls erfolgte, sie kam vorschnell zu dem Schluss, Dexter müsse das Verbrechen begangen haben.
Dexters Verteidigungsanwalt war in schlechter gesundheitlicher Verfassung, des Weiteren wurde auf Bundesebene gegen ihn wegen Steuerhinterziehung ermittelt, und er versäumte es außerdem, im Verfahren vorgelegte Beweismittel – in Form von Blut – anzufechten. Die Verurteilung wurde 1997 wegen Rechtsbeugung seitens der Staatsanwaltschaft aufgehoben. (Missouri v. Dexter, 954 S.W.2d 332 (1997))
Seine damaligen Verteidiger hatten das Blut sorgfältig untersuchen lassen und konnten beweisen, dass die im Prozess vorgebrachten Ergebnisse ganz und gar falsch waren. Der Sachverständige des Staates für Blutuntersuchungen räumte ein, dass seine früheren Ergebnisse Dexter über Gebühr belastet hatten. Am Vorabend von Dexters Wiederaufnahmeverfahren im Juni 1999 ließ die Staatsanwaltschaft alle Anklagepunkte gegen ihn fallen, und er wurde freigelassen.
(Memo vom Missouri State Public Defender System vom 7. Juni 1999 und Kansas City Star, 9. Juni 1999)
South Carolina
Verurteilung 1989 – freigesprochen 1999
Manning wurde 1989 schuldig gesprochen, 1988 einen Polizisten aus South Carolina erschlagen zu haben. Die Verurteilung wurde 1991 aufgehoben (State v. Manning, 409 S.E.2d 372 (SC 1991)). Manning wurde 1993 erneut der Prozess gemacht, dieser endete jedoch ohne Ergebnis. Bei Mannings drittem Verfahren 1995 kam es erneut zur Verurteilung, die jedoch am 29. Dezember 1997 wieder aufgehoben wurde, als der Oberste Gerichtshof von South Carolina entschied, das Gericht habe seinen Ermessensspielraum missbraucht, als es dem Antrag der Staatsanwaltschaft stattgab, die Geschworenenauswahl an einem anderen Ort stattfinden zu lassen.
Es kam zu einem Wiederaufnahmeverfahren (State v. Manning, 495 S.E.2d 191 (SC 1997)), doch auch der endete ergebnislos. Die Staatsanwaltschaft klagte Manning ein fünftes Mal an. In diesem letzten Prozess 1999 wurde Manning von David Bruck vertreten, einem erfahrenen Verteidigungsanwalt für Todesstrafenfälle. Manning beteuerte, er sei zwar von einem Polizisten wegen Fahrens ohne gültige Fahrerlaubnis verhaftet worden, doch sei er geflüchtet, als der Beamte ein weiteres Fahrzeug anhielt. Die Beweisführung der Anklage basierte ausschließlich auf Indizien und die Geschworenen sprachen Manning nach weniger als drei Stunden Beratung frei.
(Morning News (South Carolina), 1. Oktober 2000)
North Carolina
Verurteilung 1997 – Verfahren eingestellt 1999
Direkt vor den Toren des Forsyth County Jail konnte Rivera seinen 3-jährigen Sohn in die Arme nehmen, nachdem er im Wiederaufnahmeverfahren freigesprochen wurde. Rivera landete 1997 im Todestrakt von North Carolina, doch seine Verurteilung wurde durch den Obersten Gerichtshof von North Carolina aufgehoben, da den Geschworenen Zeugenaussagen vorenthalten worden waren, wonach Rivera möglicherweise von anderen zum Sündenbock gemacht wurde, die ihrerseits im Mordfall an zwei Drogendealern auf schuldig plädierten.
(North Carolina v. Rivera, 514 S.E.2d 720 (1999) und Winston-Salem Journal, 23. November1999).
Illinois
Verurteilung 1993 – Verfahren eingestellt 2000
Als die Staatsanwaltschaft bekannt gab, dass sie die Anklage fallen lassen und kein neues Verfahren gegen Steve Manning wegen des Mordes an Speditionsbesitzer Jimmy Pellegrino im Jahr 1990 anstrengen werde, wurde er zum 13. unschuldig entlassenen Todesstrafenhäftling in Illinois. Ausschlaggebend für die Verurteilung Mannings war die Aussage des Polizeiinformanten Tommy Dye, der angab, in der Zeit, in der sie eine Zelle geteilt hatten, habe Manning ihm gegenüber die Tat zwei Mal gestanden.

Auf den durch Veranlassung des FBI heimlich aufgezeichneten Tonbandaufnahmen von Gesprächen der beiden Männer fand sich jedoch kein Geständnis, und Manning bestritt auch vehement, gestanden zu haben. Im Gegenzug für seine Aussage wurde Dyes Haftstrafe für Diebstahl und Waffenbesitz um acht Jahre verkürzt. Manning blieb wegen einer anderen Anklage in Haft. (Illinois v. Manning (695 N.E.2d 423 (1998) und Chicago Tribune, 19. Januar 2000) NACHTRAG: Obwohl Manning sich in Illinois als unschuldig herausstellte, blieb er aufgrund einer Verurteilung wegen Kidnapping in Missouri im Gefängnis.
Am 26. Februar 2004 wurde Manning auch von dieser Anklage freigesprochen und verließ das Gefängnis als freier Mann. Neue Ermittlungen hatten ergeben, dass der Informant, der gegen Manning ausgesagt hatte, im Gefängnis bevorzugt behandelt wurde. Ein Bundesberufungsgericht hatte ihn im November 2002 erneut wegen Kidnappings anklagen lassen wollen, doch die Staatsanwaltschaft beschloss, die Anklage fallenzulassen. Manning war der 13. Häftling, der sich in Illinois als unschuldig herausstellte, woraufhin Gouverneur Ryan ein Moratorium für Hinrichtungen aussprach, da die Zahl der nachweislich Unschuldigen die der Hinrichtungen überstieg. (Chicago Tribune, 27. Februar 2004)
Lesen Sie hierzu: ‚The Snitch System‘ der Northwestern University School of Law Center on Wrongful Conviction
Missouri
Verurteilung 1987 – freigesprochen 2000
Clemmons wurde wegen Mordes in einem Gefängnis in Missouri 1985 zum Tode verurteilt. Nachdem er alle Berufungsinstanzen im Staat Missouri und auch die erste Berufung auf Bundesebene erfolglos durchlaufen hatte, rief Clemmons seine Mutter an, um Pläne für seine Beerdigung zu machen.

Seine neuen Anwälte überzeugten die Richter eines Bundesberufungsgerichts jedoch, ihr Urteil aufzuheben und ihm ein neues Verfahren zu gewähren, und zwar u.a. auf Grundlage von Argumenten und Beweismitteln, die Clemmons selbst eingereicht hatte. (Clemmons v. Delo, 124 F.3d 944 (8th Cir. 1997))
Als im Wiederaufnahmeverfahren alle neuen Beweise vorgelegt wurden, sprachen ihn die Geschworenen am 18. Februar 2000 nach dreistündiger Beratung frei. Clemmons verblieb wegen einer anderen Anklage im Gefängnis, gegen die er ebenfalls Berufung eingelegte.
(Kansas City Star, 27. Februar 2000)
Florida
Verurteilung 1993 – Verfahren eingestellt 2000
Joseph Nahume Green wurde vom Mord an Judith Miscally am 16. März 2000 freigesprochen. Richter Robert P. Cates vom Circuit Court erklärte Green für unschuldig und verwies auf die Ermangelung von Augenzeugen oder sonstigen Beweismitteln für eine Tatschuld Greens. Green hatte stets seine Unschuld beteuert. Er wurde hauptsächlich aufgrund der Zeugenaussage Lonnie Thompsons verurteilt, des einzigen Augenzeugen der Staatsanwaltschaft.

Der Schuldspruch wurde 1996 vom Obersten Gerichtshof Floridas aufgehoben, der befand, dass die Aussagen Thompsons häufig ungereimt und widersprüchlich gewesen seien. Auch hätte man ihm nicht gestatten dürfen, im Prozess gegen Green als Zeuge auszusagen. (Nahume Green v. Florida, 688 So. 2d 301 (1996) und St. Petersburg Times (Florida), 17. März 2000)
Lesen Sie hierzu: ‚Ex-Death Row Inmate…‘ von Sydney P. Freedberg in der St. Petersburg Times
Virginia
Verurteilung 1984 – umgewandelt in lebenslänglich 1994 – uneingeschränkt begnadigt 2000
Earl Washington ist geistig zurückgeblieben. Nachdem er 1983 als Tatverdächtiger in einem anderen Fall verhaftet wurde, brachte ihn die Polizei dazu, eine Aussage im Zusammenhang mit Vergewaltigung und Mord 1982 an einer Frau in Culpeper zu machen. Später widerrief er diese Aussage.

In Folge unternommene DNA-Tests bestätigten, dass nicht Washington das Opfer vergewaltigt hatte, das noch lange genug gelebt hatte, um auszusagen, dass es bei dem Verbrechen nur einen Täter gab. Die DNA-Ergebnisse hätten zusammen mit der Aussage des Opfers im Grunde völlig ausreichen müssen, Washington zu entlasten.
Kurz bevor er 1994 aus dem Amt schied, wandelte Gouverneur Wilder Washingtons Urteil in lebenslange Haft um, mit der Möglichkeit, sie zur Bewährung auszusetzen.
Im Jahr 2000 wurden weitere DNA-Tests angeordnet, und die Resultate schlossen Washington als möglichen Täter wiederum aus. Im Oktover 2000 begnadigte der damalige Gouverneur Jim Gilmore Earl Washington uneingeschränkt.
(Erklärung des Gouverneurs Jim Gilmore zur Begnadigung Earl Washingtons, 2. Oktober 2000; New York Times, 3. Oktober 2000, und Washington Post, 24. September 2000, 4. Oktober 2000 und 15. Dezember 2001)
Lesen Sie hierzu: ‚Life After Death Row‘ von Sara Rimer im New York Times Magazine
Pennsylvania
Verurteilung 1994 – freigesprochen 2000
William Nieves konnte am 20. Oktober 2000 den Todestrakt verlassen, nachdem Geschworene in Philadelphia ihn davon freisprachen, 1992 Eric McAiley ermordet zu haben. Nieves wurde des Mordes 1994 schuldig gesprochen, gab jedoch stets an, dass er unschuldig sei. 1997 entschied der Oberste Gerichtshof von Pennsylvania, Nieves sei während seines erstinstanzlichen Verfahrens nicht angemessen vertreten worden und gewährte ihm einen neuen Prozess (Pennsylvania v. Nieves, 746 A.2d 1102 (2000)).

Beim Wiederaufnahmeverfahren zeigte Nieves‘ neuer Verteidiger John McMahon Jr., der vorher als Staatsanwalt tätig war, Ungereimtheiten bei der Identifizierung des Mörders durch den Hauptzeugen auf. (Associated Press, 21. Oktober 2000)
Lesen Sie auch: Jenn Carbin: “A Matter of Life and Death,” (Parts I and II), Philadelphia CIty Paper (Nov. 1-8, 2001).
NACHTRAG: Nieves verstarb am 8. Oktober 2005 an einer Lebererkrankung, die seinen Angaben nach nicht richtig behandelt wurde, als er im Gefängnis saß. (Associated Press, 13. Oktober 2005)
Florida
Verurteilung 1985 – Verfahren eingestellt 2000
Frank Lee Smith, der wegen Vergewaltigung und Mordes an einem 8-jährigen Mädchen im Jahr 1985 verurteilt wurde und der im Januar 2000 – noch im Todestrakt – an Krebs starb, wurde aufgrund von DNA-Tests nicht mehr der Tat beschuldigt, so ein Mitarbeiter aus dem Stab des Gouverneurs von Florida, Jeb Bush. Nach der Gerichtsverhandlung widerrief die Hauptbelastungszeugin ihre Aussage.
Dennoch sollte Smith 1990 hingerichtet werden, er erhielt allerdings einen Aufschub.

Staatsanwältin Carolyn McCann wurde vom FBI-Labor, das die DNA-Tests durchführte, darüber informiert, dass Smith als Täter nicht in Frage kam. Nun gilt ein anderer Mann, der derzeit in einer psychiatrischen Anstalt ist, als Hauptverdächtiger. (Washington Post, 15. Dezember 2000, und St. Petersburg Times (Florida), 15. Dezember 2000)
Lesen Sie hierzu: “Requiem for Frank Lee Smith” von Frontline
Louisiana
Verurteilung 1987 – Verfahren eingestellt 2000
13 Jahre hatte Michael Graham im Todestrakt verbracht, als der oberste Anklagevertreter des Staates Louisiana die Anklage gegen ihn und seinen Mitangeklagten Albert Burrell am 28. Dezember 2000 fallenließ und Michael Graham aus dem Louisiana Staatsgefängnis in Angola entlassen wurde.
Burrell wurde am 3. Januar 2001 entlassen. Graham und Burrell wurden 1987 wegen Ermordung eines älteren Ehepaars zum Tode verurteilt. Bereits zu Beginn des Jahres hatte ein Richter ihre Verurteilungen aus Mangel an Beweismitteln sowie zweifelhaften Zeugenaussagen im Prozess der ersten Instanz aufgehoben. Staatsanwalt Dan Grady gab zu, dass der Fall auf wackligen Beinen stand und „gar nicht erst vor einer Grand Jury hätte verhandelt werden dürfen“.


Im Prozess hatte die Staatsanwaltschaft der Verteidigung wichtige Informationen vorenthalten, konnte keinerlei Beweisgegenstände vorlegen und stützte sich ausschließlich auf Zeugenaussagen, deren Glaubwürdigkeit inzwischen angezweifelt wird. Beim Zurückziehen der Anklage gab das Büro des obersten Anklägers an, es habe ‚überhaupt keine glaubwürdigen Beweise‘ gegeben und es führte weiter aus, Anklagevertreter hielten es ‚für ethisch nicht vertretbar, damit einen Prozess führen zu wollen‘.
Jüngere DNA-Untersuchungen ergaben, dass am Tatort sichergestelltes Blut weder von Graham noch von Burrell stammte. Die Burrell zur Seite gestellten Verteidiger der ersten Instanz wurden unabhängig von diesem Fall später aus der Anwaltskammer ausgeschlossen.
(Associated Press, 28. Dezember 2000, und The Advocate Online, 19. März 2001)
Lesen Sie hierzu: “A Broken System: Michael Graham,” by The Justice Project
Kalifornien
Verurteilung 1983 – Verfahren eingestellt 2000
Morris wurde 1983 schuldig gesprochen und zum Tode verurteilt. Das Todesurteil wurde vom Obersten Gerichtshof von Kalifornien 1988 aufgehoben, nicht jedoch der Schuldspruch. Das Gericht ordnete später jedoch einen Verhandlungstermin an, als der Hauptbelastungszeuge auf dem Sterbebett seine Aussage widerrufen hatte.

Nach diesem Termin gewährte der Superior Court des County Los Angeles Morris einen neuen Prozess. Die Anklage entschied, den Fall nicht wieder vor Gericht zu bringen, und Morris wurde 2000 auf freien Fuß gesetzt. (LA Daily Journal, 29. Oktober 2002)
In seinem ersten Prozess wurde Morris von Ronald Slick vertreten, der 2001 in die Kritik geriet, da er der Staatsanwaltschaft vertrauliche Unterlagen übergeben hatte, damit diese einen früheren Mandanten von ihm im Todestrakt festhalten konnte. (ebd.) Der Hauptbelastungszeuge gegen Morris war Joe West. West brachte Morris mit dem Verbrechen in Verbindung nachdem er festgenommen wurde, während er nur auf Bewährung entlassen war. ‚In einer direkten Befragung durch die Staatsanwaltschaft sagte Joe West aus, er habe mit der Staatsanwaltschaft kooperiert aufgrund eines Streits mit dem Angeklagten, der darin gipfelte, dass er dem Angeklagten das Leben zu nehmen versuchte.‘
(People v. Morris, 756 P.2d 843, 857 (CA 1988))
Laut dem Obersten Gerichtshof von Kalifornien wurde ‚im Prozess kein Motiv oder Erklärung vorgetragen außer der Aussage, die der Angeklagte laut Joe West gemacht haben soll‘, nämlich dass Morris jemanden töten wolle. (ebd., 854) Arthur Jean, der Staatsanwalt in diesem Fall, später Richter am Superior Court von Los Angeles County, hatte der Verteidigung die Information vorenthalten, dass West im Gegenzug für seine Zeugenaussage bevorzugt behandelt wurde. Der Oberste Gerichtshof stellte fest, dass Jean im Vorfeld der Gerichtsverhandlung von Joe West zwei Briefe zugunsten von West geschrieben hatte, in denen er einen befreundeten Staatsanwalt und den Ausschuss für Gewährung einer bedingten Entlassung bat, gegen West aufgrund von dessen Aussage gegen Morris lediglich eine geringe Strafe für seine Straftaten zu verhängen.
Der Oberste Gerichtshof von Kalifornien entschied, dass der Staatsanwalt Morris‘ Anspruch auf ein ordnungsgemäßes Verfahren verletzte, indem er es unterließ, sein Tun bekannt zu geben. Darüber hinaus habe Jean die Lage noch verschlimmert, als er es den Geschworenen gegenüber so darstellte, als habe West keinerlei Gegenleistung erhalten. (ebd., 863) West gestand später, den gesamten Fall gegen Morris erfunden zu haben. Ein paar Wochen vor seinem Tod im Jahr 1997 sagte West in einer eidesstattlichen Aussage: ‚Meine Aussage 1978 gegen Oscar Morris … war gelogen.‘ (L.A. Daily Journal, 29. Oktober 2002)
Anmerkung: Die ursprünglich Anklage gegen Morris umfasste Raubüberfall und Mord. Die Anklage wegen Raubes wurde 1988 vom Obersten Gerichtshof Kaliforniens umgestoßen, als das Gericht sein Urteil aufhob.
Massachusetts
Verurteilung 1968 – Verfahren eingestellt 2001
Es dauerte 33 Jahre, bis Peter Limones Todesurteil wegen Mordes im Jahr 1965 nun aufgehoben (Commonwealth v. Limone, 2001 Mass. Super. LEXIS 7 (2001)) und die Anklage gegen ihn offiziell fallengelassen wurde. Zu diesem Ergebnis hatten Ermittlungen einer Sondereinheit im Auftrag des Justizministeriums geführt, die eindeutige neue Beweise entdeckten, wonach Limone und seine Mitangeklagten Joseph Salvati, Henry Tamelo und Louis Greco den Mord an Edward Deegan wirklich nicht begangen haben konnten.

1968 wurden alle vier schuldig gesprochen und Limone wurde zum Tode auf dem elektrischen Stuhl in Massachusetts verurteilt. Er blieb allerdings davon verschont, denn als Massachusetts 1974 die Todesstrafe abschaffte, wurde sein Urteil in lebenslänglich umgewandelt. Salvati, der 1997 aufgrund einer Urteilsumwandlung durch den Gouverneur aus der Haft entlassen wurde, erfuhr von Seiten der Staatsanwaltschaft, dass man auch die Anklage gegen ihn fallenlassen werde. Sowohl Tamelo als auch Greco starben im Gefängnis.
Als Hauptbelastungszeuge im Prozess gegen die vier Männer trat Joseph Barboza auf, ein Auftragsmörder, der mit der Staatsanwaltschaft zusammenarbeitete und der später zugab, den Großteil seiner Aussage erfunden zu haben. Die kürzlich offengelegten FBI-Dokumente belegen, dass dem FBI schon vor der Tat durch Informanten bekannt war, dass Deegan bald getötet werden sollte und auch wer den Mord verüben werde; nach der Tat listete ein Protokoll die Beteiligten auf. Die Namen von Limone, Savati, Tamelo oder Greco tauchten nirgends in diesen Listen auf. (New York Times, 2. Februar 2001, und Boston Herald, 21. Januar 2001)
Lesen Sie hierzu: ‚Free at Last‘ des People Magazine
Alabama
Verurteilung 1995 – Verfahren eingestellt 2001
Drinkard wurde 1995 zum Tode verurteilt, doch sein Schuldspruch wurde 2000 vom Obersten Gerichtshof von Alabama aufgehoben.
(Ex parte Gary Drinkard, 777 So. 2d 295 (2000))
Eine Gruppe von Anwälten und Ermittlern aus Alabama und das Southern Center for Human Rights in Atlanta wendeten Hunderte von Stunden für die Vorbereitung des Falls auf und konnten den Beweis führen, dass Drinkard während der Tatzeit zu Hause war.
(Decatur Daily, 27. Mai 2001, und Washington Post, 28. Mai 2001)

Florida
Verurteilung 1997 – freigesprochen 2001
Der ehemalige Todestraktinsasse Joaquin Martinez wurde im Wiederaufnahmeverfahren von allen Anklagepunkten im Mord in Florida 1995 freigesprochen.
Martinez‘ früheren Schuldspruch hatte der Oberste Gerichtshof von Florida wegen unsachgemäßer Aussagen eines Polizeibeamten in der Verhandlung aufgehoben.
(Martinez v. Florida, 761 So. 2d 1074 (2000))

Die Staatsanwaltschaft forderte im Wiederaufnahmeverfahren nicht mehr die Todesstrafe, nachdem Hauptbelastungszeugen ihre Darstellungen änderten und ihre Aussagen widerriefen. Ein im ersten Prozess verwendeter Tonbandmitschnitt mit angeblich belastenden Aussagen von Martinez wurde im Wiederaufnahmeverfahren als nicht zulässiges Beweismittel ausgeschlossen, da er nicht verständlich war.
Die neue Geschworenenauswahl erfuhr jedoch, dass eine Abschrift dieses unverständlichen Tonbandes verfasst wurde, und zwar vom Vater des Opfers, der zur Mordzeit Leiter der Asservatenkammer im Büro des Sheriffs war und der in diesem Fall eine Belohnung von $10.000 ausgesetzt hatte.
(Tampa Bay Tribune, 7. Juni 2001)
Sowohl der Papst als auch der König von Spanien hatten versucht, für den spanischen Staatsbürger Martinez zu intervenieren. Spaniens Premierminister Jose Maria Aznar begrüßte das Urteil und sagte: ‚Ich bin sehr glücklich darüber, dass dieser Spanier für unschuldig erklärt wurde. Ich war immer gegen die Todesstrafe und werde auch immer dagegen sein.‘
(Tampa Bay Tribune (Associated Press), 6. Juni 2001)
Nebraska
Verurteilung 1997 – Verfahren eingestellt 2001
Nachdem der Oberste Gerichtshof der USA es ablehnte, eine Berufung des Obersten Gerichtshofs von Nebraska anzuhören, welcher gegen das Aufheben der Verurteilung Jeremy Sheets klagte, wurde Sheets auf freien Fuß gesetzt. Die Staatsanwaltschaft stellte daraufhin das Verfahren gegen ihn ein.
(Associated Press, 14. Juni 2001)

Im September 2000 entschied der Oberste Gerichtshof von Nebraska einstimmig, eine Tonbandaufzeichnung, die von einem angeblichen Komplizen gemacht wurde, der vor dem Prozess Selbstmord beging, gehöre zu der Sorte Aussagen, die man als ‚außerordentlich fragwürdig‘, ‚von Natur aus unzuverlässig‘ und daher als unzulässig klassifizieren müsse, da die Verteidigung ihn nicht ins Kreuzverhör hätte nehmen können. (Nebraska v Sheets, 618 N.W.2d 117 (2000))
Die (später widerrufenen) Aussagen stammten von Adam Barnett, der wegen Vergewaltigung und Mord im Jahre 1992 desselben Opfers wie in Sheets Fall verhaftet worden war. Barnett gestand das Verbrechen und belastete Sheets. Im Gegenzug für die auf Band aufgenommene Aussage konnte Barnett einen Deal aushandeln, mit dem er die Anklage wegen schweren Mordes vermied, er wurde nicht zusätzlich wegen Waffenbesitzes angeklagt und man sagte ihm zu, seine Sicherheit während seines Gefängnisaufenthalts zu gewährleisten. Barnetts Aussage stellte im Prozess gegen Sheets den wichtigsten Beweis dar. (State v. Sheets, 618 N.W.2d 117 (Neb. 2000) und Associated Press, 12. Juni 2001)
Idaho
Verurteilung 1983 – Verfahren eingestellt 2001
Charles Irvin Fain, ein Veteran aus dem Vietnamkrieg, der mehr als 18 Jahre im Todestrakt von Idaho verbracht hatte, wurde aus der Haft entlassen, nachdem 2001 alle Anklagepunkte gegen ihn fallengelassen wurden.
Obwohl Fain stets seine Unschuld beteuert hatte, wurde er wegen Entführung der 9-jährigen Daralyn Johnson, sexuellen Missbrauchs und Ertränkens schuldig gesprochen und zum Tode verurteilt.

