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08.07.2008 | Kalifornien: Todesstrafe führt nur Kreislauf der Gewalt fort

von Darryl Stallworth, ehemaliger Staatsanwalt in Kalifornien

Als stellvertretender Staatsanwalt in Alameda County plädierte ich einst dafür, einen jungen Mann zum Tode zu verurteilen. Doch das werde ich nie wieder tun.

Im Oktober 2002 begaben sich Demarcus Ralls und seine sieben Mitangeklagten auf einen dreimonatigen Streifzug der Gewalt. Als Anfang 2003 schließlich alle acht Angeklagten verhaftet waren, waren sieben Menschen tot, ein Dutzend angeschossen und mehr als 30 überfallen und ausgeraubt. Als mein Vorgesetzter mich fragte, ob ich diesen voraussichtlich karrierefördernden Fall übernehmen und für Ralls Hinrichtung plädieren würde, zögerte ich nicht eine Minute - stolz stellte ich mich dieser Herausforderung. Das war das erste Mal in meinem Leben, daß ich mich ernsthaft dem Thema Todesstrafe stellen mußte.

Bei der Befragung der Geschworenen stellte ich schließlich die einzige wichtige Frage: 'Sind Sie fähig, ein Urteil zu fällen, wodurch der Staat Kalifornien eines Tages einen Menschen zu Tode bringen müßte?' Ich glaube, viele der potentiellen Geschworenen hatten in den Nachrichten von schrecklichen Morden erfahren und waren der Meinung, die Mörder müssen hingerichtet werden. Doch als es darum ging, selber eine Rolle zu spielen, die über die eines Zuschauers hinausging - sie selber sollten die Entscheidung fällen, ob dieser junge Mann am Leben bleibt oder sterben muß -, da wurden sie doch zögerlicher. Genau wie ich.

Initiative gegen die Todesstrafe e.V. | www.initiative-gegen-die-todesstrafe.de

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