Fain, der zur Tatzeit arbeitslos war und bei seinen Eltern in Redmond, Oregon, wohnte, hatte bis Juni 1981 in Idaho gelebt. Auf der Suche nach Arbeit kehrte er im März 1982 nach Idaho zurück. Fair zog bei einem Nachbarn der Familie Johnson ein. Im September 1982 forderte ihn die Polizei auf, ein paar Haare abzuliefern. Fair war einverstanden, und diese Haarproben wurden zum Hauptbelastungsmaterial gegen ihn im Prozess.
Vor Gericht sagten Zeugen der Verteidigung aus, Fain habe sich im Februar 1982 in Oregon aufgehalten. Dennoch befanden die Geschworenen Fain für schuldig, hauptsächlich wegen der Aussage eines kriminaltechnischen Sachverständigen vom FBI über die Haarproben sowie der Aussage zweier Gefängnisspitzel, die behaupteten, Fain habe ‚belastende Erklärungen‘ in dieser Angelegenheit geäußert.
Mit Hilfe neuer Anwälte erreichte Fain, dass die Beweisgegenstände nach einem neuen DNA-Testverfahren, der Untersuchung der mitochondrialen DNA, nochmals untersucht wurden. Diese Ergebnisse schlossen nicht nur Fain als Täter aus, sondern wiesen auf zwei andere Verdächtige hin. Der Richter am District Court, der Fains Unschuldsbeteuerungen zuerst kein Gehör schenken wollte, setzte das Urteil am 6. Juli 2001 aus und ordnete an, die Staatsanwaltschaft müsse Fain entweder erneut anklagen oder ihn freilassen. Bezirksstaatsanwalt David Young von Canyon County gab bekannt, dass der Staat Fain nicht wieder unter Anklage stellen werde.
Fain wurde am 23. August 2001 aus dem Hochsicherheitsgefängnis in Boise, Idaho, entlassen. (Los Angeles Times, 19. und 24. August 2001) Young sagte: ‚Wir haben heute das getan, was die Gerechtigkeit von uns verlangt‘, was auch nahelegte, dass die Suche nach dem tatsächlichen Täter wieder aufgenommen würde.
(New York Times, 24. August 2001)
Florida
Verurteilung 1984 – Verfahren eingestellt 2002
Juan Melendez verbrachte fast 18 Jahre im Todestrakt von Florida bevor man ihn der Tat entlastete, für die er zum Tode verurteilt worden war.
Melendez, der in Brooklyn im Staat New York geboren und in Puerto Rico aufgewachsen war, wurde 1984 zum Tode verurteilt wegen Mordes an Delbert Baker.

Im Dezember 2001 hob Barbara Fleischer, Richterin am Circuit Court, das Urteil auf, nachdem festgestellt wurde, dass die Staatsanwaltschaft im erstinstanzlichen Verfahren der Verteidigung entscheidende Beweise vorenthalten hatte, was Zweifel am ursprünglichen Urteil aufkommen ließ. Die Richterin führte aus, es gebe keinerlei Beweisgegenstände, die Melendez mit dem Verbrechen in Verbindung brächten. Der Staat hatte zwei Zeugen aufgerufen, deren Glaubwürdigkeit später aufgrund neuer Beweise bezweifelt wurde. (Associated Press, 5. Dezember 2001) Nach der Urteilsaufhebung gab die Staatsanwaltschaft bekannt, sie werde die Klage gegen Melendez fallen lassen. (Associated Press, 3. Januar 2002)
Lesen Sie hierzu: ‚Juan Melendez‘ bei Journey of Hope
Arizona
Verurteilung 1992 – Verfahren eingestellt 2002
Ray Krone wurde am 8. April 2002 in Arizona aus dem Gefängnis entlassen, nachdem DNA-Tests ergeben hatten, dass er den Mord nicht begangen hatte, für den er zehn Jahre zuvor verurteilt worden war.
Rick Romley, Staatsanwalt aus Maricopa County, und Harold Hurtt, Polizeipräsident in Phoenix, kündigten im Rahmen einer Presseerklärung am 8. April 2002 an, neue DNA-Tests hätten Krone entlastet und sie würden ihn auf freien Fuß setzen lassen; es bliebe nur noch eine Anhörung im kommenden Monat, in der der Schuldspruch wegen Mordes aufgehoben werden müsse.

Romley sagte: ‚[Krone] verdient mit Sicherheit eine Entschuldigung von uns. Hier ist ein Fehler gemacht worden. … Was kann man zu ihm sagen? Es ist eine Ungerechtigkeit geschehen und wir bemühen uns, besser zu werden. Und es tut uns leid.‘ Krones erste Verurteilung erfolgte 1992, und zwar hauptsächlich aufgrund von Indizien sowie der Aussage, am Opfer gefundene Zahnabdrücke stimmten mit Krones Gebiss überein. Er wurde zum Tode verurteilt.
Drei Jahre später erhielt er ein neues Verfahren (State v. Krone, 897 P.2d 621 (Ariz. 1995)(en banc)), doch er wurde erneut schuldig gesprochen und 1996 zu lebenslanger Haft verurteilt. Alan Simpson, sein späterer Anwalt, erwirkte eine gerichtliche Anordnung für DNA-Tests. Die Tests schlossen Krone nicht nur als Täter aus, sondern belasteten auch einen anderen Mann, Kenneth Philips. Staatsanwalt William Culbertson aus Maricopa County sagte zu Richter Alfred Fenzel vom Superior Court, die Wahrscheinlichkeit, dass die DNA aus dem Speichel vom Top des Opfers von Philips stamme, stehe 1,3 Billiarden zu 1. (The Arizona Republic, 9. April 2002)
Lesen Sie hierzu die Presseerklärung des DPIC sowie:„Free at Last“ des People Magazine und „Ray Krone“ bei Journey of Hope.
Pennsylvania
Verurteilung 1998 – freigesprochen 2002
Kimbell wurde 1998 zum Tode verurteilt, nachdem er des 1994 begangenen Mordes an vier Personen einer Familie in Lawrence County, Pennsylvania, für schuldig befunden worden war.

Der Oberste Gerichtshof von Pennsylvania hob 2000 dieses Urteil jedoch auf, da bei dem Prozess Beweismaterial nicht zugelassen worden war, das möglicherweise Zweifel an seiner Schuld hätte aufkommen lassen. (State v. Kimbell, 759 A.2d 1273 (Pa. 2000))
Gemäß diesem nicht zugelassenen Beweismaterial hätte der Ehemann eines der Opfer kurz vor den Morden zu Hause und damit am Tatort gewesen sein müssen. Während der gesamten Haftdauer hatte Kimbell stets seine Unschuld beteuert. Als das Beweismaterial schließlich zugelassen wurde, wurde er im Wiederaufnahmeverfahren am 3. Mai von allen Anklagepunkten freigesprochen. (Pittsburgh Post-Gazette, 4. Mai 2002)
Kentucky
Verurteilung 1999 – Verfahren eingestellt 2002
Larry Osborne wurde am 1. August 2002 in Kentucky von allen Anklagepunkten freigesprochen und auf freien Fuß gesetzt. Der Oberste Gerichtshof von Kentucky hob seine Verurteilung auf, da das erstinstanzliche Gericht die unzulässige, auf Hörensagen beruhende Zeugenaussage von John Reid zum Prozess zugelassen hatte. (Commonwealth v. Osborne, 43 S.W.2d 234 (Ky. 2001))

Reid verstarb noch vor dem ersten Verfahren und konnte daher nicht mehr ins Kreuzverhör genommen werden. Osborne wurde 1999 zum Tode verurteilt, nachdem er des Mordes an zwei älteren Menschen in Whitley County, Kentucky, für schuldig befunden worden war. Osborne war zum Tatzeitpunkt erst 17 Jahre alt. Er war bereits der vierte freigesprochene Todestraktinsasse in den USA im Jahr 2002. (Louisville Courier-Journal, 2. August 2002)
Lesen Sie hierzu die Presseerklärung des DPIC und: ‚Youngest Man on Death Row…‘ von Associated Press, 2003
Illinois
Verurteilungen 1986, 1990, 1984, 1987 – begnadigt 2003
Am 10. Januar 2003 begnadigte Gouverneur George Ryan vier Männer wegen erwiesener Unschuld. Aaron Patterson, Madison Hobley, Leroy Orange und Stanley Howard gehörten zu den sogenannten ‚Death Row 10‘, einer Gruppe von Todestraktinsassen in Illinois, die angaben, von der Polizei gefoltert worden zu sein.
Die vier Begnadigten behaupteten, sie hätten ihre Geständnisse erst abgegeben, nachdem man sie geschlagen, Schusswaffen auf sie gerichtet, sie Elektroschocks ausgesetzt oder sie mit einer Schreibmaschinenabdeckung beinahe erstickt hatte. 2002 wurde ein Sonderankläger eingesetzt, eine breit angelegte Untersuchung der Anschuldigungen von 60 verdächtigten Personen durchzuführen, die wie die Death Row 10 angegeben hatten, in den 80er Jahren von Jon Burge, dem ehemaligen Polizeichef von Chicago bzw. dessen Ermittlern in der für Straftaten im Burnside-Bezirk zuständigen Zentrale gefoltert worden zu sein.
Jon Burge wurde 1993 von der Polizeibehörde Chicago wegen seiner Beteiligung an der Folter eines anderen Häftlings entlassen. Gouverneur Ryan untersuchte die Fälle sämtlicher Todestraktinsassen in Illinois und begnadigte diese vier Männer, da ihre Geständnisse und andere Informationen unter Zwang erlangt worden waren. Gouverneur Ryan wandelte die Todesurteile von 167 weiteren Häftlingen um, begnadigte diese jedoch nicht.
(Chicago Tribune, 10. Januar 2003)
Florida
Verurteilung 1986 – Verfahren eingestellt 2003
Rudolph Holton wurde am 24. Januar 2003 aus dem Todestrakt in Florida entlassen, nachdem die Staatsanwaltschaft sämtliche Anklagepunkte gegen ihn fallengelassen hatte.
(Miami Herald, 25. Januar 2003)

2001 wurde Holtons Verurteilung wegen Vergewaltigung und Mordes im Jahre 1986 aufgehoben, als ein Berufungsgericht in Florida entschied, der Staat habe der Verteidigung entlastendes Beweismaterial vorenthalten, das auf einen anderen Täter schließen ließ. Auch stellte das Gericht fest, dass neue DNA-Tests die Aussage eines Zeugen der Anklage im Prozess widerlegten. Im Gerichtsverfahren hatte ein Zeuge ausgesagt, im Mund des Opfers gefundene Haare brächten Holton mit dem Verbrechen in Verbindung. Neuere DNA-Untersuchungen ergeben jedoch eindeutig, die Haare können nicht Holtons sein, es sei vielmehr wahrscheinlich, dass sie vom Opfer selbst stammten. (Florida v. Holton, No. 86-08931 (Fla. Cir. Ct. Sept. 2001))
Im Dezember 2002 erhielt der Oberste Gerichtshof von Florida die Entscheidung des vorinstanzlichen Gerichts aufrecht, Holtons Verurteilung und Strafmaß zu revidieren. (Florida v. Holton, No. SC01-2671, 2002 Fla. LEXIS 2687 slip op. at 1 (Fla. December 18, 2002)). Im Januar 2003 kündigte die Staatsanwaltschaft an, sie werde sämtliche Anklagepunkte gegen Holton, der 16 Jahre im Todestrakt verbracht hatte, fallenlassen. (Miami Herald, 25. Januar 2003)
Lesen Sie hierzu ‚Part I: The Innocence Defence‘ sowie ‚Part II: The Innocence Defense‘ von David Karp in der St. Petersburg Times
Arizona
Verurteilung 1999 – Verfahren eingestellt 2003
Am 14. März 2003 ließ das Büro des Staatsanwalts von Pima County, Arizona, sämtliche Anklagepunkte gegen Todestraktinsassen Lemuel Prion fallen, der 1999 schuldig gesprochen worden war, Diana Vicari ermordet zu haben.
Einstimmig hob der Oberste Gerichtshof von Arizona das Urteil im August 2002 auf, mit dem Hinweis, das erstinstanzliche Gericht habe einen die Anfechtbarkeit begründenden Fehler begangen, indem es Beweise für einen anderen Verdächtigen ausschloss.

Laut dem Obersten Gerichtshof gab es keine Beweisstücke, die Prion als Mörder identifiziert hätten, und das erstinstanzliche Gericht habe seine Befugnisse überschritten, indem es der Verteidigung nicht gestattet habe, Beweise einzubringen, wonach ein Dritter, John Mazure, der eigentliche Täter gewesen sei. Mazure, der in dem Mordfall ebenfalls als Verdächtiger gegolten hatte, war bekannt für sein aufbrausendes Temperament. Er hatte Vicari in der Nacht ihres Verschwindens getroffen, verschwieg bei der polizeilichen Vernehmung Informationen und ‚erschien am Morgen nach Vicaris Verschwinden bei der Arbeit derart unordentlich und durcheinander, dass man ihn feuerte‘. Der Oberste Gerichtshof von Arizona war der Ansicht, dass die Aussage eines Zeugen für die Annahme spreche, Mazure habe ‚die Gelegenheit und das Motiv gehabt, dieses Verbrechen zu begehen …‘ (Arizona v. Prion, No. CR-99-0378-AP (2002))
Prions Verurteilung basierte in erster Linie auf der Aussage von Troy Olson, der Prion als denjenigen identifizierte, der in der Mordnacht mit Vicari zusammen gewesen sei. Als die Polizei Olson Fotos von Prion zum ersten Mal vorgelegt hatte, konnte Olson Prion jedoch nicht identifizieren. Laut dem Gerichtshof sagte Olson aus, ‚die Person auf dem Foto komme ihm nicht bekannt vor‘. Aber siebzehn Monate später, nachdem Olson ein Foto von Prion in der Zeitung gesehen hatte, wo dieser als Hauptverdächtiger im Mordfall Vicari bezeichnet wurde, glaubte Olson, Prion identifizieren zu können.
Der Gerichtshof war auch der Auffassung, das erstinstanzliche Gericht habe einen benachteiligenden Fehler gemacht, als es unterließ, den Mordfall Vicari von einem Verfahren gegen Prion in einer anderen Strafsache abzutrennen, indem es anführte, jede Verbindung zwischen den beiden Straftaten stehe bestenfalls auf wackligen Beinen. Die Ankläger gaben zu, Prion wäre aller Voraussicht nach freigesprochen worden, hätte man bei der Prozessführung als Richtschnur die Entscheidung vom August 2002 zugrunde gelegt. Prion verblieb wegen einer anderen Strafsache in Utah in Haft.
(Tucson Citizen, 15. März 2003)
Alabama
Verurteilung 1997 – freigesprochen 2003
Ein Schwurgericht in Alabama sprach den Todestrakthäftling Wesley Quick des 1995 begangenen Doppelmordes frei, für den er 1997 zum Tode verurteilt worden war. Die Geschworenen sprachen Quick am Ende seines dritten Verfahrens in dieser Strafsache frei.

Quicks erster Prozess endete ergebnislos aufgrund von Fehlverhalten seitens der Geschworenen, eine zweite Geschworenenauswahl verurteilte ihn jedoch 1997. (Quick v. State, 825 So. 2d 246 (2001)). Während dieses Prozesses versuchte die Verteidigung, den Belastungszeugen wegen vorheriger widersprüchlicher Aussagen im ersten Verfahren anklagen zu lassen, der Richter gestattete dem Anwalt jedoch nicht, dafür dessen eigene Notizen zu verwenden und weigerte sich, dem Verteidiger eine Abschriftskopie des vorangegangenen Verfahrens zur Verfügung zu stellen.
Quick wurde schuldig gesprochen und zum Tode verurteilt, das Revisionsgericht für Strafsachen des Staates Alabama hob dieses Urteil jedoch 2001 auf und entschied, der Richter habe in Quicks zweitem Prozess Quick eine kostenlose Abschrift des vorangegangenen ergebnislosen Verfahrens zu Unrecht verweigert, die ihm als mittellosem Angeklagten zugestanden hätte.
In Quicks drittem Verfahren wegen des Doppelmords, bei dem ihm ein erfahrener Rechtsbeistand zur Seite stand, sagte er aus, er habe die Morde nicht begangen, er sei jedoch am Tatort gewesen und habe gesehen, wie Jason Beninati, der Hauptbelastungszeuge gegen ihn, die Männer getötet habe.
(Birmingham News, 22. April 2003)
Louisiana
Verurteilung 1985 – freigesprochen 2003
John Thompson wurde 1985 wegen eines Mordes in New Orleans zum Tode verurteilt. Thompson, der seit seiner Festnahme seine Unschuld beteuert hatte, wurde am 9. Mai 2003 aus der Haft entlassen, kaum 24 Stunden, nachdem die Geschworenen ihn in seinem Wiederaufnahmeverfahren freigesprochen hatten. (Times-Picayune, 9. Mai 2003)

Thompsons Anwalt hatte 1999, knapp fünf Wochen vor dem festgesetzten Hinrichtungstermin, entscheidende Beweismittel in Form von Blutanalysen ausfindig gemacht, die Informationen hinfällig werden ließen, die die Entscheidung der Geschworenen für die Todesstrafe beeinflusst hatten. Die Angaben zum Blut, die der Staat unvorschriftsmäßig zurückgehalten hatte, entlasteten Thompson von einer Verurteilung wegen Raubes. Diese Verurteilung hatte Thompson davon abgehalten, bei seinem Mordverfahren in den Zeugenstand zu treten. 2001 hatte der Prozessrichter Patrick Quinlan Thompsons Todesurteil annulliert mit dem Hinweis, die irrtümliche Verurteilung wegen Raubes habe höchstwahrscheinlich die Entscheidung der Geschworenen beeinflusst, Thompson in den Todestrakt zu schicken. Thompson blieb in Haft, verurteilt zu lebenslänglich ohne Bewährung.
(State v. Thompson, 825 So. 2d 552, 557 (La. 2002))
In einem späteren Berufungsverfahren vor dem 4. Circuit Court of Appeals von Louisiana entschied das Gericht, man habe Thompson ‚das Recht vorenthalten, in eigener Sache in den Zeugenstand zu treten aufgrund Fehlverhaltens des Staates im anderen Fall‘. (ebd.) Das Gericht entschied, es sei das ‚vorsätzliche Zurückhalten durch die Anklage von entlastendem Beweismaterial im Fall wegen bewaffneten Raubüberfalls, was [Thompsons] irrtümliche Verurteilung in dieser Sache zur Folge hatte und auch zu seiner späteren Entscheidung führte, aufgrund der irrtümlichen Verurteilung im aktuellen Fall nicht auszusagen‘. (ebd.)
Der Gerichtshof hob Thompsons Schuldspruch und die Verurteilung auf und ordnete einen neuen Prozess an. Im Wiederaufnahmeverfahren wurde erstmalig die Zeugenaussage von Thompson gehört, der seine Unschuld erklärte. Darüber hinaus hörten die Geschworenen die Aussage einer Augenzeugin, die darauf beharrte, John Thompson sei nicht derjenige gewesen, den sie das Opfer hatte töten sehen. Ebenfalls hörten sie die Aussage, wonach ein anderer Mann, Kevin Freeman, der tatsächliche Mörder sei.
Ursprünglich hatte man Freeman wegen dieses Mordes angeklagt, doch er gelangte zu einer Absprache mit der Anklageseite und brachte Thompson mit der Tat in Verbindung. Zwar verstarb Freeman vor Thompsons jüngstem Verfahren, doch ließ man seine früher gemachten Aussagen zu diesem Fall als Beweis vor Gericht zu, danach wurden Fragen gestellt, die die Verteidigung im Kreuzverhör vorgebracht hätte. Das Verfahren wurde abgeschlossen, nachdem die Geschworenen nach weniger als einer Stunde Beratung Thompson freigesprochen hatten.
(Times-Picayune, 9. Mai 2003).
Lesen Sie hierzu die Presseerklärung des DPIC.
Ohio
Verurteilung 1976 – Verfahren eingestellt 2003
Timothy Howard und Gary James wurden im Dezember 1976 verhaftet wegen eines Banküberfalls in Columbus, Ohio, bei dem einer der Männer des Sicherheitsdienstes getötet worden war. Beide Männer beharrten während des gesamten Prozesses darauf unschuldig zu sein. Im Jahre 1978 wurde die Todesstrafe in Ohio für verfassungswidrig erklärt und jeder Todestrakthäftling erhielt ein neues Strafmaß.

Howard und James wurden zu lebenslänglich verurteilt. Mithilfe von durch Centurion Ministries aus New Jersey aufgebrachten Mitteln gelang es Howard und James in der Folge, neues Beweismaterial beizubringen, das ihren Anwälten zum Zeitpunkt des Verfahrens nicht zur Verfügung gestanden hatte, darunter widersprüchliche Zeugenaussagen und Fingerabdrücke. James erklärte sich mit einem staatlichen Lügendetektortest einverstanden und bestand diesen auch, woraufhin der Staatsanwalt Ron O’Brien aus Franklin County umgehend sämtliche Anklagepunkte ‚um der Gerechtigkeit Genüge zu tun‘ fallenließ.
Howard wurde bereits am 23. April freigelassen, als Richter für Zivilrecht Michael Watson aus Franklin County dessen Verurteilung aufhob mit dem Verweis auf während des Verfahrens nicht offengelegte oder nicht verfügbare Beweise. Der Staat verzichtete auf sein Revisionsrecht und entlastete ihn so von den Anklagepunkten.
Während O’Brien sagte, die Entlassung der beiden komme einem Eingeständnis gleich, dass ein 26 Jahre alter Fall von Mord und Raubüberfall ungeklärt sei, es wünsche jedoch niemand, ‚dass jemand im Gefängnis eine Haftstrafe absitzt für etwas, was er nicht getan hat‘.
(Columbus Dispatch, 16., 18. und 21. Juli 2003)
Missouri
Verurteilung 1986 – Verfahren eingestellt 2003
Joseph Amrine wurde 17 Jahre zuvor zum Tode verurteilt wegen Mordes an einem Mithäftling in einem von Missouris SuperMax-Hochsicherheitsgefängnissen.
Amrine beteuerte von Anfang an seine Unschuld in dieser Angelegenheit, bei der die Ermittler keinerlei Beweisgegenstände für seine Tatbeteiligung vorbringen konnten.

Amrine wurde aufgrund der Zeugenaussagen von Mithäftlingen verurteilt, von denen drei ihre Aussage später zurückzogen und zugaben, für im Gegenzug erteilten Schutz eine Falschaussage gemacht zu haben. Bei einem Abstimmungsergebnis von 4 zu 3 Stimmen ordnete der Oberste Gerichtshof von Missouri im April 2003 an, Amrine binnen 30 Tagen auf freien Fuß zu setzen (Amrine v. Roper, Mo. Sup. Ct. No. SC84656, 29. April 2003). Vor Gericht argumentierte die Staatsanwaltschaft, neu aufgetauchte Beweise für Unschuld sollten sich nicht auf den Fall auswirken (Herald Sun, 29. April 2003). Am 28. Juli 2003 kündigte Staatsanwalt Bill Tackett an, er werde für Amrine keinen neuen Prozess fordern und dieser werde aus der Haft entlassen (Associated Press, 28. Juli 2003).
Lesen Sie hierzu die Berichterstattung des DPIC in Sachen ‚Staat Missouri gegen Joseph Amrine‘ sowie die Presseerklärung des DPIC und ‚Facing Execution on Tainted Testimony‘ von Amnesty International.
Pennsylvania
Verurteilung 1982 – Verfahren eingestellt 2003
Im Jahre 1981 befand sich Nicholas Yarris wegen einer minderschweren Straftat in Haft, als er von der Ermordung der 32-jährigen Linda Mae Craig in Delaware County, Pennsylvania, erfuhr. Yarris dachte freizukommen, wenn er den Ermittlern sagte, er wisse, wer der Täter sei. Yarris gab den Ermittlern einen falschen Namen an, in der Annahme, er könne die Tat einem toten Arbeitskollegen anhängen.

Die Polizei ließ an Mithäftlinge durchsickern, Yarris sei ein Spitzel, danach wurde Yarris über Tage regelmäßig verprügelt und misshandelt. Um sich endlich davor zu schützen, fragte Yarris, was denn geschehen würde, wenn er an der Tat beteiligt, aber nicht der Mörder gewesen wäre. Das Verprügeln hörte auf, und Yarris wurde unter Mordanklage gestellt.
Ein Mitgefangener war mit dem Staatsanwalt einen Deal eingegangen und begann damit, falsche Informationen über Yarris zu verbreiten, wofür er im Gegenzug Kontaktbesuche mit seiner Frau erhielt sowie ein geringeres Strafmaß. Dieser Häftling war im Prozess einer der wenigen, die gegen Yarris aussagten. Das einzige Beweismaterial, das die Staatsanwaltschaft vorlegte, war Sperma, das lediglich auf die Blutgruppe hin untersucht worden war.
Während des Verfahrens im Juni 1982 weigerte sich die Anklageseite, 20 Seiten Dokumente auszuhändigen, bei denen sich später herausstellte, dass sie weiteres Beweismaterial und widersprüchliche Zeugenaussagen enthielten. Yarris wurde schuldig gesprochen und in die Todeszelle geschickt.
In der Revision gab ein Bundesrichter einem Antrag der Staatsanwaltschaft statt, Beweise aus diesem Fall in einem Labor in Alabama untersuchen zu lassen; später wurde herausgefunden, dass man dort keinerlei Erfahrung mit DNA-Untersuchungen besaß. In dem Labor kam man zu keinen beweiskräftigen Ergebnissen, die Yarris ausgeschlossen bzw. jemand anderes belastet hätten. Ein Antrag im Mai 1994 auf ein neues Verfahren wurde abgelehnt. Schließlich wurden die DNA-Proben im Jahre 2000 von unabhängiger Seite untersucht, wofür das Federal Defender Office von Pennsylvania als Rechtsbeistand von Yarris sorgte. Die Ergebnisse aus drei Tests der Proben vom Tatort schlossen Yarris als Täter aus. Ein Richter für Zivilrecht in Philadelphia hob Yarris‘ Verurteilung auf und ordnete ein neues Verfahren an. (Pennsylvania v. Yarris, No 690-OF1982, Court of Common Pleas, Delaware County, 3. September 2003 [Verfügung zur Urteilsaufhebung])
Laut Joseph Brielmann, dem stellvertretenden Staatsanwalt von Delaware County, überprüfte das Büro des Staatsanwalts sämtliche verfügbaren Beweise und man habe ’nicht ausreichend Material zusammen, gerichtlich gegen Mr. Yarris vorzugehen. … Aus Gründen der Fairness Mr. Yarris gegenüber haben wir beantragt, die Strafverfolgung gegen ihn einzustellen‘. (Pittsburgh Post-Gazette, 10. Dezember 2003; Pennsylvania v. Yarris, No 690-OF1982, Court of Common Pleas, Delaware County, 9. Dezember 2003 [Verfügung der Verfahrenseinstellung])
Staatsanwalt Michael Green sagte, er könne sich vorstellen, eine Entschuldigung ‚in eher privatem Rahmen‘ in Erwägung zu ziehen. (Pittsburgh Post-Gazette, 10. Dezember 2003) Yarris verbleibt jedoch in Haft für Straftaten, die er auf der Flucht in Florida 1985 begangen hatte. Beamte in Florida und Pennsylvania entscheiden derzeit, wie lange Yarris noch hinter Gittern bleiben muss, bzw. ob überhaupt. (Philadelphia Inquirer und Los Angeles Times, 10. Dezember 2003)
North Carolina
Verurteilung 1998 – freigesprochen 2004
Alan Gell wurde wegen Raubüberfalls und Mordes im Jahre 1995 an einem pensionierten Lkw-Fahrer namens Allen Ray Jenkins verhaftet. Die beiden Hauptzeugen der Anklage waren Gells ehemalige Freundin und deren beste Freundin, beide seinerzeit noch Teenager. Beide Mädchen, die in Jenkins‘ Haus gewesen waren und sich schuldig bekannten, am Mord beteiligt gewesen zu sein, sagten aus, sie hätten gesehen, wie Gell Jenkins am 3. April 1995 erschossen habe.

Die Staatsanwaltschaft hielt jedoch relevante Beweise zurück, die Gell bereits im ersten Gerichtsverfahren hätten entlasten können, darunter eine Tonbandaufzeichnung von einem der Mädchen, worin es aussagte, es habe eine Geschichte erfinden müssen über den Mord. ( 10. Dezember 2002)
2002 entschied ein Richter vom State Superior Court, die Anklage habe Beweise zurückgehalten, die sich für Gell vorteilhaft ausgewirkt hätten, und er hob Gells Verurteilung auf.
(North Carolina v. Gell, No. 95 CRS 1884, Order (Superior Court of Bertie County, 16. Dezember 2002) (Urteilsaufhebung und Gewähren eines neuen Verfahrens.)
Gell erhielt im Februar 2004 einen neuen Prozess. Die Verteidigung konnte Beweise vorlegen, wonach sich Gell zum Zeitpunkt von Jenkins‘ Ermordung außerhalb des Staates bzw. im Gefängnis aufgehalten habe, dem Vernehmen nach war das so um den 14. April. Dies widerlegte die Angabe des 3. April, den die Ankläger im ersten Verfahren anführten. Gegen die von der Anklage aufgestellten zeitlichen Abläufe sprachen auch eine Reihe von Angaben von nicht weniger als 17 Zeugen, die den Ermittlern gesagt hatten, sie hätten Jenkins zwischen dem 7. und dem 10. April lebend gesehen. Das wichtigste neue Beweismittel war jedoch die genannte Tonbandaufzeichnung, in der die Hauptzeugin der Anklage darauf hinwies, sie habe sich eine Geschichte über die Ermordung ausgedacht. Gell wurde 1998 im ersten Prozess verurteilt und verbrachte die folgenden vier Jahre im Todestrakt, bis ein neues Verfahren angeordnet wurde.
Am 18. Februar 2004 befanden die Geschworenen Gell in allen Punkten für nicht schuldig und er konnte das Gerichtsgebäude mit seinen Angehörigen verlassen. (18. Februar 2004)
Lesen Sie hierzu ‚Time of Death: A Murder Mystery‘ und ‚Gell Files Suit Over Prosecution‘ von Joseph Neff in The News and Observer.
Illinois
Verurteilung 1987 – Verfahren eingestellt 2004
Gordon ‚Randy‘ Steidl wurde am 28. Mai 2004 nach 17 Jahren Haft aus einem Gefängnis in Illinois entlassen, zu Unrecht verurteilt wegen Mordes im Jahre 1986 an Dyke und Karen Rhoads.
Eine Untersuchung der Staatspolizei von Illinois im Jahr 2000 fand heraus, dass die vor Ort ermittelnden Polizeibeamten bei ihrer Arbeit äußerst schlampig vorgegangen waren, was zum Fehlurteil für Steidl und dessen Mitangeklagten Herbert Whitlock führte.

Aufgrund der ziemlich miserablen Vertretung vor Gericht gestand man Steidl 1999 einen neuen Gerichtstermin für die Strafbemessung zu, bei dem man ihn zu lebenslänglich ohne Möglichkeit der Bewährung verurteilte. 2003 hob Bundesrichter Michael McCuskey Steidls Verurteilung auf und ordnete ein Wiederaufnahmeverfahren für ihn an (267 F. Supp. 2d 919 (C.D. Ill 2003)), mit der Begründung, hätte man vor Gericht sämtliche Beweise auch vorgebracht, die hätten ermittelt werden müssen, hätten die Geschworenen Steidl ‚aller Wahrscheinlichkeit nach‘ freigesprochen.
Der Fall wurde neu aufgerollt, es wurden DNA-Tests gemacht und man konnte keine Verbindung zu Steidl finden. Staatsanwältin Lisa Madigan entschied, keine Revision einzulegen, und die Anklagevertreter von Edgar County beschlossen, den Fall nicht erneut zu verhandeln. (Chicago Tribune, 27. Mai 2004)
Lesen Sie hierzu ‚The Snitch System‘ von der Northwestern University School of Law Center on Wrongful Conviction.
Massachusetts
Verurteilung 1974 – Verfahren eingestellt 2004
Laurence Adams konnte 30 Jahre nach seiner Verurteilung das Gefängnis in Massachusetts verlassen, wo er wegen Raubüberfalls und Mordes 1972 an einem Transitarbeiter in Boston in Haft gewesen war. Richter Robert Milligan vom Superior Court hob 2004 Adams Schuldspruch auf, da die Polizei wichtige Beweise für sich behalten hatte.
Der Staatsanwalt sprach die Empfehlung aus, Adams gegen Sicherheitsversprechen auf freien Fuß zu setzen (Boston Globe, 20. Mai 2004). Am 7. Juni 2004 wurde die Anklage gegen Adams offiziell fallengelassen.
(New York Times, 8. Juni 2004)

Adams wurde als 19-Jähriger aufgrund der Aussagen zweier Zeugen verurteilt, deren eigene von diesem Fall unabhängige Anklagen nach ihrer Aussage fallengelassen worden waren. Der Hauptzeuge des Staates sagte aus, der Angeklagte habe bei einem Gespräch in einer Privatwohnung die Straftat zugegeben, später jedoch wurden Aufzeichnungen gefunden, wonach der Zeuge in Wirklichkeit zum vorgeblichen Zeitpunkt der Unterhaltung inhaftiert war. Der Zeuge war tatsächlich mit einem der ebenfalls tatverdächtigen zwei Brüder in Haft. Die zweite Zeugin zog ihre Aussage gegen Adams kurz vor ihrem Tod zurück. Der vom Gericht zur Verteidigung Adams‘ bestimmte Anwalt vertrat gleichzeitig mit Adams‘ Verfahren auch einen der beiden Brüder. (Boston Globe, 21. Mai 2004)
Nach dem ersten Prozess wurde Adams 1974 zum Tode verurteilt, der Oberste Gerichtshof von Massachusetts verringerte das Strafmaß jedoch auf lebenslänglich, nachdem die Todesstrafengesetzgebung des Staates als nicht verfassungsgemäß erklärt worden war. Adams hatte stets seine Unschuld beteuert. Er erwarb im Gefängnis einen Bachelor-Abschluss in Soziologie. J.J. Barter, Adams‘ Verteidiger im Revisionsverfahren, sagte: ‚Es geht nicht darum, ob er da war, sondern darum, dass er nicht schuldig ist. Er war nicht dort.‘ (Boston Globe, 30. April 2004)
Louisiana
Verurteilung 1996 – Verfahren eingestellt 2004
Dan L. Bright wurde 1996 wegen schweren Mordes in Louisiana schuldig gesprochen und zum Tode verurteilt. Im Revisionsverfahren befand der Oberste Gerichtshof von Louisiana das Beweismaterial für zu dürftig, ihn deswegen für schweren Mord zu verurteilen, und erließ den Urteilsspruch schuldig des Mordes mit bedingtem Vorsatz. (State v. Bright, 776 So.2d 1134 (La. 2000))

Das erstinstanzliche Gericht sprach das Strafmaß lebenslänglich ohne Möglichkeit der Bewährung sowie Zwangsarbeit aus. Am 25. Mai 2004 revidierte der Oberste Gerichtshof von Louisiana Brights Schuldspruch, setzte das Strafmaß aus und verwies den Fall zur Neuverhandlung zurück unter dem Hinweis, der Staat habe wesentliche Beweismittel hinsichtlich der kriminellen Vorgeschichte des Hauptbelastungszeugen Freddie Thompson unterschlagen.
Das Gericht stellte fest, es gebe keinerlei Beweisstücke gegen Bright und Bright sei ausschließlich aufgrund von Thompsons Aussage verurteilt worden. Am Tag der Straftat war Thompson stark angetrunken. Darüber hinaus hatte die Anklageseite unterlassen, die Information weiterzugeben, dass er ein verurteilter Verbrecher war und gegen seine Bewährungsauflagen verstoßen hatte. Das Gericht entschied, die konkreten Tatsachen aus Thompsons Vorstrafenregister sowie der Umstand, dass zum Zeitpunkt seiner Zeugenaussage seine Haftstrafe nur auf Bewährung ausgesetzt war, hätten Fragen über die Wahrhaftigkeit seiner Aussage im ersten Verfahren aufgeworfen.
Der Schuldspruch sei aufgrund der vorliegenden Fakten gefällt worden, dazu gehörte das Verschweigen der Existenz von Beweisen, über die der Staat inzwischen zugibt, dass sie für die Anklage von erheblicher Bedeutung gewesen seien; das Urteil sei nicht vertrauenswürdig und daher aufzuheben. Da maßgebliche Beweise vom Staat zurückgehalten worden waren, wurde Brights Schuldspruch aufgehoben. (Siehe State of Louisiana v. Bright, No. 02-KP-2793, 25. Mai 2004)
Die Anklage ließ daraufhin sämtliche Anklagepunkte fallen und Bright wurde auf freien Fuß gesetzt.
(Siehe Associated Press, 15. April 2004, sowie Gespräch mit Ben Cohen, Anwalt von Dan Bright, 21. Juli 2004)
Lesen Sie dazu ‚Name Dropping‘ von Katy Reckdahl in The Gambit Weekly.
Louisiana
Verurteilung 1999 – Verfahren eingestellt 2004
Am Montag, dem 9. August 2004, ließ die Staatsanwaltschaft von Jefferson Parish alle Anklagepunkte gegen den 24-jährigen Ryan Matthews fallen; damit wurde er der 115. Häftling der USA, der mit Hilfe von DNA-Untersuchungen nachträglich freigesprochen wurde, und der 14., der auf diese Weise aus dem Todestrakt freikam.

Kurz nach seinem 17. Geburtstag wurde Matthews wegen Mordes am Besitzer eines kleinen Lebensmittelladens verhaftet. Keine der drei von der Polizei vernommenen Personen konnte Matthews zweifelsfrei identifizieren, und die Zeugen beschrieben den Täter als klein, nicht größer als ca. 1,73 m. Matthews ist mindestens 1,83 m groß. Matthews‘ Pflichtverteidiger war unvorbereitet und außerstande, mit den DNA-Beweisstücken etwas anzufangen. Am dritten Verhandlungstag verlangte der Richter die Schlussplädoyers und schickte dann die Geschworenen in die Beratung. Als diese sich auch nach mehreren Stunden in der Schuldfrage nicht einigen konnten, forderte der Richter die Geschworenen auf, sich solange weiter zu beraten, bis sie zu einem Ergebnis kämen. Nach weniger als einer Stunde kehrten die Geschworenen mit einem Schuldspruch zurück; Matthews wurde zwei Tage später zum Tod verurteilt.
Im März 2003 veranlassten Matthews‘ Anwälte eine erneute Untersuchung der Beweisstücke, darunter eine Skimaske. Die DNA-Ergebnisse schlossen Matthews aus und wiesen diesmal konkret auf einen anderen Mann, der eine Haftstrafe wegen eines Mordes absaß, der wenige Monate nach dem Mord im Lebensmittelladen nur wenige Häuserblocks weiter verübt wurde. Im April 2004 wurde aufgrund der neuen DNA-Testergebnisse sowie Erkenntnissen, wonach die Anklage Beweise unterschlagen hatte, ein neues Verfahren für Matthews angeordnet. Seine Mutter hinterlegte eine Sicherheitsleistung und er wurde in ihre Obhut entlassen; am 9. August 2004 wurde er dann offiziell freigesprochen, nachdem die Staatsanwaltschaft sämtliche Anklagepunkte gegen ihn fallengelassen hatte.
(New Orleans Times-Picayune, 9.-11. August 2004, Associated Press, 11. August 2004)
Texas
Verurteilung 1987 – Verfahren eingestellt 2004
Ernest Ray Willis wurde für den Tod zweier Frauen 1986 zum Tode verurteilt, die bei einem als Brandstiftung eingestuften Hausbrand ums Leben gekommen waren. Siebzehn Jahre später überprüfte Ori T. White, Staatsanwalt in Pecos County, diesen Fall erneut, nachdem ein Bundesrichter Willis‘ Verurteilung aufgehoben hatte. (Willis v. Cockrell, 2004 WL 1812698 (W.D.Tex.))

White beauftragte einen Experten für Fälle von Brandstiftung mit einem Gutachten über die Beweisgegenstände von damals, und der Sachverständige kam zu dem Ergebnis, es könne sich nicht um Brandstiftung handeln. Willis, der sich kurze Zeit in dem Haus aufhielt, in dem der Brand ausbrach, floh aus dem Gebäude. Die Ermittler glaubten, einen Brandbeschleuniger im Teppich gefunden zu haben. Beamte, die sich vor Ort am brennenden Haus befanden, sagten aus, Willis habe sich eigenartig verhalten, und die Staatsanwaltschaft ließ Willis verhaften. Trotz der kargen Beweislage wurde Willis wegen Mordes und Brandstiftung unter Anklage gestellt. Vor Gericht benutzte die Anklage den benommenen Zustand Willis‘, der von der behördlich angeordneten Medikamentengabe herrührte, Willis als ‚kaltherzig‘ und als einen ’satanischen Dämon‘ darzustellen.
Willis‘ Pflichtverteidiger, von denen einer später seine Anwaltszulassung nach einer Anklage wegen eines Drogenvergehens zurückgab, lieferten keine gute Verteidigung ab. Die Anwälte verbrachten insgesamt drei Stunden mit Willis; in der Folge wurde er für schuldig befunden und zum Tode verurteilt.
Der neue Brandstiftungsexperte des Staates deckte jedoch auf, dass es sich bei dem Beschleuniger, der ursprünglich als Brandursache galt, tatsächlich um sogenanntes ‚flashover burning‘ handelte, wie es bei einem Brand wegen elektrischem Kurzschluss auftritt. Richter Royal Ferguson vom District Court urteilte, der Staat habe ohne Willis‘ Einverständnis medizinisch nicht angemessene antipsychotische Medikamente verabreicht, der Staat habe für Willis sprechende Beweise zurückgehalten und Willis sei bei seinem Prozess sowohl in der Phase der Schuldfeststellung als auch in der der Strafbemessung vor Gericht schlecht vertreten worden. Er ordnete an, Willis entweder auf freien Fuß zu setzen oder ihm einen neuen Prozess zuzugestehen. Das Büro des obersten Vertreters der Anklagebehörde legte keinen Widerspruch ein, und die Staatsanwaltschaft ließ alle Anklagepunkte gegen Willis fallen.
White, dessen Vorgänger die Anklage gegen Willis geführt hatten, sagte, dass Willis ‚das Verbrechen schlichtweg nicht begangen hat. … Es tut mir leid, dass dieser Mann so lange im Todestrakt war und er so viele Jahre verloren hat‘ (Los Angeles Times, 7. Oktober 2004). Willis, der zuvor nie straffällig gewesen war, wurde am 6. Oktober 2004 mit $100, Medikamenten für zehn Tage und den Kleidern, die er am Leib trug, entlassen. (Los Angeles Times, Houston Chronicle, sowie Dallas Morning News, 7. Oktober 2004)
Lesen Sie hierzu ‚Death Isn’t Fair‘ von Micheal Hall in Texas Monthly und ‚After 17 Years…‘ von Maureen Balleza in der New York Times.
Ohio
Verurteilung 1985 – Verfahren eingestellt 2005
Am 28. Februar 2005 ließ Common Pleas Richter Richard Niehaus in Ohio alle Anklagepunkte gegen Derrick Jamison fallen, nachdem die Staatsanwaltschaft beschlossen hatte, ihm nicht noch einmal den Prozess zu machen. Jamison war wegen des Todes eines Barkeepers in Cincinnati verurteilt worden. (Associated Press, 3. März 2005)

Die Anklage hatte der Verteidigung entscheidende Augenzeugenaussagen und weitere Beweise vorenthalten, was 2002 zur Aufhebung des Urteils gegen Jamison führte. Jamison wurde zum ersten Mal 1985 schuldig gesprochen und zum Tode verurteilt, was z.T. auf die Aussage von Charles Howell zurückzuführen ist, der als Mitangeklagter ein geringeres Strafmaß erhielt für die Aussage gegen Jamison. Die Anklage hatte Zeugenaussagen zurückgehalten, die Howells Aussage widersprachen und die nicht zur Theorie der Anklageseite passten hinsichtlich der Art, wie das Opfer zu Tode gekommen ist, und die andere mögliche Tatverdächtige ins Spiel gebracht hätten. Zwei Bundesgerichte entschieden, das Vorgehen der Staatsanwaltschaft habe Jamison ein faires Verfahren vorenthalten.
(Jamison v. Collins, 291 F.3d 380 (6th Cir. 2002))
Eine der zurückgehaltenen Aussagen war die von James Suggs, einem Augenzeugen des Überfalls. Suggs sagte im Prozess aus, er habe niemanden eindeutig identifizieren können, als die Polizei ihm eine Reihe von Fotos von Verdächtigen vorlegte. Tatsächlich belegten Polizeiunterlagen, Suggs habe zwei Verdächtige identifiziert, zu denen Derrick Jamison jedoch nicht gehörte. Weitere unterschlagene Beweise waren eine Reihe von Unstimmigkeiten zwischen Jamisons äußeren Erkennungsmerkmalen und den Täterbeschreibungen, die Augenzeugen den Polizeiermittlern gegenüber abgegeben hatten. Der Mitangeklagte Howell sagte vor kurzem aus, er könne sich an nichts im Zusammenhang mit dem Verbrechen erinnern und die Staatsanwaltschaft entschloss sich, gegen Jamison nicht weiter vorzugehen. Jamison bleibt wegen von dieser Sache unabhängiger Delikte weiter in Haft.
Lesen Sie hierzu K. Perry, ’85 Murder Conviction Dismissed‘, Cincinnati Post, 1. März 2005.
Kalifornien
Verurteiltung 1979 – Mordanklage fallengelassen 1990
Patrick ‘Hooty’ Croy was exonerated on March 20, 2005, after spending 19 years in prison, seven of them on death row. He was convicted of the July 14, 1978 killing of California police officer Jesse ‘Bo’ Hittson during a shootout between police and five people, including Croy, who were suspected of robbing a nearby liquor store. Croy was convicted in 1979 and sentenced to death. In 1985, the California Supreme Court overturned Croy’s convictions for murder, robbery, and attempted murder, but affirmed his convictions for conspiracy and assault with a deadly weapon. He was retried on the overturned charges in 1990, and testified that he had acted in self-defense because Hittson had shot him twice in the back, and Croy believed he would not have the option to surrender because of prejudice against Native Americans. He was acquitted of all charges, and the trial court indicated that Croy also would have been acquitted of the conspiracy and assault charges if they had been included among the charges at issue in his retrial. Because the conspiracy and assault charges remained in place, the court reluctantly resentenced Croy to ten years probation. For the same reason, he was not placed on DPIC’s exoneration list at that time. In 1997, Croy was returned to prison for a violation of his probation. He then filed a petition for writ of habeas corpus seeking to vacate the remaining portions of the judgment against him from his 1979. A federal district court judge granted Croy’s petition in 2005 and vacated the remaining charges. Siskiyou County prosecutors did not appeal that decision and elected not to retry him, completing his exoneration.
Note: Patrick Croy was added to DPIC’s Exoneration List on August 30, 2018. His case had been overlooked because the lesser convictions had remained in place at the time of his acquittal on the capital murder charges and DPIC was not aware of the subsequent disposition of the remaining charges against him in 2005.
(Maurice Possley, Patrick Croy, National Registry of Exonerations.)
Pennsylvania
Verurteilung 1989 – freigesprochen 2005
Mehr als 16 Jahre, nachdem eine Geschworenenauswahl in Pennsylvania gegen Harold Wilson drei Todesurteile verhängt hatte, wurde er mit Hilfe neuen DNA-Beweismaterials freigesprochen.

Im Verfahren 1989 wurde die Anklage gegen Wilson vom ehemaligen stellvertretenden Staatsanwalt von Philadelphia Jack McMahon geführt, der vor allem dafür bekannt war, an einem Schulungsvideo mitgewirkt zu haben, in welchem neuen Anklagevertretern in Philadelphia empfohlen wird, wie man die Frage der Rassezugehörigkeit bei der Auswahl von Geschworenen für ein Todesstrafenverfahren umsetzt. 1999 wurde Wilsons Todesurteil in der behördlichen Urteilsüberprüfung aufgehoben, als ein erstinstanzliches Gericht entschied, Wilsons Rechtsbeistand habe versäumt, im ersten Prozess etwaige mildernde Umstände zu ermitteln und vorzubringen. (Commonwealth v. Harold C. Wilson, Philadelphia Cnty. Com. PL.Nos. 3267-73, 19. August 1999)
Ein späterer Antrag veranlasste den Obersten Gerichtshof von Pennsylvania, den Fall zur erneuten Anhörung zurückzuverweisen aufgrund von Beweisen, wonach McMahon während der Auswahl der Geschworenen Rassenvorurteile angewendet habe. 2003 entschied ein Gericht der ersten Instanz, die von McMahon vorgenommene peremptorische Streichung potentieller schwarzer Geschworener sei unzulässig gewesen, und es gewährte Wilson einen neuen Prozess. Das Büro des Staatsanwalts legte dagegen keine Revision ein. Das Gericht legte fest, dass im neuen Verfahren die Todesstrafe nicht beantragt werden könne. Die neuen Geschworenen, die nicht unter dem Gesichtspunkt einer im Raum stehenden Todesstrafe und nicht unter den früheren rasserelevanten Gesichtspunkten ausgewählt wurden, sprachen Wilson am 15. November 2005 von allen Anklagepunkten frei. Neue DNA-Beweise ergaben, dass vom Tatort stammendes Blut weder von Wilson noch von einem der Opfer stammte und daher wahrscheinlich ein anderer Täter das Verbrechen verübt hatte. (Associated Press, 18. November 2005)
Nachtrag: Harold Wilson verstarb im Jahre 2019 im Alter von 61 Jahren.
Florida
Verurteilung 2003 – freigesprochen 2006
Der Oberste Gerichtshof von Florida hob einstimmig die Verurteilung des Todestraktinsassen John Robert Ballard auf und ordnete an, ihn der 1999 verübten Morde an zwei seiner Bekannten freizusprechen.

Das Gericht kam zu dem Schluss, die Beweise gegen Ballard seien so dünn, dass der Richter in der ersten Instanz die Klage umgehend hätte abweisen müssen. Die gegen Ballard vorgebrachten Beweismittel erster Ordnung bestanden aus einem Haar und einem Fingerabdruck, die beide während seiner häufigen Besuche in der Wohnung der Opfer zurückgelassen worden sein konnten. Am Tatort wurden blutige Fingerabdrücke sowie 100 andere Haarproben gefunden, die allesamt nicht von Ballard stammten, der stets seine Unschuld beteuert hatte. Eines der Opfer war ein bekannter Drogendealer. Das Büro des Justizministers von Florida sagte, es werde keine Neuverhandlung des Falles fordern. Im Prozess gegen Ballard sprachen sich nur 9 der 12 Geschworenen für die Todesstrafe aus. Der Richter traf die Entscheidung, Ballard zum Tode zu verurteilen mit der Bemerkung: ‚Sie haben nicht nur das Recht verwirkt, unter uns zu leben, sondern nach den Gesetzen des Staates Florida haben Sie sogar das Recht verwirkt, überhaupt zu leben.‘ Es wurde erwartet, dass Ballard zeitnah freigelassen würde, nachdem er drei Jahre im Todestrakt zugebracht hatte.
(Associated Press, 23. Februar 2006, Miami Herald, 24. Februar 2006, Ballard v. Florida, No. SC03-1012, 23. Februar 2006)
Oklahoma
Verurteilung 1986 – Verfahren eingestellt 2007
McCarty, der dreimal zum Tode verurteilt wurde und 21 Jahre wegen eines Verbrechens im Todestrakt verbrachte, das er nicht begangen hat, wurde auf freien Fuß gesetzt, nachdem Richterin Twyla Mason Gray vom District Court angeordnet hatte, die Anklage gegen ihn fallenzulassen.

Gray entschied, das Verfahren gegen McCarty sei durch die fragwürdige Aussage der früheren Polizeichemikerin Joyce Gilchrist belastet, die eine unrichtige Sachverständigenaussage über Beweise in Form von Sperma- und Haarproben im Prozess gegen McCarty gemacht hatte. Bezirksstaatsanwalt David Prater von Oklahoma County sagte, sein Büro werde Grays Beschluss nicht anfechten. Laut dem in New York ansässigen Innocence Project, das McCarty in seinen Bemühungen unterstützt hatte, seine Unschuld zu beweisen, hat Gilchrist in McCartys ersten beiden Verfahren fälschlich behauptet, Haare und andere biologische Beweise belegten, dass McCarty als Täter in Frage käme.
In beiden Prozessen befanden ihn die Geschworenen für schuldig und er wurde zum Tode verurteilt. In Gilchrists Originalnotizen stimmten Haare vom Tatort nicht mit denen McCartys überein. Sie änderte ihre Notizen dahingehend ab, dass die Haare von ihm stammten. Als die Verteidigung eine neue Untersuchung anforderte, waren die Haare nicht aufzufinden. Ein Richter kam zu dem Ergebnis, Gilchrist habe die Haare entweder zerstört oder absichtlich verschwinden lassen. Bei in den letzten Jahren durchgeführten DNA-Tests zeigte sich, dass eine andere Person das Opfer vergewaltigt hat. McCarty hatte seit seiner Verhaftung stets seine Unschuld beteuert.
(The Oklahoman, 11. Mai 2007)
Tennessee
Verurteilung 1987 – freigesprochen 2007
Am 5. Dezember 2007 sprachen Geschworene in Tennessee Michael Lee McCormick des 1985 an Donna Jean Nichols begangenen Mordes frei, für den McCormick 16 Jahre im Todestrakt verbracht hatte.

Während des ersten Prozesses brachte die Anklage Haarproben aus Nichols‘ Auto als Beweis vor, von denen das FBI behauptete, sie stimmten mit McCormicks überein. Bei später durchgeführten DNA-Untersuchungen stellte sich heraus, dass die Haarprobe nicht mit McCormick übereinstimmte, dieses Beweismittel wurde in seinem neuen Prozess nicht zugelassen. Sein erster Schuldspruch wurde in McCormick v. Tennessee vom Court of Criminal Appeals, dem Berufungsgericht von Tennessee, aufgehoben. (CCA no 03C01-9802-Cr-00052)
McCormicks Anwältin Karla Gothard sagte nach dem Prozess: ‚Wir haben Jahre mit diesem Fall zugebracht und sind unendlich erleichtert. Ich kann mir nicht vorstellen, wie sich Michael McCormick jetzt fühlt.‘
Lesen Sie hierzu ‚Jury Finds McCormick Not Guilty Of Killing Jeannie Nichols: Man Who Spent Years On Death Row To Go Free‘ in The Chattanoogan, 5. Dezember 2007.
North Carolina
Verurteilung 1995 – Verfahren eingestellt 2007
Am 11. Dezember 2007 ließen die Vertreter der Anklage sämtliche Anklagepunkte gegen Jonathon Hoffman fallen, der des 1995 verübten Mordes am Inhaber eines Juweliergeschäfts schuldig gesprochen und zum Tode verurteilt worden war.

Hoffman wurde 2004 ein Wiederaufnahmeverfahren zugestanden (Order of the General Court of Justice Superior Court Division: 95-CRS-15695-97), da ihn entlastende Informationen der Verteidigung vorenthalten worden waren. In Hoffmans erstem Prozess wurde dem Hauptbelastungszeugen Johnell Porter Schutz vor Strafverfolgung von bundesrechtlichen Vergehen gewährt im Gegenzug für seine Aussage gegen seinen Cousin. Von diesem Deal erfuhren weder die Anwälte der Verteidigung noch die Geschworenen und auch nicht der Richter.
Porter hat inzwischen seine Aussage zurückgezogen und sagte, er habe gelogen, um sich an seinem Cousin zu rächen, da dieser ihm Geld gestohlen habe. Verteidiger Joseph Cheshire erklärte: ‚Ich denke, nach den vergangenen fünf oder sechs Jahren zeichnet sich ein ziemlich klares Muster von Fehlurteilen in North Carolina ab, die erst jetzt zutage treten aufgrund unseres neuen Offenlegungsgesetzes [open discovery law].‘
(‚Prosecutor Drops Charges Against Former Death Row Inmate‘, von Martha Waggoner, Associated Press, 11. Dezember 2007)
Mississippi
Verurteilung 1995 – Verfahren eingestellt 2008
Kennedy Brewer, der wegen des 1992 begangenen Mordes und Vergewaltigung der dreijährigen Tochter seiner Freundin 12 Jahre im Todestrakt von Mississippi zugebracht hatte, wurde von den Anschuldigungen freigesprochen und ein anderer Mann, Justin Johnson, wurde wegen dieser Straftaten in Haft genommen.

Eine 2001 vom Innocence Project durchgeführte Untersuchung ergab, dass am Körper des Opfers gefundenes Sperma nicht mit Brewers, sondern mit Johnsons DNA übereinstimmte. Schon anfangs wurde Johnson der Tat verdächtigt, und man entnahm ihm Blutproben, die über zehn Jahre im kriminaltechnischen Labor des Staates Mississippi aufbewahrt wurden. Nachdem das Innocence Project und sein Anwalt aufgrund der DNA-Testergebnisse Revision eingelegt hatten, wurde Brewer 2007 gegen eine Sicherheitsleistung bis zu einem neuen Prozess auf freien Fuss gesetzt.
Trotz der 2001 gewonnenen DNA-Testergebnisse lehnte der Oberste Gerichtshof von Mississippi im Jahr 2002 Brewers Antrag auf ein neues Verfahren ab. Schließlich gewährte ein Richter aus Lowndes County Brewer ein Wiederaufnahmeverfahren. Laut der New York Times sei Staatsanwalt Ben Creekmore aus Oxford, Mississippi, der den Fall nach dem Rücktritt des vorherigen Anklagevertreters übernommen hatte, dabei, einen Antrag einzureichen, man möge alle Anklagepunkte gegen Mr. Brewer fallenlassen. Brewers Anwältin Carrie Jourdan sagte, Brewer versuche, in ein normales Leben zurückzufinden: ‚Er ist erwerbstätig. Er arbeitet und wohnt bei seiner alten, behinderten Mutter, bei deren Versorgung er hilft. Vom strafjuristischen Standpunkt hatte er keine Schwierigkeiten‘ seit seiner Entlassung.
Lesen Sie hierzu ‚Man charged in child slaying for which another sentenced to death‘, von Holbrook Mohr, Associated Press, 7. Februar 2008, unter ‚New Suspect Is Arrested in Mississippi Killings‚, New York Times, 8. Februar 2008, Presseerklärung des Innocence Project, 15. Februar 2008
North Carolina
Verurteilung 1994 – Verfahren eingestellt 2008
Glen Edward Chapman aus North Carolina, der wegen der Morde im Jahre 1992 an Betty Jean Ramseur und Tenene Ivette Conley zum Tode verurteilt worden war, wurde am 2. April 2008 aus dem Todestrakt entlassen, nachdem die Staatsanwaltschaft sämtliche Anklagepunkte gegen ihn fallengelassen hatte.

2007 gewährte Richter Robert C. Ervin vom Superior Court in North Carolina Chapman ein neues Verfahren mit dem Hinweis auf unterdrücktes Beweismaterial, auf ‚verschwundene, verlegte oder zerstörte‘ Unterlagen, auf die Verwendung dürftiger Indizienbeweise, Falschaussagen des leitenden Ermittlers sowie auf ineffiziente Vertretung durch seinen Rechtsbeistand. Des Weiteren gab es neue Informationen von einem Rechtsmediziner, die Zweifel daran aufkommen ließen, ob Conleys Tod durch Ermordung oder eine Überdosis von Drogen herbeigeführt wurde.
Chapmans Anwälte Frank Goldsmith und Jessica Leaven freuten sich über die Freilassung ihres Mandanten. ‚Edward hat stets seine Unschuld beteuert und wir haben stets daran geglaubt‘, so Goldsmith. ‚Die Familien von Ms. Ramseur und Ms. Conley haben noch keine Gerechtigkeit erfahren, und wir hoffen, der Tod der beiden wird neu untersucht.‘
Der Staat beantragte die Wiederaufnahme der Ermittlungen. Richter Ervin beanstandete, wie die Anwälte von Chapman diesen im ersten Prozess 1994 vertreten hatten; gegen einen von ihnen ging inzwischen die Anwaltskammer von North Carolina disziplinarisch vor. Thomas Portwood, der andere Verteidigungsanwalt, gab zu, während eines anderen Todesstrafenverfahrens täglich zwölf alkoholische Drinks zu sich genommen zu haben. Ronald Frye, der Angeklagte in dem betreffenden Fall, wurde 2001 hingerichtet.
Lesen Sie hierzu ‚Death Row Inmate Freed After 15 Years‘, WRAL.com, 2. April 2008,
sowie die Presseerklärung der Anwälte Goldsmith und Leaven, 2. April 2008.
North Carolina
Verurteilung 1993 – Verfahren eingestellt 2008
Der Staat North Carolina ließ alle Anklagepunkte gegen Levon Jones fallen, und er wurde am 2. Mai 2008 nach 13 Jahren aus dem Todestrakt in die Freiheit entlassen.

Richter Terrence Boyle vom US District Court hob Jones‘ Verurteilung zwar zwei Jahre zuvor auf, doch er wurde für einen etwaigen neuen Prozess weiter in Haft behalten, bis die Staatsanwaltschaft verkündete, die Anklage gegen ihn werde zurückgezogen. Richter Boyle rügte Jones‘ Anwälte für deren verfassungsrechtlich mangelhafte Leistung und wies auf ihr Unterlassen hin, die Geschichte und die Glaubwürdigkeit von Lovely Lorden, der Hauptbelastungszeugin, zu durchleuchten. Der Richter hielt fest: ‚Bei der Dürftigkeit der Anklage, die sich stark auf die Zeugenaussage Lovely Lordens stützt, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass der Prozess anders ausgegangen wäre, hätte der Rechtsbeistand nicht so unprofessionelle Fehler begangen.‘
Im April reichten Jones‘ neue Verteidiger eine eidesstattliche Erklärung ein, in der Lorden aussagte: ‚Vieles von dem, was ich ausgesagt habe, entsprach einfach nicht der Wahrheit.‘ Sie erklärte ebenfalls, ein Kriminalbeamter habe mit ihr einstudiert, was sie sagen solle. Darüber hinaus habe sie vom Büro des Gouverneurs $4.000 empfangen für die Hinweise, die zur Verhaftung von Jones geführt hatten. Jones‘ Wiederaufnahmeverfahren sollte am 12. Mai 2008 eröffnet werden. Staatsanwalt Dewey Hudson von Duplin County entschied, beim Richter zu beantragen, die Anklage fallenzulassen. Jones war verurteilt worden, einen Schmuggler namens Leamon Grady überfallen und erschossen zu haben.
Lesen Sie hierzu ‚Death Row Inmate to go Free‘ von Mandy Locke in The News and Observer, 2. Mai 2008.
Texas
Verurteilung 1994 – Verfahren eingestellt 2008
Michael Blair wurde für die Ermordung der 7-jährigen Ashley Estell zum Tode verurteilt. Nach erneuter Untersuchung des Falles durch die Staatsanwaltschaft im Collin County, gab Staatsanwalt John Roach im Mai 2008 bekannt, dass angesichts der Ergebnisse fortschrittlicher DNA-Tests sowie mangels jeglicher sonstiger Beweise für Blairs Täterschaft dessen Verurteilung nicht länger aufrechterhalten werden könne.
Der Texas Court of Criminal Appeals bestätigte die Entscheidung des Gerichts von Collin County, dass die DNA-Ergebnisse und Beweise aus den neuen Ermittlungen des Staates den Fall gegen den Angeklagten im Wesentlichen zu Fall gebracht hätten. Angesichts dieser neuen Beweise hätte kein Geschworener mit gesundem Menschenverstand den Mann verurteilt.
Obwohl das Gericht empfahl, ein neues Verfahren zu eröffnen, entschied sich die Staatsanwaltschaft angesichts der Beweise, kein Wiederaufnahmeverfahren zu betreiben. Im August 2008 schrieb sie in ihrem Antrag, dieser Fall möge im Interesse der Gerechtigkeit abgewiesen werden, damit die in der Anklageschrift vorgebrachte Straftat weiter untersucht werden könne. Alle Anklagepunkte gegen Mr. Blair in diesem Fall wurden im August 2008 fallengelassen. Er verbleibt wegen anderer Verbrechen lebenslänglich im Gefängnis.
Lesen Sie hierzu ‚Court Dismisses Ashley’s Killer, cites DNA Test‘, Associated Press, The Houston Chronicle, 17. September 2008 (Ex Parte Michael Nawee Blair, Nos. AP-75,954 & AP-75,955, Texas Court of Criminal Appeals, 25. Juni 2008 at 3.).
Illinois
Verurteilung 1986 – freigesprochen 2009
Nathson Fields, 55, und ein Mitangeklagter wurden zum Tode verurteilt wegen Mordes 1984 an zwei Mitgliedern einer rivalisierenden Gang. Das erstinstanzliche Verfahren wurde beeinträchtigt durch einen Fall von Korruption. Der vorsitzende Richter Thomas Maloney hatte während des Prozesses ein Bestechungsgeld in Höhe von $10.000 angenommen.

Thomas Maloney wurde schließlich wegen unzulässiger Absprachen in Mordsachen verurteilt und verbrachte dafür 13 Jahre im Gefängnis; er starb 2008. Aus diesem Grund erhielten Fields und der Mitangeklagte Earl Hawkins 1998 neue Verfahren zugesprochen. Hawkins, der später gestand, für den Tod von 15 bis 20 Menschen verantwortlich zu sein, belastete Fields, um selber ein milderes Urteil zu erhalten. Im Wiederaufnahmeverfahren von Fields zweifelte Richter Vincent Gaughan jedoch an Hawkins‘ Glaubwürdigkeit und sagte, jemand, der menschliches Leben so gering schätze, habe wohl auch kaum Respekt vor einem Eid.
Fields verbrachte fast 20 Jahre hinter Gittern, davon elfeinhalb im Todestrakt. 2003 wurde er bis zum Beginn des Wiederaufnahmeverfahrens gegen Kaution auf freien Fuß gesetzt und lebt seither außerhalb von Chicago. Fields ist der 19., der seit 1973 aus dem Todestrakt von Illinois als unschuldig wieder freikam, Illinois folgt damit an zweiter Stelle gleich nach Florida. Gleich nachdem Richter Gaughan Fields freigesprochen hatte, erklärte dieser: ‚Es ist, als ob meine Gebete erhört wurden. … Das waren 24 Jahre der Tortur für meine Familie und meine Freunde, und dieser Ausgang nun ist wie ein Traum, der in Erfüllung ging.‘
Lesen Sie hierzu M. Walberg ’23 years after judicial misconduct, ex-gang leader freed‘ in Chicago Tribune, 9. April 2009, sowie R. Hussain ‚Man formerly on death row acquitted in retrial‘ in Chicago Sun-Times, 8. April 2009, und People v. Hawkins, et al., 181 Ill.2d 41 (29. Januar 1998) (worin der Circuit Court die Aufhebung der Schuldsprüche gegen Fields und Hawkins aufrecht erhielt).
Tennessee
Verurteilung 1985 – Verfahren eingestellt 2009
Der Bundesstaat Tennessee ließ sämtliche Anklagepunkte gegen Paul House fallen, der der Vergewaltigung und des Mordes an Carolyn Muncey angeklagt war. Die Verurteilung erfolgte hauptsächlich aufgrund von Indizien. Später stellte sich heraus, dass die im Prozess gegen ihn vorgebrachten DNA-Beweise Munceys Ehemann zugeordnet werden mussten. In der Sache House v. Bell hat der Oberste Gerichtshof der USA neuere DNA-Tests sowie Zweifel an Blutflecken auf Kleidungsstücken von House geprüft. Im Jahr 2006 kam der Gerichtshof zum Ergebnis, dass kein besonnener Geschworener House aufgrund dieser neuen Beweise schuldig gesprochen hätte. Dadurch war der Weg für ihn frei, seine Verurteilung aufgrund von verfassungsrechtlichen Aspekten anzufechten, was letztlich zur Aufhebung seines Schuldspruchs führte. Ein Richter in Tennessee ordnete 2008 die Freilassung von House an, bis ein neuer Prozess anberaumt werde.

Lesen Sie hierzu ‚Prosecutor drops murder charges against ex-death row inmate House‘ von J. Satterfield, Knoxville News Sentinel, 12. Mai 2009.
Alabama
Verurteilung 2002 – freigesprochen 2009
Am 14. Mai sprachen Geschworene in Alabama Daniel Wade Moore von allen Anklagepunkten frei. Man hatte ihn 2002 in erster Instanz des Mordes an Karen Tipton und der sexuellen Nötigung schuldig gesprochen. Der Richter setzte sich über die Empfehlung der Geschworenen hinweg, die eine lebenslange Haftstrafe gefordert hatten, und verurteilte ihn im Januar 2003 zum Tode.

Er bezeichnete dabei den Mord als einen der schlimmsten, der je in diesem County verübt worden sei. Da die Staatsanwaltschaft Beweise zurückgehalten hatte, wurde 2003 ein neuer Prozess angeordnet. Das zweite Verfahren endete ergebnislos, da die Geschworenen mit 8 zu 4 für einen Freispruch stimmten und somit keine notwendige Einigung erzielt wurde.
Richter Glenn Thompson, der Moore im ersten Prozess zum Tode verurteilt hatte, ordnete ein Wiederaufnahmeverfahren an, als bekannt wurde, dass die Staatsanwaltschaft wichtige Beweise zurückgehalten hatte. ‚Für sämtliche Kapitalstrafsachen gilt die Anordnung, dass alles, was die Staatsanwaltschaft, die Anklage, die Ermittler in Händen haben, sie auch dem Angeklagten zugänglich machen müssen‘, so Richter Thompson. In diesem Fall fehlte ein 256-seitiger FBI-Bericht bei den Beweismitteln. ‚Die Ankläger, insbesondere Mr. Valeska, sahen mir in die Augen und sagten – Zitat: ‚Einen FBI-Bericht gibt es nicht.‘ Mag sein, dass es keinen Bericht gab, doch es existierten 256 Seiten mit Informationen, die Polizeibeamte in Decatur zusammengetragen hatten und die ans FBI gesendet worden sind‘, sagte Thompson. Laut Thompson ging Don Valeska, nach dem obersten Vertreter der Anklagebehörde der zweite Mann, später auf ihn zu und gestand, man habe Informationen zurückgehalten. ‚Mr. Valeska meldete sich mit diesen Informationen, nachdem der Schuldspruch gefällt war. Es blieb natürlich gar nichts anderes übrig, als ihm ein neues Verfahren zu gewähren, und das tat ich. Es enttäuschte und empörte mich, dass er bereit war, das Gericht zu belügen‘, fuhr er fort.
Inzwischen forderte das Berufungsgericht in Alabama Richter Thompson auf, den Fall abzugeben, beließ Valeska jedoch als Ankläger gegen Moore auf seinem Posten. Als Richter Thompson vom Freispruch durch die Geschworenen erfuhr, sagte er: ‚Es schien mir das einzig mögliche Ergebnis zu sein, zu dem die Geschworenen gelangen mussten, sofern sie den Buchstaben des Gesetzes folgten.‘ Er gab auch an, dass der Missstand aufgrund durch die Anklage zurückgehaltener Beweise sich über die ganzen zehn Jahre des Falles erstreckt habe. Nur wenige Tage vor Beginn des nun stattgefundenen Prozesses habe die Anklageseite die Verteidiger angerufen und von jetzt erst auf dem privaten Computer des Opfers aufgetauchten Beweisen berichtet.
Lesen Sie hierzu ‚Judge in Moore’s first trial discusses case,‘ von A. Stuart, WHNT (Alabama), 18. Mai 2009.
Illinois
Verurteilung 1988 – Verfahren eingestellt 2009
Am 7. Juli 2009 wurde in Illinois Ronald Kitchen entlastet und auf freien Fuß gesetzt, nachdem er 21 Jahre in Haft verbracht hatte, 13 davon im Todestrakt. Sein Todesurteil war 2003 von George Ryan, einem früheren Gouverneur von Illinois, als Teil einer pauschalen Begnadigung in lebenslänglich ohne Möglichkeit der Bewährung umgewandelt worden.

Kitchen und ein Mitangeklagter waren für schuldig befunden worden, 1988 zwei Frauen und drei Kinder ermordet zu haben. Der Schuldspruch kam hauptsächlich aufgrund eines Geständnisses zustande, das er Kriminalbeamten gegenüber abgegeben hatte, die unter dem Befehl des inzwischen diskreditierten früheren Polizeichefs Jon Burge standen; Polizisten hatten Kitchen stundenlang geschlagen und bedroht. Die Staatsanwaltschaft stützte sich außerdem auf die Zeugenaussage eines Freundes der Angeklagten, der sich wegen Einbruchdiebstahls in Haft befand.
Der Zeuge widerrief später seine Aussage, und die Staatsanwaltschaft enthielt der Verteidigung die Information vor, dass dieser Zeuge als Gegenleistung für seine Aussage vorzeitig aus dem Gefängnis freikam. Die Chicago Sun-Times davon in Kenntnis gesetzt, sein Büro habe ’nach eingehender Prüfung beider Fälle festgestellt‘, man werde ‚der Beweispflicht nicht nachkommen können‘. Aus dem Büro des Justizministers hieß es weiter: ‚In diesem Fall ergab es sich außergewöhnlich eindeutig, dass diese beiden Männer im Sinne der Justiz freizulassen sind.‘
Kitchen ist nun wieder bei seiner Familie und den beiden Söhnen, von denen einer während seiner Zeit im Gefängnis auf die Welt kam. Vertreten wurde er durch Anwälte der Bluhm Legal Clinic von der juristischen Fakultät der Northwestern University.
Lesen Sie hierzu ‚Charges dropped in 20 year-old murder case‘ von R. Hussain in Chicago Sun-Times, 7. Juli 2009, ‚2 inmates convicted in ’88 slayings to go free‘ von M. Walberg und C. Sadovi in Chicago Breaking News Center, 7. Juli 2009, sowie ‚Burge-linked cases: 2 men freed for five 1988 murders as prosecutors find insufficient evidence for retrial‘ von M. Walberg in Chicago Tribune, 8. Juli 2009.
Florida
Verurteilung 2006 – freigesprochen 2009
Der Oberste Gerichtshof von Florida erkannte einstimmig auf Freispruch für Herman Lindsey, der 2006 schuldig gesprochen wurde, zwölf Jahre zuvor eine Angestellte des Pfandleihhauses Big Dollar getötet zu haben. Lindsey befand sich seit seiner Verurteilung im Todestrakt von Florida. Das Gericht entschied, die Beweislage in diesem Fall reiche für eine Verurteilung Lindseys nicht aus.

Es stellte fest, dass der Fall ausschließlich auf Indizienbeweisen beruhte, für den ein besonderer Überprüfungsmodus gelte. ‚[D]er Staat hat in diesem Fall keine Beweise vorgelegt, die Lindsey zur Tatzeit mit dem Tatort in Verbindung brächten. … Tatsächlich sind wir der Auffassung, dass diese Beweise genauso gut eine Unschuldsvermutung begründen könnten.‘
(Lindsey v. State, No. SC 07-1167 (Fla. 2009))
Der Gerichtshof kam des Weiteren zu dem Ergebnis, das erstinstanzliche Gericht habe Lindseys Antrag auf Freispruch am Ende des Beweisverfahrens zu Unrecht abgewiesen. Drei der Obersten Richter gingen über die Entscheidung ihres Gerichts sogar noch hinaus und gaben an, der Bundesstaat habe bei der Vorgehensweise in der Befragung des Angeklagten in der Phase, in der es um das Strafmaß ging, den zulässigen Spielraum im Kreuzverhör unvorschriftsmäßig überschritten. ‚Die Kommentare der Staatanwaltschaft waren nicht nur unvorschriftsmäßig, sondern sie wirkten sich auch schädlich aus, sie hatten offenbar zum Ziel, die Geschworenen aufzupeitschen.‘
Die drei Richter kamen zu dem Ergebnis, die aufpeitschenden Äußerungen während des Kreuzverhörs dürften die Entscheidung der Geschworenen beeinflusst haben, als es um die Frage nach der Todesstrafe ging. Ron Ishoy, ein Sprecher des Büros des Staatanwalts von Broward County sagte, die Anklagebehörde werde die einstimmige Entscheidung nicht anfechten.
Lesen Sie hierzu ‚Broward death row inmate ordered set free‘ von P. McMahon in Sun-Sentinel (FL), 10. Juli 2009 und ‚Florida Supreme Court frees Death Row Inmate in 1994 Broward murder‘ von M. Caputo in Miami Herald, 8. Juli 2009.
Texas
Verurteilung 1999 – Verfahren eingestellt 2009
Toney wurde am 2. September 2009 auf freien Fuß gesetzt, nachdem der Bundesstaat die Anklage gegen ihn fallen gelassen hatte; Toney soll 1985 drei Menschen mit einer Bombe getötet haben. Seine Verurteilung wurde am 17. Dezember 2008 vom Berufungsgericht für Strafsachen in Texas aufgehoben, da die Anklage Beweise zur Glaubwürdigkeit der einzigen beiden Belastungszeugen zurückgehalten hatte.

Aufgrund der Feststellung dieses Amtsmissbrauchs erklärte sich das Büro des Staatsanwalts von Tarrant County für befangen. Das Büro des Justizministers, das in Folge des Ausscheidens der Staatsanwaltschaft in dieser Sache eingeschaltet worden war, ließ die Anklage gegen Toney im September 2009 fallen.
Toney hatte stets seine Unschuld beteuert. Der Fall konnte 14 Jahre lang nicht aufgeklärt werden, bis ein Gefängnisinsasse den Behörden gegenüber aussagte, Toney habe die Tat gestanden. Dieser Häftling widerrief später seine Aussage, er habe dadurch nur seine eigene vorzeitige Entlassung erreichen wollen. Der Bundesstaat meldete, er werde seine Ermittlungen der Morde weiterführen. Toney starb einen Monat nach seiner Freilassung am 3. Oktober 2009 in Texas bei einem Autounfall.
Lesen Sie hierzu ‚Man convicted in bombing dies in wreck 1 month after his release‘ von A. Branch im Ft. Worth Star-Telegram, 4. Oktober 2009 (mit Bild). Lesen Sie hierzu die e-Mail von J. Tyler vom Texas Defender Service, 4. Oktober 2009.
Lesen Sie hierzu ‚Zwei Häftlinge aus Todeszelle in Freiheit entlassen‘ im Spiegel, 6. Oktober 2009.
Oklahoma
Verurteilung 1997 – Verfahren eingestellt 2009
Staatsanwalt David Prater ließ die Anklage fallen gegen Yancy Douglas, 35, und Paris Powell, 36, nachdem der Hauptbelastungszeuge für unglaubwürdig befunden wurde.
‚Moralisch betrachtet und auch von Amts wegen hätte ich diesen Fall nicht weiter verfolgen können, ich musste ihn abweisen‘, sagte Prater. Vermutlich war eine der eigentlichen Zielpersonen bei der Schießerei Derrick Smith, Mitglied einer gegnerischen Straßengang und Hauptbelastungszeuge.
Ein Bundesberufungsgericht stellte 2006 fest, die Anklageseite habe mit Smith einen Deal vereinbart, was den Verteidigern jedoch nicht mitgeteilt wurde und nun die Aufhebung der Verurteilung zur Folge hatte.


Im erstinstanzlichen Prozess hatte Smith gegen Powell und Douglas ausgesagt, später jedoch eingeräumt, er habe nicht gesehen, wer tatsächlich auf ihn geschossen hat, dass er in jener Nacht betrunken war und unter Drogen stand und nur deswegen eine Zeugenaussage gemacht habe, weil die Ankläger ihm eine höhere Haftstrafe angedroht hätten. Der Staatsanwalt fügte hinzu: ‚Wir gelangten alle zur Überzeugung, dass wir ohne Derrick Smith nichts in der Hand hätten, die Tat ohne berechtigten Zweifel nachweisen zu können.‘ Powells Verteidiger Jack Fisher sagte, sein Mandant habe stets seine Unschuld beteuert und seine Freilassung nun sehe er ‚mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Sie hätte schon vor langer Zeit erfolgen müssen. Es ist bedauerlich, dass er 16 Jahre seines Lebens hinter Gittern verbringen musste. Unter dem Strich lässt sich sagen, dass es keinerlei Beweise für seine Schuld gab. Die Aussage, die zu seiner Verurteilung führte, war falsch.‘
Lesen Sie hierzu ‚Two ex-death row inmates released from Oklahoma prison‘ von S. Murphy in der Associated Press, 5. Oktober 2009; ‚Why 2 Death Row Inmates Were Set Free‘ von R. Surette in News9.com, 6. Oktober 2009, und: ‚Zwei Häftlinge aus Todeszelle in Freiheit entlassen‘ im Spiegel, 6. Oktober 2009.
Texas
Verurteilung 2001 – Verfahren eingestellt 2009
Am 28.Oktober 2009 hat die Staatsanwaltschaft von Travis County beschlossen, alle Anklagepunkte gegen Michael Scott und Robert Springsteen fallenzulassen.
Sie waren für den Mord an vier Teenagern in einem Joghurtshop in Houston 1991 schuldig gesprochen worden, das Todesurteil für Springsteen erging 2001, Scott wurde im Jahre 2002 zu lebenslanger Haft verurteilt.

Der Texas Court of Criminal Appeals hob diese Urteile auf, da man den beiden Angeklagten nicht angemessen ermöglicht hatte, sich gegenseitig ins Kreuzverhör zu nehmen. (Siehe Springsteen v. Texas, No. AP-74,223 (24. Mai 2006).) Mike Lynch, der Richter in erster Instanz, hatte die Angeklagten im Juni auf Kaution freigelassen, und dem Staat die Option offengelassen, einen neuen Prozess anzustrengen. Da die Beweise vom Tatort selbst mit modernsten DNA-Testmethoden keinen der Angeklagten belasteten, gab die Staatsanwaltschaft bekannt, sie sehe zu geringe Erfolgschancen für ein weiteres Verfahren. Der Richter folgte dem Antrag der Staatsanwaltschaft, sämtliche Anklagepunkte fallenzulassen. Die Anklageseite bemüht sich nach wie vor, die am Tatort gefundenen DNA-Spuren einem neuen Angeklagten zuzuordnen.
‚Das war schon lange überfällig‘, sagte Scott, als die Anklage zurückgezogen wurde. ‚Ich bin sehr froh, hier zu sein.‘ Sowohl Scott als auch Springsteen hatten sich acht Jahre nach dem Verbrechen bei ihrer Verhaftung selbst belastet. Beide gaben jedoch an, ihre Aussagen seien unter Zwang durch die Polizei zustande gekommen. Die polizeilichen Untersuchungen waren von Beginn an erschwert, da das Gebäude in Brand gesteckt und der Tatort noch vor Aufnahme der Ermittlungen von Tausenden Litern Wasser in Mitleidenschaft gezogen worden war. Rosemary Lehmberg, die Staatsanwältin von Travis County, gab eine Erklärung ab, in der es u.a. hieß: ‚Sie können versichert sein, dies ist eine äußerst schwierige Entscheidung, eine, die ich lieber nicht fällen müsste.‘
Lesen Sie hierzu ‚Charges dismissed in yogurt shop case‘ von S. Kreytak im Austin American-Statesman, 28. Oktober 2009 und: ‚Murder counts tossed in Texas yogurt shop slayings‘ von J. Vertuno in der Associated Press, 29. Oktober 2009.
Texas
Verurteilung 1994 – Verfahren eingestellt 2010
Anthony Graves wurde am 27. Oktober 2010 in Texas auf freien Fuß gesetzt, nachdem Staatsanwalt Bill Parham vom County Washington-Burleson einen Antrag gestellt hatte, alle Anklagepunkte gegen ihn fallenzulassen.
Graves befand sich seit 16 Jahren im Todestrakt, nachdem er 1994 schuldig gesprochen wurde, an einer Reihe von Morden Robert Carters 1992 beteiligt gewesen zu sein.

Es gab keinerlei Beweisgegenstände, die Graves mit den Straftaten in Verbindung brachten und seine Verurteilung beruhte hauptsächlich darauf, dass Carter ihn als seinen Komplizen bezichtigt hatte. Zwei Wochen vor Carters Hinrichtungstermin im Jahr 2000 gab dieser eine Erklärung ab, der zufolge er gelogen habe, als er Graves belastete. Diese Erklärung wiederholte er erneut Minuten vor seiner Exekution.
2006 hob das Berufungsgericht des Fifth Circuit den Schuldspruch gegen Graves auf und ordnete ein neues Verfahren an, nachdem sich herausgestellt hatte, dass die Anklageseite unwahre Erklärungen erwirkt und Beweise zurückgehalten hatte, welche die Geschworenen möglicherweise hätten anders entscheiden lassen.
Als Staatsanwalt Parham begann, den Fall erneut aufzurollen und die Beweislage zu prüfen, beauftragte er als Sonderermittlerin Kelly Siegler, die ehemalige stellvertretende Staatsanwältin von Harris County. Siegler erkannte schnell, dass die Beweislage eine Neuanklage von Graves nicht zuließ: „Wir haben monatelang Nachforschungen angestellt und mit sämtlichen jemals in diesem Fall beteiligten Zeugen gesprochen und auch mit Leuten, die noch nicht dazu verhört worden sind, wir haben nichts unversucht gelassen, konnten aber nicht einen stichhaltigen Beweis finden, der Anthony Graves mit dieser Straftat in Verbindung gebracht hätte. Hier haben wir es nicht mit einem Fall zu tun, bei dem über die Jahre die Beweise den Bach runter gegangen oder die Zeugen nach und nach verstorben wären oder wir einfach nicht mehr imstande gewesen wären, eine Anklage gegen ihn aufzubauen. Er ist unschuldig“, sagte Siegler.
Lesen Sie hierzu B. Rogers, “Prisoner ordered free from Texas’ death row,” Houston Chronicle vom 28. Oktober 2010.
Tennessee
Verurteilung 1994 – Verfahren eingestellt 2011
Im September 2011 wurde Gussie Vann freigesprochen, nachdem er 1994 zum Tode verurteilt worden war, seine Tochter Necia Vann 1992 sexuell missbraucht und ermordet zu haben.
Bei der regulären Überprüfung des Schuldspruchs jedoch im Jahr 2008 befand Donald P. Harris, Vorsitzender Richter am Circuit Court, Vann stehe ein neuer Prozess zu, da dessen Verteidiger es versäumt hatten, forensische Sachverständige zu beauftragen, den Anklagepunkt des sexuellen Missbrauchs anzufechten.

(Vann v. State, Entscheidung, Post-conviction No. 99-312, 10th Judicial District, McMinn County, 28. Mai 2008)
Harris zufolge lag es an diesem Versäumnis, dass Vann infolge von „fehlerhaften, übertriebenen und spekulativen medizinischen Sachverständigenaussagen“ schuldig gesprochen wurde (ebd. Memorandum, 23). In der Verhandlung nach dem Schuldspruch widersprachen medizinische Sachverständige der vorherigen Beweisführung der Anklage und sagten aus, das Opfer weise keine Anzeichen kürzlich stattgefundenen sexuellen Missbrauchs auf. Richter Harris beschrieb die Versäumnisse von Vanns ursprünglichen Verteidigern als „nicht nur nachteilig, sondern nachgerade verheerend“ (ebd.). Die Anklage entschied sich, diese Verfügung nicht anzufechten, allerdings versuchte sie, dennoch eine Verurteilung für ein minder schweres Delikt zu erwirken. Am 22. September 2011 schließlich wurden sämtliche Anklagepunkte fallengelassen.
Es wurden Beweismittel vorgebracht, wonach Vann unter psychischen Störungen litt. Im zweiten Schuljahr ergab ein Test einen IQ von 69, im dritten Jahr ging er von der Schule ab. Bernice Vann, die Mutter des Opfers, war ebenfalls geistig behindert. Nachdem der Schuldspruch gefällt war, brachte die Verteidigung Beweise vor, denen zufolge das Opfer durch einen Unfall oder durch Verschulden der Mutter ums Leben gekommen sein könnte.
(Memorandum der Verteidigungsanwälte an die Staatsanwaltschaft bezugnehmend auf den Entscheid von Richter Harris, 24. Juni 2008) (Vann v. State, Nr. 99-312, 10th Judicial District, 28. Mai 2008)
Vann ist der dritte Häftling, der seit 1973 in Tennessee nachträglich freigesprochen wurde.
Lesen Sie hierzu auch das von Richter Harris, dem Staatsanwalt und Vanns Verteidiger unterzeichnete Änderungsurteil, worin alle Anklagepunkte fallengelassen werden, sowie „Retrial ordered for death row inmate Vann„, Associated Press, 3. Juni 2008.
Ohio
Verurteilung 1989 – Verfahren eingestellt 2012
Am 23. Januar lehnte der Oberste Gerichtshof der USA den Berufungsantrag des Bundesstaats Ohio ab, in dem die bedingungslose Freilassung und das Ausschließen eines erneuten Prozesses gegen Joe D’Ambrosio angefochten wurde; damit ist der Fall endgültig abgeschlossen. Sämtliche Anklagepunkte wurden fallengelassen und er wurde aus dem Todestrakt entlassen.

Bereits 2006 hatte ein District Court des Bundes D’Ambrosios Verurteilung aufgehoben, da den Verteidigungsanwälten entscheidende Beweise vorenthalten worden waren. Das Bundesgericht hatte der Anklage seinerzeit zugestanden, D’Ambrosio erneut den Prozess zu machen, doch unmittelbar vor Prozessbeginn hatte die Anklageseite die Existenz weiterer, sogar noch wichtigerer Beweismittel offenbart und um erneuten Aufschub gebeten. Des weiteren hatte die Anklage es verabsäumt, zeitnah das Versterben des Hauptzeugen gegen D’Ambrosio mitzuteilen.
2010 untersagte der District Court aufgrund der Pflichtverletzung der Anklage, das Verfahren gegen D’Ambrosio erneut zu eröffnen. Das Gericht kam zu dem Schluss, all dies beeinträchtige D’Ambrosios Chance auf einen fairen Prozess und daher dürfe der Staat ihn nicht erneut anklagen. Kathleen O’Malley, Richterin am District Court, schrieb dazu: „20 Jahre lang hielt der Bundesstaat D’Ambrosio im Todestrakt fest, und das obwohl ihm unrechtmäßigerweise Beweise vorenthalten worden sind, die „entscheidend dazu beigetragen hätten, dass bei Geschworenen ernsthafte Zweifel an D’Ambrosios Schuld aufgekommen wären“. Trotz der Anordnung dieses Gerichts … hat der Staat dennoch nicht sämtliche relevanten und wesentlichen Beweise im Zusammenhang mit der D’Ambrosio angelasteten Straftat weitergegeben.
Als der Staat aufgefordert wurde, D’Ambrosio entweder rechtskonform den Prozess zu machen oder ihn binnen 180 Tagen auf freien Fuß zu setzen, handelte er wiederum nicht. Während der 180 Tage verhielt sich der Staat in erheblichem Maß unbillig, indem er unrechtmäßig die Vorlage von noch weiteren potentiell entlastenden Beweisen zurückhielt und verzögerte. … Angesichts derart ungewöhnlicher Umstände ein Wiederaufnahmeverfahren nicht zu verhindern, wäre zweifellos nicht im Interesse der Gerechtigkeit.“
2011 hielt das Berufungsgericht für den 6. Bundesgerichtsbezirk der USA das Verbot eines Wiederaufnahmeverfahrens aufrecht. (D’Ambrosio v. Bagley, No. 10-3247, 29. August 2011) Selbst die abweichende Meinung nahm Bezug auf die „bemerkenswerte Unfähigkeit“ des Staats, „D’Ambrosio ordentlich strafrechtlich zu verfolgen“. Der Bundesstaat legte gegen diese Entscheidung vor dem Obersten Gerichtshof der USA Berufung ein hauptsächlich aufgrund von Zuständigkeitsfragen, am 23. Januar wurde dies abgelehnt. (Bagley v. D’Ambrosio, No. 11-672, Ablehnungsentscheid)
D’Ambrosio ist seit 1973 der sechste zum Tode Verurteilte, den der Bundesstaat Ohio nachträglich freisprach, und der 140. der USA. Die erste Anklage erfolgte im Jahr 1988.
(D’Ambrosio v. Bagley, 6th Cir., No. 10-3247, 29. August 201)
Lesen Sie hierzu auch unter Death Penalty Information Center „After 20 Years, Ohio Death Row Inmate May Be Exonerated„, 5. März 2010.
Louisiana
Verurteilung 1997 – Verfahren eingestellt 2012
Am 28. September 2012 wurde Damon Thibodeaux nach umfangreichen Nachforschungen aus dem Todestrakt von Louisiana auf freien Fuß gesetzt; dies geschah mit Hilfe von DNA-Tests sowie der Mitarbeit von Paul Connick, dem Staatsanwalt von Jefferson Parish.

Man hatte Thibodeaux zum Tode verurteilt wegen Vergewaltigung und Ermordung seiner Cousine im Jahre 1996. Er hatte zunächst nach einem neunstündigem Verhör durch Ermittler den Übergriff gestanden, zog dieses Geständnis jedoch wenige Stunden später zurück mit dem Hinweis, es sei unter Zwang zustande gekommen. Während Thibodeaux freigelassen wurde, sagte Connick: „Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass der Hauptbeweis, das Geständnis, nicht zuverlässig ist. Ohne das Geständnis kann die Verurteilung nicht aufrecht erhalten werden und somit muss sie im Interesse der Justiz aufgehoben werden.“
Thibodeaux verbrachte 15 Jahre im Todestrakt der Haftanstalt Angola. Die mehr als 500.000 Dollar, die für die Neuermittlungen im Fall aufgewendet werden mussten, teilten sich Verteidigung und Anklage. Im Hinblick auf seine frühe Aussage vor der Polizei betonte Thibodeaux: „Sie suchen nach Schwachpunkten, wo sie einen manipulieren können; wenn man nicht schlafen durfte oder man in Panik gerät, oder wenn man etwas eingeworfen hat oder betrunken ist, fällt es ihnen noch viel leichter, ihr Ziel zu erreichen… Ich war bereit, ihnen alles zu sagen, was sie wollten, wenn es mich nur irgendwie aus dem Verhörraum herausbringen konnte.“
Lesen Sie hierzu „Louisiana death-row inmate Damon Thibodeaux exonerated with DNA evidence“ von D. Blackmon, Washington Post, 28. September 2012.
Florida
Verurteilung 1999 – freigesprochen 2012
Am 21. Dezember 2012 wurde Seth Penalver von allen Anklagepunkten freigesprochen. 13 Jahre nach seiner Verurteilung wurde er aus dem Todestrakt von Florida auf freien Fuß gesetzt.
Ursprünglich war er wegen Dreifachmordes und bewaffnetem Überfall angeklagt worden; diese Verbrechen fanden 1994 in Broward County statt.

Penalvers erster Prozess endete ohne Entscheidung, da die Geschworenen zu keiner Einigung kamen. Bei seinem zweiten Verfahren im Jahr 1999 wurde er schuldig gesprochen und zum Tode verurteilt. Diesen Schuldspruch hob der Oberste Gerichtshof von Florida 2006 jedoch wieder auf (Penalver v. Florida, No. SC00-1602, 2. Februar 2006), da die Staatsanwaltschaft im Prozess unzulässige Beweise vorgebracht hatte. Der Mitangeklagte Pablo Ibar wurde ebenfalls zum Tod verurteilt und befindet sich weiter im Todestrakt. Eine Videoaufzeichnung vom Tatort hatte Ibar überführt, doch die Bilder eines weiteren Verdächtigen waren nicht aussagekräftig.
Penalver selbst hatte stets seine Unschuld beteuert. Der jüngste Prozess gegen Penalver, der vor fünf Monaten begann, ergab eine mit 10 zu 2 erneut festgefahrene Jury. Anklage wie auch Verteidigung erklärten sich einverstanden, zwei Geschworene durch Ersatzgeschworene auszutauschen, die während der Verhandlungen anwesend waren. Die dergestalt neu zusammengesetzte Geschworenenauswahl begann erneut mit dem Entscheidungsprozess und entschied schließlich, Penalver sei in allen Anklagepunkten nicht schuldig. Penalver ist seit 1973 bereits der 142. in den USA Verurteilte, der entlastet wurde und aus dem Todestrakt freikam, und der 24. in Florida, was Florida zum Bundesstaat mit der höchsten Quote an Entlasteten macht.
Lesen Sie hierzu „Jury finds Penalver not guilty in Casey’s Nickelodeon triple murder case“ von R. Olmeda, Sun Sentinel, 21. Dezember 2012.
Missouri
Verurteilung: 1983 – Verfahren eingestellt: 2013
Am 25. Oktober ließ Missouri alle Anklagepunkte gegen Griffin fallen. Für die Ermordung eines Mithäftlings im Jahr 1983 hatte man gegen Griffin die Todesstrafe verhängt.
Der Oberste Gerichtshof von Missouri hob 2011 den Schuldspruch auf (Griffin v. Denney), da die Anklage entscheidende Beweise für sich behalten hatte.

Der Schuldspruch kam aufgrund der Aussage zweier Informanten aus dem Gefängnis zustande, die im Gegenzug Vergünstigungen erhielten. Die Staatsanwaltschaft hatte Beweise zurückgehalten, wonach Wächter direkt nach dem Niederstechen des Opfers bei Jeffrey Smith, einem anderen Häftling, einen angespitzten Schraubenzieher konfisziert hatten. Die zwei zusammen mit Griffin angeklagten Männer blieben stets bei ihrer Aussage, bei dem dritten Tatbeteiligten habe es sich um Smith und nicht um Griffin gehandelt. Cyndy Short, die derzeitige Hauptanwältin Griffins, erklärte: „Reggie und seine Familie sind überglücklich. Drei Jahrzehnte lang hatten sie unter einer schweren Last gelitten.“
Lesen Sie hierzu die Presseerklärung „Reginald Griffin Exonerated Oct. 25th of 1983 Murder — Becomes 4th Person Sentence to Death and Found Wrongfully Convicted in Missouri„, von Missourians for Alternatives to the Death Penalty, 30. Oktober 2013.
Louisiana
Verurteilung 1984 – Verfahren eingestellt 2014
Ford verbrachte 30 Jahre im Todestrakt von Louisiana. Er wurde freigelassen, nachdem die Staatsanwaltschaft Anträge eingereicht hatte, seinen Schuldspruch und das Urteil aufzuheben.
Richterin Ramona Emanuel ordnete am 11. März 2014 an, Glenn Ford sei „bedingungslos aus dem Gewahrsam des Louisiana Department of Corrections freizulassen“. Die Staatsanwaltschaft erklärte, „glaubhafte Beweise“ erhalten zu haben, denen zufolge Ford „bei dem Raub und dem Mord weder anwesend noch sonst beteiligt“ gewesen sei, wofür er 1984 schuldig gesprochen worden war.

Ford, der stets seine Unschuld beteuert hatte, wurde dennoch von einer Jury zum Tode verurteilt, die sich ausschließlich aus Geschworenen weißer Hautfarbe zusammensetzte. Eine der Belastungszeuginnen hatte im Prozess ausgesagt, die Polizei habe ihr beim Konstruieren ihrer Aussage geholfen. Ein vom Bundesstaat beauftragter „Sachverständiger“, der eine Aussage machte über den Todeszeitpunkt des Opfers, hatte den Leichnam nicht einmal in Augenschein genommen. Der Hauptverteidiger Fords hatte noch nie einen Fall vor einem Geschworenengericht vertreten. Fords zweiter Rechtsvertreter hatte erst zwei Jahre zuvor seinen Juraabschluss gemacht und war in einer Firma beschäftigt, die für Versicherungen Schadenersatzklagen prüfte. Die Anwälte unterließen es, eigene Experten zu beauftragen, die die Darstellung der Anklage hätten ins Wanken bringen können, da sie befürchteten, die Kosten dafür selber tragen zu müssen. Der Oberste Gerichtshof von Louisiana hatte erklärt, er habe „ernstzunehmende Zweifel“ am Ausgang des Verfahrens, den Schuldspruch gegen Ford hob er jedoch nicht auf. Ford könne beteiligt gewesen sein, Schmuck aus dem Raub versetzt zu haben, den er von einem der ursprünglich Mitangeklagten erhalten habe.
Lesen Sie hierzu „After 30 Years on Death Row, an Innocent Man in Louisiana is About to Go Free,“ von A. Cohen, The Atlantic, 11. März 2014. KTAL NBC News, 11. März, 2014.
*UPDATE: *Nach der Entlastung Fords entschuldigte sich der leitende Ankläger in seinem Fall, A.M. „Marty“ Stroud III, öffentlich und brachte seinen Glauben an Fords völlige Unschuld zum Ausdruck, indem er sagte: „Es gab hier keine Formsache. Durch geschickte Anwaltsarbeit konnte die Freilassung eines Kriminellen nicht erreicht werden… Nach der Überprüfung und Untersuchung von ungeklärten Mordfällen fanden die Ermittler Beweise, die Mr. Ford entlasteten. Diese Beweise waren in der Tat so stark, dass, wenn sie während der Untersuchung offenbart worden wären, es nicht genügend Beweise gegeben hätte, um Mr. Ford überhaupt zu verhaften!“
*UPDATE: *Ford starb am 29. Juni 2015 im Alter von 65 Jahren an Krebs. Sein Fall wurde am selben Tag von Richter Breyer in einer abweichenden Stellungnahme in Glossip v. Gross zitiert.
Florida
Verurteilung 2011 – Anklage fallengelassen 2014
Im Juni 2014 sprach das Oberste Gericht Floridas Carl Dausch von allen Anklagepunkten frei, da während seiner Verurteilung im Jahr 2011 unzureichende Beweismittel präsentiert worden waren, welche laut Gericht nicht eindeutig die Identität des Täters belegen würden.

Dausch war im Jahr 2011 wegen Mordes angeklagt worden. Die Anklage stützte sich dabei auf Fingerabdrücke und die DNA eines Zigarettenstummels des Angeklagten aus dem Auto des Opfers. Die DNA-Beweise, welche direkt vom Opfer entnommen worden waren, waren jedoch weniger eindeutig. Carl Dausch hatte ausgesagt, dass er getrampt war, nachdem er aus einem Familienurlaub zurückkam, und der Fahrer wahrscheinlich der tatsächliche Täter gewesen sei.
Nach einer Sonderprüfung kam das Gericht zu dem Schluss, dass die vorliegenden Beweise nicht ausreichend seien, um Dausch des Verbrechens anzuklagen. Dem Gericht zufolge zeigten die Beweise lediglich eine Verbindung zwischen dem Angeklagten und dem Auto auf, nicht aber direkt zwischen dem Opfer und Täter.
Dausch wurde aus dem Todestrakt Floridas entlassen, befand sich jedoch weiterhin in Haft, da er zuvor bereits eine Freiheitsstrafe aufgrund eines anderen Verbrechens in Indiana erhalten hatte, welche nicht vor dem Jahr 2017 endete.
Lesen Sie hierzu auch B. Farrington, “Supreme Court throws out conviction in ‘87 killing,” Dausch v. Florida Associated Press, June 12, 2014 No. SC12-1161 (June 12, 2014), per curiam).
North Carolina
Verurteilung 1984 – freigesprochen 2014
Die Brüder, die 1984 des Mordes schuldig gesprochen und zum Tode verurteilt wurden, kamen mit Hilfe von Beweisen aus der Haft frei, die die North Carolina Innocence Inquiry Commission aufgedeckt hatte.

Bei den Verhören war McCollum 19, Brown war erst 15 Jahre alt. Beide unterschrieben ein Geständnis, demzufolge sie die elfjährige Sabrina Buie vergewaltigt und ermordet hätten.
Die Halbbrüder sind geistig zurückgeblieben. McCollum hat einen Intelligenzquotienten von etwa 60, Browns liegt laut IQ-Tests sogar bei gerade einmal 49. McCollum und Brown beharrten seit ihrem Prozess darauf, unschuldig zu sein, es sei ihnen nicht klar gewesen, dass sie ein Geständnis unterzeichneten.
„Noch nie zuvor bin ich derart unter Druck gesetzt worden, ich wurde angebrüllt und angeschrien“, sagte McCollum über das Verhör. „Ich war eingeschüchtert und wollte einfach nur noch das Polizeirevier verlassen und nach Hause gehen.“ Nachdem 2010 der Schuldspruch wegen Mordes gegen Brown aufgehoben und sein Strafmaß für Vergewaltigung in lebenslänglich umgewandelt worden war, nahm er Kontakt zur Innocence Commission auf.
Diese fand heraus, DNA-Beweismaterial aus der Nähe des Tatorts ließ sich einem anderen Mann namens Roscoe Artis zuordnen, der zu der Zeit im Todestrakt saß für ein ähnliches Verbrechen wie das McCollum und Brown angelastete. (Artis‘ Strafmaß wurde zu einem späteren Zeitpunkt in lebenslange Haft ohne Aussicht auf Bewährung umgewandelt.) Am 2. September 2014 ordnete ein Richter in Robeson County aufgrund der DNA-Beweise die Freilassung der Brüder an.
Lesen Sie hierzu „NC half brothers freed after 3 decades in prison“ von M. Biesecker, News and Observer, 3. September 2014.
Ohio
Verurteilungen 1975 – Klagen fallengelassen 2014
Ricky Jackson wurde im November 2014 aus dem Todestrakt in Ohio entlassen, in dem er 39 Jahre inhaftiert gewesen war. Ein Richter in Cleveland ließ alle Anklagepunkte in Übereinstimmung mit der Strafanwaltschaft fallen.
Jackson war mit zwei weiteren Männern zusammen wegen angeblichen Mordes an Harold Franks im Jahr 1975 verurteilt worden. Die beiden Mitangeklagten, Ronnie (jetzt Kwame Ajamu) und Wiley Bridgeman, waren ebenfalls zum Tode verurteilt worden. Die beiden Brüder, die ebenfalls freigesprochen wurden, standen im Jahr 1978 bereits kurz vor ihrer Exekution. Die Hinrichtungen wurden aufgrund des allgemeinen Exekutionsverbotes nicht ausgeführt, da die Todesstrafe in Ohio zu dieser Zeit als verfassungswidrig galt.
Alle drei Männer waren aufgrund der Aussage eines 12-Jährigen verurteilt worden. Dieser widerrief seine Zeugenaussage und sagte nun, er habe überhaupt nichts von dem Verbrechen gesehen. Mehrere Personen hatten bestätigt, dass der Junge zur Zeit des Verbrechens in einem Schulbus saß.



Eine Waffe sowie ein Auto, welches während des Verbrechens gesehen worden war, standen in Verbindung mit einem Mann, der 1987 für einen anderen Mord inhaftiert wurde. Dieser wurde jedoch nie mit dem Mord an Frank angeklagt.
Lesen Sie hierzu auch den Pressebericht von Reuters zur Freilassung Ricky Jacksons vom 20.11.2014: „Ohio man exonerated after 39 years in prison, to be released Friday,“ sowie den Bericht der Associated Press zum Freispruch Ronnie und Wiley Bridgeman vom 21.11.2014: „Judge dismisses two men charged in 1975 slaying“ und des Cleveland Plain Dealer vom 9.12.2014: „‚My battle is over!‘ Judge throws out the 1975 murder conviction of Ronnie Bridgeman“
Arizona
Verurteilung 1990 – Anklage fallengelassen 2015
Debra Milke war im Jahr 1990 wegen angeblicher Anstiftung zum Mord an ihrem damals 4-jährigen Sohn im Dezember 1989 zu Tode verurteilt worden.
Ihr damaliger Mitbewohner hatte zusammen mit einem Freund gestanden, den Sohn getötet zu haben.

Als die Kriminalpolizei daraufhin die entsprechenden Untersuchungen zu dem Fall durchführte, gab der Kriminalbeamte an, Debra Milke habe im Verhör ein Geständnis abgelegt, in dem sie zugegeben habe, die beiden Männer angestiftet zu haben. Debra Milke war aufgrund dieses vermeintlichen Geständnisses 22 Jahre im Todestrakt des Frauengefängnisses in Arizona inhaftiert.
Ihr Prozess wurde im Jahr 2013 erneut aufgerollt und die Untersuchungen und Anklagepunkte nochmals überprüft. Zu dem angeblichen Geständnis, welches Debra Milke von Beginn an vehement abgestritten hatte, gab es weder Aufnahmen noch Aufzeichnungen. Die persönliche Akte des Kriminalbeamten zeigte, dass dieser bereits in anderen Fällen schwere Untersuchungsfehler und sogar Meineid begangen hatte.
Gegen Debra Milke wurden am 23. März 2015 schließlich alle Anklagepunkte aufgrund fehlerhafter Strafverfolgung fallengelassen. Die beiden Männer befinden sich weiterhin im Todestrakt von Arizona.
Lesen Sie hierzu auch M. Kiefer: „Arizona Supreme Court declines review of appeal that freed Debra Milke,“ Arizona Republic vom 17. März 2015 und Jana Bommersbach: „Ein geraubtes Leben: 23 Jahre unschuldig in der Todeszelle – Der Fall Debra Milke“ vom 1. März 2016.
Alabama
Verurteilung 1985 – freigesprochen 2015
Anthony Ray Hinton wurde am 3. April 2015 nach fast 30 Jahren, die er im Todestrakt von Alabama verbrachte, von allen Anklagepunkten freigesprochen und entlassen.

Er war im Jahr 1985 wegen angeblichen Mordes an zwei Fast-Food-Managern zum Tode verurteilt worden. Beide Opfer waren durch Waffenschüsse getötet worden.
Dass der Täter Anthony Ray Hinton war, schlussfolgerte die Justiz aus den gerichtlich beantragten forensischen Untersuchungen der abgeschossenen Kugeln: Die Beweismittel hatten angeblich eindeutig gezeigt, dass die tödlichen Kugeln aus der Waffe stammten, welche sich in Hintons Haus befand. Der Staatsanwalt, der eine dokumentierte Historie von rassistischer Voreingenommenheit besaß, sagte während der entscheidenden Urteilsphase, dass er bereits an Hintons Blick sehen könne, dass dieser schuldig und „teuflisch“ sei.
Hinton wurde festgenommen, nachdem ein Opfer eines ähnlichen Verbrechens ihn in einer fotografischen Gegenüberstellung identifiziert hatte. Er wurde des Verbrechens beschuldigt, obwohl er zum Zeitpunkt der Tat in einem geschlossenen Lagerhaus 15 Meilen entfernt am Arbeiten war. Hintons Anwälte kannten das Gesetz nicht gut genug und wussten nicht, dass Ansprüche zur Beauftragung eines qualifizierten Waffenexpertens besteht. Statt dessen beauftragte Hintons Anwalt einen Experten, von dem er wusste, dass dieser nicht die Kompetenz besaß, und verfehlte damit die Möglichkeit, einen glaubwürdigen Beweis vorzubringen, um die Behauptung des Staatsanwaltes zu widerlegen. 2002 bewiesen drei hochqualifizierte Waffenexperten durch neue Untersuchungen, dass die Schusskugeln weder zu Hintons Waffe, noch zu einer sonstigen Einzelschusspistole passen konnten.
Im Jahr 2014 gab das Oberste US-Gericht (Supreme Court) anonym bekannt, dass Hinton unter Standard verteidigt worden war, und leitete seinen Fall zum Landesgericht zur weiteren Prüfung weiter. Die Staatsanwaltschaft entschied, Hinton nicht weiter anzuklagen, nachdem der neue vom Gericht beauftragte Untersucher bekannt gab, dass es keine Verbindung zwischen den Kugeln und Hintons Waffe gebe.
Für Bryan Stevenson, Hintons maßgeblichen Anwalt, zeigt Hintons Fall die Kombination von Rassismus, Armut, inadäquater juristischer Unterstützung und Gleichgültigkeit der Staatsanwaltschaft gegenüber Unschuldigen auf: „Ich kenne keinen Fall, welcher auf derart dramatische Weise die mehr als notwendige Reformierung dringlicher zeigt.“
Lesen Sie zu Hintons Freilassung auch: „Equal Justice Initiative Wins Release of Anthony Ray Hinton„, EJI/ Stevenson, Bryan sowie ein Interview mit Anthony Ray Hinton und seinem Anwalt B. Stevenson von den CBS News
Mississippi
Verurteilung 1994 – Anklage fallengelassen 2015
Nach mehr als 20 Jahren im Todestrakt von Mississippi wurde Willie Manning 2015 aus der Haft entlassen und die Anklage wurde fallengelassen.
Aufgrund zurückgehaltener wichtiger Beweise im damaligen Prozess und falscher Zeugenaussagen, wurde Manning ein erneuter Prozess ermöglicht, der ihm schließlich die Freiheit brachte.

Willie Manning saß zusätzlich wegen eines anderen Vergehens im Todestrakt, aber auch in diesem Fall waren im Prozess erhebliche Fehler begangen worden. Haaranalysen wie auch ballistische Befunde vom FBI waren fehlerhaft.
Quellen und weitere Informationen: L. Nave, „Why Does the State Still Want to Kill Willie Jerome Manning?“ Jackson Free Press, April 29, 2015
Hintergrundinformationen zu Mannings zweitem Fall siehe: Andrew Cohen, „A Ghost of Mississippi: The Willie Manning Capital Case,“ The Atlantic, May 2, 2013; Andrew Cohen, „Feds Acknowledge Scientific Errors in Testimony in Willie Manning Case,“ The Atlantic, April 5, 2013
Texas
Verurteilung 2005 – Anklage fallengelassen 2015
Im Juni 2015 gaben Texas‘ Staatsanwälte bekannt, dass sie die Anklage gegen Alfred Dewayne Brown fallengelassen haben, nachdem klar war, dass Beweismittel zurückgehalten wurden.

2005 wurde Brown für den Mord an einem Polizisten aus Houston und einem Angestellten während eines Raubüberfalls zum Tod verurteilt. Brown hat immer wieder seine Unschuld beteuert, er sei zum Tatzeitpunkt allein in der Wohnung seiner Freundin gewesen. Physisches Beweismaterial lag nicht vor.
Ein Telefonat, das Brown kurz nach dem Überfall, von dem er durch das Fernsehen erfahren habe, mit seiner Freundin führte, bewies, dass er mit den Morden nichts zu tun haben konnte. Diese Tatsache wurde aber von der Staatsanwaltschaft nicht an den verteidigenden Anwalt weitergeleitet.
Browns Freundin wurde laut Houston-Chronicle-Autorin Lisa Falkenberg bei dem Verhör so stark von der Polizei unter Druck gesetzt, dass sie eine falsche Aussage getätigt und Brown belastet habe.
Trotz eines angestrebten DNA-Tests 2008 wurde dieser nie durchgeführt.
Quellen und weitere Informationen: B. Rogers, „DA drops charges against Alfred Brown,“ Houston Chronicle, June 8, 2015; L. Falkenberg, „Evidence mounts that wrong man on death row for killing HPD officer,“ Houston Chronicle, December 20, 2014.
Georgia
Verurteilung 1987 – Klage fallengelassen 2015
Nachdem Larry Lee mehr als 27 Jahre inhaftiert war und davon mehr als 20 Jahre im Todestrakt verbrachte, gab schließlich am 8. Juni 2015 der Wayne County Georgia Superior Court dem Antrag des Staatsanwaltes statt, alle Anklagegepunkte gegen Larry Lee fallen zu lassen.
Larry Lee war fast 30 Jahre zuvor wegen dreifachen Mordes während eines Hauseinbruches zum Tode verurteilt worden. Nachdem offensichtlich wurde, dass die Staatsanwaltschaft das Strafverfahren Larry ´Lees fehlerhaft durchgeführt und für ihn nachteilige Ermittlungssfehler gemacht hatte, wurde im Mai 2008 einem neuen Gerichtsprozess stattgegeben.
Nach Aussagen des Gerichts basierte das Todesurteil auf einer schwachen Strafverfolgung, welche einzig und allein abhängig von der Glaubwürdigkeit zweier Augenzeugen war, da es keinerlei forensische Beweise gab, welche den Angeklagten direkt mit dem Verbrechen in Verbindung brachten. Bei den Augenzeugen handelte es sich um einen Gefängnisspitzel und einen Komplizen.
In dem neu aufgerollten Prozess befand das Gericht, dass die Strafverfolgung eindeutig zu Lasten des Angeklagten verdreht worden war und Beweise verschleiert wurden, welche den Zeugenaussagen widersprochen und auch die Glaubwürdigkeit der Hauptzeugen abgeschwächt hätten. Ebenfalls wurden laut Gericht physische Beweismittel manipuliert, wodurch auch zwei potentielle Täter verschleiert wurden: 47 Fingerabdrücke und 15 unidentifizierbare Haare waren aufgrund dessen verloren gegangen, welche allesamt nicht dem Angeklagten zugordnet werden konnten. Im Februar 2015 schloss das Gericht die Strafverfolger von der Aufführung ihrer ursprünglichen Zeugen aus und begründete dies damit, dass aufgrund des Fehlverhaltens dem angeklagten Lee kein adäquates Verhör im Urteilsverfahren ermöglicht worden war. Sämtliche Anklagepunkte wurden in Folge dessen fallen gelassen.
Lesen Sie hierzu auch: „Judge Throws Out Conviction of Death Row Inmate“, News4Jax vom 8. Mai 2008, und A. Palmer: „Death sentence for 1986 killings tossed on habeas“, Daily Report vom 3. Mai 2008
Florida
Verurteilung 2013 – Freispruch 2015
Am 12. Oktober 2015 hat das Pascal County Bezirksgericht in Florida Derral Wayne Hodgkins offiziell freigesprochen und Floridas Gefängnisbehörde setzte ihn auf freien Fuß.

Der Oberste Gerichtshof gab dem Antrag des Staatsanwaltes nicht statt, den am 18.6.2015 erwirkten Freispruch für Hodgkins von allen Anklagepunkten im Mordfall seiner damaligen Ex-Freundin anzufechten.
Der damals zuständige Verfahrensrichter verurteilte aufgrund einer 7-5 Entscheidung der Jury Hodgkins zum Tode. Es gab keinerlei Augenzeugen, die ihn am Tatort gesehen haben, und auch die restlichen Beweise waren nebensächlich. Keiner der 21 gefundenen Fingerabdrücke konnte Hodgkins zugeordnet werden und auch das Blut an der am Tatort gefundenen Flasche gehörte nicht zum Beschuldigten.
Und obwohl DNA von Hodgkins unter den Fingernägeln des Mordopfers gefunden wurde, galt es nicht als eindeutiger Schuldbeweis, denn es bestätige nur die Aussage des Beschuldigten, dass er Sex mit dem Opfer hatte, diese Tatsache aber geheim halten wollte, damit seine Frau nichts davon mitbekäme. Somit wurde der vermeintliche Beweis als ungenügend eingestuft und der Freispruch wurde erteilt.
Quelle und weitere Informationen siehe hier: Hodgkins v. State, No. SC13-1004 (Florida Supreme Court June 18, 2015); 10 News Staff, WTSP, „Man on death row for Pasco murder to be set free,“, June 18, 2015; Lisa Buie, „Man gets death in 2006 stabbing of Land O’Lakes diner cook,“ Tampa Bay Times, April 26, 2013
Delaware
Verurteilung 2012 – Freispruch 2017
Am 19. Januar 2017 wurde Isaiah McCoy aus dem Todestrakt in Delaware entlassen, nachdem ein Richter ihn im Rahmen eines Wiederaufnahmeverfahrens freigesprochen hatte.

McCoy ist die erste Person überhaupt, die im Bundesstaat Delaware zum Tode verurteilt und nachträglich freigesprochen wurde. Sein Todesurteil war im Jahr 2012 ausgesprochen worden, da er laut Anklage zwei Jahre zuvor einen 30 Jahre alten Drogendealer erschossen haben soll.
Im Jahr 2015 ordnete das Oberste Gericht Delawares jedoch aufgrund offensichtlich begangener Fehler während des Strafverfolgungsprozesses ein gerichtliches Neuverfahren an. R. David Favata, der in dem Strafverfolgungsprozess für die begangenen Fehler verantwortliche stellvertretende Generalstaatsanwalt, wurde zeitgleich vom Obersten Gericht Delawares vom Dienst suspendiert. Dem Gericht zufolge hatte Favata den beschuldigten McCoy wiederholt erniedrigt, ihn falsch beraten und dazu angehalten sich selbst zu verteidigen sowie den vorsitzenden Richter angelogen. Der Meinung Favatas zufolge war McCoy schuldig, obwohl sich später im Wiederaufnahmeverfahrens herausstellte, dass keine physischen Beweise vorlagen, die dafür sprachen, dass McCoy tatsächlich der Täter war. Weiterhin stellte sich heraus, dass zwei der verhörten mutmaßlichen Komplizen widersprüchliche Zeugenaussagen gemacht hatten und einer der beiden für seine Aussage, die McCoy belastete, eine Strafmilderung erhalten hatte.
Bei seiner Freilassung ermutigte der 29-jährige McCoy all jene, die Ähnliches durchmachen, das Vertrauen nicht zu verlieren und weiterzukämpfen. „Vor zwei Jahren war ich im Todestrakt. Im Alter von 25 Jahren erhielt ich ein Todesurteil – und heute bin ich am Leben und ein freier Mann“, so seine Worte während seiner Freilassung. Der Richter Young begründete den Freispruch damit, dass keine physischen Beweise gegen McCoy vorlagen und zwei der mutmaßlichen Komplizen widersprüchliche Zeugenaussagen gemacht hatten.
Lesen Sie hierzu auch: “Isaiah McCoy Becomes 157th Person Exonerated from Death Row in U.S “, EJI, 27. Januar 2017; Accomplice lays blame in Dover murder retrial”, Delaware online, 9. Januar 2017; „Former death row inmate goes free after acquittal,“ Reyes, Masulii J. aus: The News Journal, 19. Januar 2017; „DELAWARE: EX-DEATH ROW INMATE ACQUITTED AFTER MURDER RETRIAL,“ Chase, R. aus: Associated Press, 19. Januar 2017; DPIC.
Louisiana
Verurteilung 2012 – Freispruch 2017
Am 17. April wurde der 28-jährige Rodricus Crawford aus dem Todestrakt in Louisiana entlassen, nachdem die Staatsanwaltschaft alle Anklagepunkte fallengelassen hat.

Crawford war im Jahr 2012 wegen angeblichen Mordes an seinem einjährigen Sohn zum Tode verurteilt worden.
Nach Aussage des örtlichen Arztes, der den Sohn nach dem Tod untersucht hatte, war dieser an einem Erstickungstod gestorben. Da der Staatsanwalt Dale Cox im erstinstanzlichen Strafverfolgungsprozess unrechtmäßig Geschworene aufgrund ihrer Rasse aus der Jury ausgeschlossen hatte, ordnete das höchste Gericht Louisianas im November 2016 ein Wiederaufnahmeverfahren an. Hierbei zeigten vorgelegte Ergebnisse der Biopsie, dass der Junge vor seinem Tod eine schwere Lungenentzündung durchlaufen und eine Blutvergiftung entwickelt hatte. Experten für pädiatrische Pathologie, pädiatrische Neuropathologie und pädiatrische Infektionskrankheiten bestätigten, dass der Sohn entsprechend der Biopsie-Ergebnisse eines natürlichen Todes gestorben war.
Der Fall hatte aufgrund der Rassendiskriminierung in der Jury-Auswahl und bewiesener Unschuld nationales Aufsehen erregt. Der für Rodricus Crawfords Prozess verantwortliche Strafverfolger Dale Cox war bereits zuvor bekannt für seine rassistisch bedingte Auswahl der Geschworenen: So hatte er in 22 Todesstrafprozessen 2,7 Mal öfter schwarze Geschworene als andere von der Jury ausgeschlossen. Gegenüber der Shreveport Times hatte er im Jahr 2015 ausgesagt, der Staat müsse „mehr Menschen töten“. Der Bezirk Caddo Parish zählt zu den 2 Prozent aller amerikanischen Bezirke, die für die Mehrzahl aller Todesurteile veranwortlich ist und besitzt eine achtfach höhere Todesurteilsquote als alle anderen Bezirke Louisianas.
Lesen Sie hierzu auch: „Review results in no retrial for Rodricus Crawford„, KSLA News 12, April 14, 2017; „Prosecutors won’t retry man in death of his so,“ Associated Press, April 15, 2017; DPIC
Florida
Verurteilung 2014 – Freispruch 2017
Am 11. Mai 2017 wurde Ralph Daniel Wright Jr. freigesprochen und aus dem Todestrakt von Florida entlassen.
Wright war im Jahr 2014 wegen des angeblichen Mordes an seiner Ex-Freundin und ihrem 15-Monate alten Sohn zum Tode verurteilt worden.

Im Mai 2017 stimmte das Gericht jedoch einstimmig der Meinung des Richters Charles Caday zu, dass keine ausreichenden Beweise und Fakten vorlägen, die ohne Zweifel belegen würden, dass Wright der Täter war. Das einzige Indiz in seinem Fall war ein schwarzer Militärhandschuh, der im Haus des Mordopfers gefunden wurde. Wright hatte als Mitglied der Air Force Zugang zu dieser Art von Handschuh, jedoch konnte nicht bewiesen werden, dass er die Handschuhe tatsächlich getragen hatte. Ein DNA-Test des Florida Department of Law Enforcement hatte zu einem uneindeutigen Ergebnis geführt. Ein zweiter DNA-Test, der anhand des Handschuhs von einem privaten Labor im Auftrag der Verteidigung durchgeführt worden war, konnte Wright als Täter eindeutig auschließen. Als Mordmotiv war vermutet worden, dass Wright als Vater keine Unterhaltszahlungen leisten wollte. Jedoch habe auch die Tochter der ermordeten Mutter ein finanzielles Motiv gehabt: Diese erhielt durch den Tod ihrer Mutter und des Halbbruders über 500.000 Dollar aufgrund der abgeschlossenen Lebensversicherungen. Wright, der vom Gericht durch den sogenannten „judicial override“ nach einer 7:5 Jury Entscheidung zum Tode verurteilt worden war, ist die 27. Person, die aus dem Todestrakt in Florida entlassen wurde.
Lesen Sie hierzu auch: „Court Orders Death-Row Inmate’s Release; Calls Evidence Weak„, Associated Press vom 11. 05.17; „Florida Supreme Court reverses murder conviction of former MacDill Airman Ralph Wright„, WFLA vom 11.05.17; Ralph Daniel Wright, Jr. vs. State of Florida, No. SC14-2410 vom 11.05.17.
Arkansas
Verurteilung 2002 – Freispruch 2017
Nach fast 16 Jahren Haft im Todestrakt von Arkansas wurde die Anklage gegen Rickey Dale Newman im Oktober 2017 fallengelassen. Newman, ehemaliger Marinesoldat, war wegen des angeblichen Mordes an Marie Cholette, den er im Februar 2001 begangen haben sollte, zum Tode verurteilt worden. Zur Zeit seiner Verhaftung und Anklage war Rickey Dale Newman obdachlos und litt an schweren Depressionen sowie einer posttraumatischen Belastungsstörung.

Der Richter hatte Newman jedoch als kompetent genug befunden, um sich selbst zu verteidigen. Während des eintägigen Gerichtsverfahrens sagte Newman gegenüber der Jury aus, den Mord begangen zu haben, und wurde daraufhin zum Tode verurteilt. Am Tatort sowie am Opfer gab es keine physischen Beweise, die auf Newman schließen ließen. Jedoch bezeugte ein Experte der Staatsanwaltschaft fälschlicherweise, dass ein Haar des Opfers an Newmans Kleidung gefunden worden war, woraufhin Newman sämtliche Berufungsmöglichkeiten fallen ließ und seine Hinrichtung für den 26. Juli 2005 angesetzt wurde. Vier Tage vor dem Exekutionstermin erlaubte er jedoch seinen gesetzlichen Pflichtverteidigern einen Hinrichtungsaufschub zu ersuchen und die DNA-Analyse des Haares zu überprüfen. Das Ergebnis widerlegte die Aussage des Strafverfolgers und zeigte zudem, dass weitere Beweise vom Tatort, welche Newman als Täter direkt ausgeschlossen hätten, vorenthalten worden waren. In einer weiteren gerichtlichen Anhörung wurden zudem fundamentale Fehler in Newmans medizinischen Gutachten gefunden, so dass Newman zum Zeitpunkt seines falschen Geständnisses nicht als kompetent hätte befunden werden dürfen.
Lesen Sie hierzu: „Former Arkansas death row inmate freed after 16 years in custody; charges dropped in mutilation case,“ Hughes, D: Arkansas Democrat-Gazette vom 12. Oktober 2017; „Death row inmate Rickey Dale Newman walks free; 2001 murder charges dropped,“ J. Lovett: Southwest Times Record vom 11. Oktober 2017; „Arkansas Death Row Inmate Walks Free After Nearly 17 Years In Prison,“ Sherrel, K.: KFSM 5 News vom 11. Oktober 2017.
Illinois
Verurteilung 2000 – Klage fallengelassen 2017
Der mexikanische Staatsbürger Gabriel Solache wurde am 21. Dezember 2017 nach zwanzig Jahren Haft aus dem Todestrakt in Illinois entlassen.
Er war wegen des angeblichen Mordes an Jacinta und Mariano Soto während eines Raubüberfalles im Jahr 1998 zum Tode verurteilt worden. Für die Tat gab es keinerlei physische Beweise, die Verurteilung erfolgte ausschließlich aufgrund des Geständnisses des Angeklagten, welches sich als erzwungen herausstellte.
Die Staatsanwaltschaft ließ die Anklagen gegen Gabrial Solache und den Mitangeklagten Arturo DeLeon-Reyes fallen, nachdem sich zeigte, dass der zuständige Kriminalbeamte Guevera unter Eid gelogen hatte, als er behauptete, sich an keine Befragung erinnern zu können, und verneinte, falsche Geständnisse aus den Beschuldigten herausgeprügelt zu haben. Wie die Beschuldigten angaben, wurden sie drei Tage lang verhört und litten währenddessen unter Schlafentzug, Mangel an Nahrung und zu trinken, bis sie ein Geständnis ablegten.
Das Recht auf Beistand durch die mexikanische Regierung wurde ihnen ebenfalls verwehrt. Solaches Geständnis war von einem stellvertretenden Staatsanwalt vollständig auf Englisch niedergeschrieben worden und für Solache, der weder Englisch schreiben oder lesen kann, nicht übersetzt worden, als er dies unterschrieb. Der Kriminalbeamte Guevera wurde beschuldigt, insgesamt 51 Fälle manipuliert zu haben.

Lesen Sie hierzu: „Murder Convictions Overturned, Two Men Are Immediately Seized By ICE“ in BuzzFeed News vom 22.12.2017; „Prosecutors drop murder charges against 2 who allege cop beat them into confessing“ in Chicago Tribune vom 21.12.2017; „A Chicago cop is accused of framing 51 people for murder. Now, the fight for justice“ in BuzzFeed News vom 04.04.2017; „Gabriel Solache, Sent to death row solely on the basis of a confession beaten out of him by a detective now deemed a liar and accused of serial misconduct„, Northwestern University Pritzker School of Law, Center on Wrongful Convictions, Dezember 2017
Kalifornien
Verurteilung 1993 – Klage fallengelassen 2018
Der fälschlicherweise zum Tode verurteilte Vicente Benavides Figueroa wurde am 19. April 2018 nach 25 Jahren Haft aus dem kalifornischen Todestrakt entlassen. Benavides war wegen angeblicher Vergewaltigung und Mordes der 2-jährigen Tochter seiner Freundin verurteilt worden.

Das Oberste Gericht in Kalifornien hatte ein gerichtliches Neuverfahren angeordnet, da die medizinischen Untersuchungen zeigten, dass das 21 Monate alte Mädchen weder sexuell missbraucht noch vergewaltigt worden war. Ebenso wenig physische Beweise lagen für die Vermutung vor, dass es sich um Mord gehandelt haben könnte. Der plötzliche und ungeklärte Tod hätte auch von einem Autounfall verursacht gewesen sein können. Einer der beisitzenden Richter des Obersten Gerichts in Kalifornien bezeichnete die Anklage und Beschuldigung Benavides sowie medizinischen Begründungen hierzu als eine der haarsträubendsten und absurdesten Falschanklagen überhaupt, die es jemals in einem Kriminalstrafverfahren gab.
Lesen Sie hierzu auch: „Death row inmate Vicente Benavides released from custody Thursday after charges dismissed„, The Bakersfield Californian vom 19. April 2018; „Delano man whose murder conviction in death of 21-month-old girl was overturned last month will not be retried“, Jason Kotowski vom 17. April 2018; Bakersfield Now Staff,“Kern DA won’t retry overturned murder case„, KMPH Fox 26 vom 17. April 2018;“California death row inmate to be freed; no retrial planned„, Associated Press vom 17. April 2018.
Florida
Verurteilung 2006 – Klage fallengelassen 2018
Clemente Javier Aguirre war im Jahr 2006 wegen des angeblichen Mordes an zwei Nachbarn zum Tode verurteilt worden. Die Staatsanwaltschaft in Florida ließ nun sämtliche Anklagepunkte gegen ihn fallen, da neue DNA-Beweise und Geständnisse zeigten, dass nicht Aguirre, sondern die Hauptzeugin in dem Prozess selbst die Täterin war.

Aguirre war beschuldigt worden, im Jahr 2004 seine beiden Nachbarinnen – eine ältere Frau und ihre erwachsene Tochter – ermordet zu haben, und hatte immer seine Unschuld beteuert. Der in Honduras geborene Aguirre hatte seiner Aussage nach die beiden ermordeten Frauen gefunden, dies aber nicht den Behörden gemeldet, da er sich damals als Immigrant ohne Papiere im Land aufhielt und Angst vor einer Abschiebung hatte.
Die Hauptzeugin der Staatsanwaltschaft in dem Prozess war Samatha Williams, die psychisch kranke Tochter und Enkelin der beiden Opfer. Während der auf das Todesurteil nachfolgenden Prozesse hatten die Anwälte von Aguirre entdeckt, dass Williams gegenüber mindestens fünf verschiedenen Personen zugegeben hatte, die Opfer umgebracht zu haben. Keiner der 84 untersuchten Gegenstände, die vom Tatort stammten, hatte mit der DNA von Aguirre übereingestimmt. Die meisten Blutproben stimmten mit den DNA-Tests der Opfer überein; acht Blutspuren, die aus vier verschiedenen Räumen des Tatortes stammten, hatten DNA-Spuren von Samatha Williams enthalten.
Lesen Sie hierzu auch: „Innocent Man Who Spent Over a Decade on Florida’s Death Row is Exonerated, Innocence Project, vom 5. November 2018; „Court overturns death sentence, conviction in double homicide„, R. Stutzman, aus: Orlando Sentinel vom 27. Oktober 2016; „Unanimous Florida Supreme Court Reverses Conviction of Man on Death Row Based on New DNA Evidence Pointing to Alternate Suspect„, Innocence Project vom 27. Oktober 2016.
Florida
Verurteilung 1976 – Anklage fallengelassen 2019
Zweiundvierzig Jahre, nachdem er und sein Neffe zu Unrecht wegen Mordes in Florida verurteilt wurden und er das Todesurteil erhielt, wurde Clifford Williams Jr. entlastet.

Einem Bericht der „Conviction Integrity Unit“ zufolge gab es „keinen glaubwürdigen Beweis der Schuld und … glaubwürdigen Beweis der Unschuld“. Duvals Staatsanwaltschaft bat das Jacksonville Prozessgericht, alle Anklagen gegen Williams, jetzt 76 Jahre alt, und seinen Neffen, Nathan Myers, jetzt 61, fallen zu lassen.
Williams und Myers wurden 1976 wegen des Mordes an Jeanette Williams und der Verletzung ihrer Freundin Nina Marshall vor Gericht gestellt und verurteilt. Marshall erzählte der Polizei, dass zwei Männer nachts ihr Schlafzimmer betreten und Schüsse vom Fuß des Bettes abgefeuert hätten. Sie identifizierte Williams und Myers als die Schützen. Jedoch enthüllten die physischen Beweise – die nie von einem Verteidiger vorgelegt wurden -, dass die Kugeln von außen durch das Schlafzimmerfenster abgefeuert worden waren und von einer einzigen Waffe stammten. Der Verteidiger ignorierte auch vierzig Alibi-Zeugen, die bezeugen konnten, dass Williams und Myers zum Zeitpunkt der Schießerei auf einer Geburtstagsfeier nebenan waren. Die Verteidigung stellte keine Zeugen vor.
Der erste Versuch führte zu einem fehlerhaften Prozess.
Im zweiten Prozess, der zwei Tage dauerte, argumentierten Staatsanwälte, ohne Beweise vorzulegen, dass die Männer den Mord begingen, weil Jeannette Williams ihnen angeblich Drogengeld von 50 Dollar schuldete. Die Jury verurteilte Williams und Myers, empfahl aber, sie zu lebenslanger Haft zu verurteilen. Richter Cliff Shepard – ein notorisch harter Prozessrichter – überging die Verurteilungsempfehlung der Jury für Williams und verurteilte ihn zum Tode. Shepard akzeptierte die Empfehlung allerdings für den 18-jährigen Myers.
Williams ist der 164. Exoneree (unschuldig Entlassene), der seit 1973 in den Vereinigten Staaten entlastet wurde.
Lesen Sie hierzu auch: Andrew Pantazi, Jacksonville men freed 43 years after wrongful murder conviction, a first for a Florida conviction review unit, The Florida Times-Union, March 28, 2019; Mike Schneider, Florida man and nephew who spent 42 years in prison cleared of murder, Associated Press, March 28, 2019; Jim Piggott, Wrongly convicted of murder: 2 men freed after 42 years in prison, WJXT News4, Jacksonville, March 28, 2019
North Carolina
Verurteilung 1976 – Anklage fallengelassen 2019
Charles Ray Finch wurde 1976 aufgrund falscher forensischer Beweise und einer manipulierten Augenzeugenidentifikation zum Tode verurteilt. Am 14. Juni 2019 wurde er aus dem Todestrakt entlassen.

Finch war im Juli 1976 von einem Bezirksgericht in North Carolina wegen des angeblichen Mordes an einem Verkäufer und versuchtem Raubüberfalls angeklagt worden. Finch wurde dabei von einer Augenzeugin, Lester Floyd Jones, bei einer von der Polizei arrangierten Gegenüberstellung als der mögliche Täter identifiziert. Bei der Gegenüberstellung hatte man Finch eine Jacke mit Dreiviertelärmeln im selben Stil wie der des Verkäufers angezogen. Keine der anderen Person in der Gegenüberstellung trug ähnliche Kleidung.
Die Zeugin Jones hatte zudem ausgesagt, sie habe den Täter mit einer Schrotflinte gesehen. Ein forensischer Experte der Staatsanwaltschaft sagte aus, dass das Opfer durch zwei Wunden einer Schrotflinte gestorben war. Als Finch festgenommen wurde, hatte die Polizei zwei Schrotflintkugeln in seinem Auto gefunden. Die Staatsanwaltschaft behauptete, die Kugeln würden zu den Wunden der Opfer passen. Eine Überprüfung der Autopsiebeweise zeigte Dekaden später, dass das Opfer durch eine Pistole getötet worden war, nicht durch eine Schrotflinte. Drei Zeugen sagten zudem aus, dass Finch mit ihnen zum Zeitpunkt des Mordes am Pokerspielen war. Mehrere Zeugen der Staatsanwaltschaft gaben später zu, dass sie unter Druck gesetzt worden waren, um falsche Aussagen abzulegen, die Finch belasten würden.
Am 25. Januar 2019 erklärte ein Berufungsgericht Finch für unschuldig. Am 23. Mai 2019 wurde sein Urteil umgewandelt, am 14. Juni wurde der inzwischen 81-jährige entlassen.
Quellen und weitere Informationen: Rose Wang, Free after 43 years: How Duke’s Wrongful Convictions Clinic freed an innocent man, The Duke Chronicle, June 23, 2019; Olivia Neeley, Judge orders Finch to be released, The Wilson Times, May 23, 2019; Josh Shaffer, He’s spent 43 years in prison. Now judges call his murder conviction a ‘miscarriage of justice.’, Raleigh News & Observer, January 30, 2019.
Pennsylvania
Verurteilung 1993 – Anklage fallengelassen 2019
Am 23. Dezember 2019 wurden alle Anklagepunkte gegen Christopher Williams, der 26 Jahre im Todestrakt verbrachte, fallengelassen. Williams und der Mitangeklagte Theophalis Wilson waren im August 1993 fälschlicherweise des dreifachen Mordes in Nord-Philadelphia beschuldigt worden.

Die Verurteilung der beiden Männer basierte auf einer vorsätzlich gefälschten Zeugenaussage und absichtlich unterschlagenen entlastenden Beweisen seitens der Staatsanwälte in Philadelphia. Der Hauptzeuge war James White, der mit der Staatsanwaltschaft kooperiert hatte, um selbst die Todesstrafe für sechs verschiedene Morde zu umgehen. White hatte behauptet, Augenzeuge gewesen zu sein, als Williams eines der Opfer in das Gesicht geschossen habe und mehrere Männer das Opfer aus einem fahrenden Auto geworfen hätten. White zog später seine Aussage zurück und sagte aus, dass die Staatsanwaltschaft ihn mehrere Male vor dem Prozess aufgesucht und ihm fingierte Informationen für seine Aussage gegeben hatte.
Im Dezember 2013 zeigten forensische und medizinische Beweise, dass der Mord in der Version, wie er Williams angehaftet worden war, physisch unmöglich war, und sein Todesurteil wurde aufgehoben. Das Gericht befand, dass seine Anwälte verfehlt hatten, den Tatort zu untersuchen, und es versäumt hatten, den Expertenbeweisen seitens der Anklage zu widersprechen. Während Williams auf sein Neuverfahren wartete, trug seine Verteidigung über 40.000 Dokumente zusammen, welche von seinen vorherigen Anwälten nicht präsentiert worden waren. Aus diesen ging hervor, dass die Staatsanwaltschaft signifikantes Material und entlastende Beweise, einschließlich von Beweisen, die Whites Aussage widerlegten, vorenthalten hatte. Aus den Dokumenten ging ebenfalls hervor, dass die Opfer in einen Streit zwischen zwei extrem gewaltsamen Gangs verwickelt warten und eine dieser für ihren Tod verantwortlich war.
Das Gericht stimmte der Einstellung des Verfahrens zu und ließ alle Anklagepunkte gegen Williams am 21. Januar 2020 fallen. Williams verbleibt aufgrund einer weiteren Mordanklage, die von derselben Staatsanwaltschaft und aufgrund desselben Augenzeugen erhoben wurde, weiterhin in Gewahrsam.
Quellen und weitere Informationen: Samantha Melamed: “A brutal triple murder, an eager informant, hidden evidence, and now, exoneration“, in: The Philadelphia Inquirer vom 8. Januar 2020; Samantha Melamed:”A ‘perfect storm’ of injustice: Philly man freed after 28 years as DA condemns ‘decades’ of misconduct, in: The Philadelphia Inquirer vom 21. Januar 2020
Nevada
Verurteilung 1986 – Anklage fallengelassen 2020
Paul Browning war 1985 wegen eines angeblichen Raubüberfalles und Mordes in Las Vegas zum Tode verurteilt worden.
Wie sich später zeigte, hatten sowohl die Polizei als auch die Staatsanwaltschaft forensische Beweise absichtlich vorenthalten: So zeigte bereits eine Fußabdruckanalyse vom Tatort, dass weder die Schuhe noch die Schuhgröße zu Browning gehören konnten. Ebenfalls stellte sich heraus, dass Augenzeugen manipuliert worden waren.
2017 wurde Brownings Urteil aufgehoben, im März 2019 wurden sämtliche Anklagepunkte gegen ihn fallengelassen.

Lesen Sie hierzu auch: Rachel Crosby: „Inmate released from Nevada prison after decades on death row„, in: Las Vegas Review-Journal vom 21. August 2019; David Ferrara: „Man with dismissed murder conviction still on death row in Nevada„, in: Las Vegas Review-Journal,´vom 8. August 2019
Pennsylvania
Verurteilung 1996 – Anklage fallengelassen 2020
Walter Ogrod wurde am 10. Juni 2020 nach 28 Jahren aus dem Todestrakt von Pennsylvania entlassen. Er war fälschlicherweise wegen des Mordes an der 4-jährigen Barbara Jean Horn zum Tode verurteilt worden.

Der Körper des kleinen Mädchens war in einem Karton gefunden worden, den der Täter an einer Straßenecke abgestellt hatte, wo Müll gesammelt wurde. Der Fall blieb für 4 Jahre ungelöst und wurde dann durch zwei Detektive wieder aufgenommen, die beide für erzwungene Geständnisse bekannt wurden. Keinerlei physische Beweise ließen auf Ogrod als Täter schließen. Nach einem Schlafentzug und 14-stündiger Befragung, gestand er jedoch, das Mädchen zu Tode geprügelt haben.
Nachdem der Fall später wieder aufgenommen wurde, kam ans Licht, dass die Staatsanwaltschaft zum Zeitpunkt des Erstverfahrens medizinische Beweise zurückgehalten und falsche forensische Beweise präsentiert hatte. So hatte die Staatsanwaltschaft gewusst, dass Barbara Jean nicht zu Tode geschlagen worden, sondern erstickt war. Ebenfalls zeigte sich, dass mehrere Zeugenaussagen manipuliert und fabriziert worden waren.
Ein neu durchgeführter DNA-Test zeigte schließlich, dass Ogrod als Täter ausgeschlossen werden konnte. Ogrod erhielt daraufhin ein neues Gerichtsverfahren. Am 5. Juni 2020 wurden sämtliche Anklagepunkte gegen ihn fallengelassen.
Pennsylvania
Verurteilung 2006 – Anklage fallengelassen 2020
Kareem Johnson wurde am 1. Juli 2020 entlastet, als ein Prozessgericht in Philadelphia formell eine Verfügung erließ, mit der alle Anklagen gegen ihn in seinem Kapitalverfahren abgewiesen wurden. Am 19. Mai 2020 hatte der Oberste Gerichtshof von Pennsylvania seine Anklage wegen staatsanwaltschaftlichen Fehlverhaltens ausgeschlossen, das seiner Ansicht nach eine bewusste und rücksichtslose Missachtung seines Rechts auf einen fairen Prozess darstellte.

Johnsons ungerechtfertigte Verurteilung und sein Todesurteil waren ein Produkt von offiziellem Fehlverhalten, falschen forensischen Beweisen und einer unwirksamen Vertretung. Er wurde 2007 aufgrund von Beweisen und Argumenten, die die Geschworenen fälschlicherweise darüber informierten, dass DNA-Beweise ihn mit dem Mord in Verbindung gebracht hatten, verurteilt und zum Tode verurteilt. Die Staatsanwaltschaft, die Polizei und ein forensischer Analytiker der Anklage teilten den Geschworenen mit, dass Johnson das Opfer, Walter Smith, aus so geringer Entfernung erschossen habe, dass Smiths Blut auf eine rote Baseballkappe spritzte, die Johnson trug und die angeblich am Tatort gefunden worden war. Der Mordankläger von Philadelphia, Michael Barry, brachte Johnson durch die Mütze fälschlicherweise mit dem Mord in Verbindung, indem er den Geschworenen in seinem Eröffnungsstatement sagte, dass sie „am Tatort mitten auf der Straße zurückgelassen wurde [und] Kareem Johnsons Schweiß und Walter Smiths Blut darauf hat“.
Tatsächlich befand sich weder Blut auf dem roten Hut, noch enthielt die Quittung der Polizei für den Hut einen Hinweis auf Blut. Smiths Blut befand sich tatsächlich auf einem zweiten Hut – einem schwarzen Hut, den er trug, als ihm in den Kopf geschossen wurde.
Als der spätere Verteidiger von Johnson die Diskrepanzen in den Beweisen entdeckte, behaupteten Polizei und Staatsanwälte, die Hüte verwechselt zu haben.
Der Oberste Gerichtshof von Pennsylvania entschied am 19. Mai 2020, dass das staatsanwaltschaftliche Fehlverhalten in diesem Fall gegen die Doppelbestrafungsbestimmungen der Verfassung von Pennsylvania verstieß. Das Gericht entschied, dass die Staatsanwälte von Philadelphia ein Fehlverhalten an den Tag gelegt hatten, das Johnson einen fairen Prozess verweigerte und „leichtfertig, d.h. mit einer bewussten Missachtung eines erheblichen Risikos, dass dies das Ergebnis sein wird“, begangen wurde.
Mississippi
Verurteilung 1997 – Anklage fallengelassen 2020
Am 4. September 2020 wurde Curtis Flowers nach sechs Prozessen, die durch staatsanwaltschaftliches Fehlverhalten und Rassenvorurteile beeinträchtigt waren, von den Morden an vier Angestellten eines weißen Möbelhauses in Winona, Mississippi, im Juli 1996 freigesprochen.

Der Bezirksstaatsanwalt des fünften Bundesbezirksgerichts Doug Evans verhandelte alle sechs Fälle, bevor er sich im Januar 2020 von dem Fall zurückzog. Nach einer unabhängigen Untersuchung reichte das Büro des Generalstaatsanwalts von Mississippi am 4. September 2020 einen Antrag ein, alle Anklagen gegen Flowers mit Befangenheit abzuweisen, und das Prozessgericht gab dem Antrag statt.
Evans verfolgte Flowers erstmals im Oktober 1997 wegen des Mordes an einem der Opfer. Eine rein weiße Jury verurteilte Flowers – der Afroamerikaner ist – zum Tode. Während Flowers‘ Berufung gegen seine Verurteilung in diesem Prozess anhängig war, verfolgte Evans Flowers im März 1999 wegen des Mordes an einem zweiten Opfer. Kurz vor diesem Prozess brannte das Haus von Flowers‘ Eltern ab, und seine Mutter erfuhr von der Drohung eines weißen Anwohners, dass „wenn sie diesen Mann gehen lassen, wird ein weiteres Haus brennen“. Dieses Mal verurteilten Geschworene, bestehend aus 11 weißen und einem schwarzen Geschworenen, Flowers und verurteilten ihn zum Tode.
In getrennten Urteilen in den Jahren 2000 und 2003 hob der Oberste Gerichtshof von Mississippi beide Verurteilungen auf, wobei er sich beide Male auf staatsanwaltliches Fehlverhalten berief. Evans verhandelte Flowers im Februar 2004 ein drittes Mal, wiederum mit einer Jury, die sich aus elf weißen und einem schwarzen Geschworenen zusammensetzte. Flowers wurde erneut verurteilt und zum Tode verurteilt. Der Oberste Gerichtshof von Mississippi hob diese Verurteilung dann auf, diesmal unter Berufung auf Evans‘ diskriminierenden Einsatz von Geschworenenstreiks gegen Afroamerikaner.
Die Geschworenen, die im vierten und fünften Flowers-Prozess im November 2007 und September 2008 in eine Sackgasse geraten waren, spalteten sich entlang der Rassengrenzen. Evans verfolgte beide Prozesse erneut persönlich. Die sieben weißen Geschworenen im vierten Prozess und die neun weißen Geschworenen im fünften Prozess stimmten für den Tod. Die fünf schwarzen Geschworenen im vierten Prozess und die drei schwarzen Geschworenen im fünften Prozess stimmten für lebenslänglich. Nur ein schwarzer Geschworener war 2010 Mitglied der sechsten Jury – wiederum von Evans verfolgt – und Flowers wurde in diesem Prozess ein viertes Mal zum Tode verurteilt.
Während er sich durch den Berufungsprozess arbeitete, wurde der Fall Flowers zum Gegenstand eines Podcasts der American Public Media, APM Reports‘ In the Dark. Der Podcast enthüllte neue Beweise, die Flowers‘ Schuld in Frage stellten, darunter Beweise, die auf einen anderen Verdächtigen hindeuteten, und ein auf Tonband aufgenommenes Geständnis des Gefängnis-Informanten Odell Hallmon – der Hauptzeuge des Staates, der ausgesagt hatte, dass Flowers die Morde gestanden hatte -, dass „er mir das nie gesagt hat. Das war eine Lüge. … Alles war meinerseits frei erfunden.“
APM führte auch eine Studie über die Ausübung des Ermessensspielraums der Staatsanwälte bei Geschworenenstreiks in 225 Prozessen zwischen 1992 und 2017 während der Amtszeit von Evans als Bezirksstaatsanwalt am Fünften Bundesbezirksgericht durch und kam zu dem Ergebnis, dass die Staatsanwälte in Evans‘ Büro Afroamerikaner fast 4½ mal so häufig vom Geschworenendienst ausschlossen, wie sie weiße Geschworene schlugen. Am 21. Juni 2019 hob der Oberste US-Gerichtshof Flowers‘ Verurteilung aufgrund der rassendiskriminierenden Auswahlpraxis der Geschworenen von Evans erneut auf. Richter Brett Kavanaugh schrieb, dass Evans‘ „unerbittliches, entschlossenes Bemühen, die Geschworenen von schwarzen Personen zu befreien, stark darauf hindeutet, dass der Staat Flowers vor einer Jury mit so wenigen schwarzen Geschworenen wie möglich und idealerweise vor einer rein weißen Jury verurteilen wollte“.
Florida
Verurteilung 1983 – Anklage fallengelassen 2020
Ein Prozessgericht in Hillsborough County, Florida, entlastete Robert DuBoise am 14. September 2020 und wies alle Anklagepunkte gegen ihn 37 Jahre, nachdem er zu Unrecht verurteilt und wegen Vergewaltigung und Mordes zum Tode verurteilt worden war, zurück.

DuBoise wurde für die Vergewaltigung und den Mord an der 19-jährigen Barbara Grams verurteilt, und zwar auf der Grundlage von wissenschaftlich fragwürdigen Beißspuren und der Falschaussage eines Gefängnisinformanten. Die Geschworenen empfahlen einstimmig, DuBoise zu lebenslanger Haft zu verurteilen, aber sein Prozessrichter, Henry Lee Coe III, setzte sich über diese Empfehlung hinweg und verurteilte DuBoise zum Tode. Im Februar 1988 hob der Oberste Gerichtshof von Florida das Todesurteil gegen DuBoise auf, indem er entschied, dass das Prozessgericht die Empfehlung der Geschworenen zur Urteilsverkündung nicht hätte außer Kraft setzen dürfen, und anordnete, dass DuBoise erneut zu lebenslanger Haft verurteilt werden sollte.
DuBoise blieb zu Unrecht bis zum 27. August 2020 in Haft, einen Tag, nachdem Ankläger und Anwälte des nationalen Innocence Project und des Innocence Project of Florida aus Hillsborough dem Bezirksrichter Christopher Nash Beweise für seine Unschuld vorgelegt hatten. In Zusammenarbeit mit der Conviction Integrity Unit von Staatsanwalt Andrew Warren teilten die Parteien dem Gericht mit, dass es tatsächlich keine Bissspuren gab und dass DNA-Beweise aus einem ungetesteten Vergewaltigungskit DuBoise ausschloss und zwei weitere Männer involvierte. Richter Nash reduzierte die Strafe von DuBoise auf die verbüßte Zeit und setzte einen Verhandlungstermin für die Vorlage von Beweisen zur Aufhebung seiner Verurteilung auf den 14. September fest.
Pennsylvania
Verurteilung 1997 – Anklage fallengelassen 2020
Roderick Johnson wurde am 1. Dezember 2020 entlastet, als Richterin Eleni Dimitriou Geishauser vom Berks County Court of Common Pleas alle Anklagen gegen ihn im Doppelmord an den Cousins Damon und Gregory Banks in Reading, Pennsylvania, aus dem Jahr 1996 abwies und eine Verfügung erließ, die ihn aus der Haft entließ. Richterin Geishauser nannte das staatsanwaltliche Fehlverhalten in Johnsons Fall „ungeheuerlich“ und „verachtenswert“.
Johnson wurde größtenteils aufgrund der Aussage des Drogenhändlers und Polizeiinformanten George Robles verurteilt, der es wiederholt vermieden hatte, dass strafrechtliche Anklagen gegen ihn erhoben wurden, indem er in anderen Fällen mit der Strafverfolgung kooperierte. Obwohl Johnson zugab, am Tatort anwesend gewesen zu sein, bestritt er jegliche Beteiligung an den Morden. Robles behauptete, dass Johnson eine Handfeuerwaffe besaß, wie die, die bei den Verbrechen verwendet wurde, und dass Johnson gestanden hätte, sie in der Nacht, in der die Bankses getötet wurden, abgewischt und entsorgt zu haben. Bezirksstaatsanwalt Mark Baldwin unterdrückte Polizeiaufzeichnungen, die Robles‘ nicht angeklagte kriminelle Aktivitäten und seine Zusammenarbeit mit der Polizei dokumentieren, und, so Richterin Geishauser, „hat er über seine Kenntnis der Berichte direkt gegenüber dem Gericht eklatant gelogen“.
„Wären diese Handlungen von einem Zeugen begangen worden“, schrieb Richterin Geishauer, „hätte die Person wegen Behinderung der Justiz angeklagt werden können und wäre aller Wahrscheinlichkeit nach auch angeklagt worden. Wären diese Handlungen von einem Verteidiger begangen worden, wäre zusätzlich zur Anklage ein Disziplinarverfahren eingeleitet worden, das möglicherweise zur Aussetzung oder zum Verlust der Anwaltslizenz geführt hätte. Mr. Baldwins Position als Bezirksstaatsanwalt scheint ihn vor einer solchen Zensur geschützt zu haben. Aber in dieser Angelegenheit sind alle Menschen vor dem Gesetz gleich, und dieses Gericht verurteilt das ungeheuerliche Verhalten von Mr. Baldwin.“
Mississippi
Verurteilung 1994 – Anklage fallengelassen 2021
Eddie Lee Howard Jr., der aufgrund der falschen forensischen Aussage eines inzwischen in Ungnade gefallenen Sachverständigen der Staatsanwaltschaft zum Tod verurteilt wurde, ist nach fast 26 Jahren im Todestrakt des US-Bundesstaates Mississippi entlastet worden. Er ist der 174. ehemalige Todestraktinsasse, der seit 1973 in den USA entlastet wurde und der sechste in Mississippi. Der Oberste Gerichtshof von Mississippi hob Howards Verurteilung im August 2020 auf, 26 Jahre nachdem er erstmals für den Mord und die angebliche Vergewaltigung einer 84-jährigen weißen Frau im Jahr 1992 zum Tod verurteilt worden war. In einer 8:1-Entscheidung stellte das Gericht fest, dass diskreditierte Bissmarken-Aussagen, entlastende DNA-Beweise und der Mangel an anderen Beweisen, die Howard mit dem Mord in Verbindung bringen, ihn zu einem neuen Prozess berechtigten. Am 8. Januar 2021 gab das Gericht einem Antrag des Bezirksstaatsanwalts von Lowndes County, Scott Colom, statt, alle Anklagepunkte gegen Howard abzuweisen. „Nach der Lektüre der Stellungnahme des Obersten Gerichtshofs, der Lektüre der Prozessabschriften der beiden Prozesse, der Durchsicht der Ermittlungsakten und der Akten des Falles habe ich entschieden, dass wir nicht einmal annähernd genügend Beweise haben, um Mr. Howard ohne begründeten Zweifel zu verurteilen“, sagte Colom. Inzwischen durchgeführte DNA-Tests zeigten keinerlei Belege für Howard als Täter. Männliche DNA, die auf dem vom Mörder benutzten Messer gefunden wurde, schloss Howard als Quelle aus.
Das Death Penalty Information Center hat im Februar 2021 weitere elf Fälle fälschlicherweise zum Tod verurteilter Personen gefunden, die später entlastet und entlassen wurden – sie werden als Nummern 175 bis 185 gelistet zur Zeit ihrer Entdeckung:
Num-mer | Name | Staat | Todes-urteil | Ent-last-ung | Verfahren | Entlastungsgrund |
---|---|---|---|---|---|---|
175 | Anthony Carey | North Carolina | 1973 | 1974 | Anklage fallen-gelassen | unzureichende Beweislage |
176 | Howard Jackson Stack | Georgia | 1973 | 1975 | Anklage fallen-gelassen | amtliches Fehlverhalten + falsche Anschuldigung |
177 | John Thomas Alford | North Carolina | 1975 | 1976 | freige-sprochen | amtliches Fehlverhalten |
178 | Gary Radi | Montana | 1975 | 1978 | freige-sprochen | unzureichende Verteidigung + unzureichende Beweislage |
179 | Thomas Pearson | Ohio | 1976 | 1980 | Freispruch in Berufung | amtliches Fehlverhalten + falsche Anschuldigung |
180 | Charles Lee Bufford | Alabama | 1978 | 1981 | freige-sprochen | amtliches Fehlverhalten |
181 | Justin Cruz | Texas | 1984 | 1985 | Freispruch in Berufung | amtliches Fehlverhalten + falsche Anschuldigung + unzureichende Beweislage |
182 | Claude Wilkerson | Texas | 1979 | 1987 | Anklage fallen-gelassen | amtliches Fehlverhalten + falsches Geständnis |
183 | Charles Tolliver | Ohio | 1986 | 1988 | freige-sprochen | amtliches Fehlverhalten |
184 | Bonnie Erwin | Texas | 1985 | 1989 | Anklage fallen-gelassen | amtliches Fehlverhalten + falsche Anschuldigung |
185 | Andre Minnitt | Arizona | 1993 | 2002 | Anklage fallen-gelassen | amtliches Fehlverhalten + falsche Anschuldigung |