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16.03.2011 | Georgia: Kompletter Vorrat an Hinrichtungsmedikament beschlagnahmt

Die amerikanische Drogenbekämpfungsbehörde DEA hat gestern Georgias gesamten Vorrat an Thiopental beschlagnahmt; es ist damit zu rechnen, dass auch die Vorräte von mindestens sechs anderen Staaten beschlagnahmt werden.

Chuvalo Truesdell, Sprecher der DEA, führte nicht näher aus, warum die Behörde das Thiopental aus Georgia untersuchen will, er sagte lediglich, dass es Bedenken gäbe wegen der Art, wie das Medikament in die USA importiert worden sei.

Da es bereits im letzten Jahr in den USA Probleme bei Lieferungen durch den ursprünglichen amerikanischen Thiopental-Lieferanten, Hospira Inc., gab, hatte Georgia eine große Menge des Medikamentes über den britischen Großhändler Dream Pharma bezogen. Mindestens fünf weitere US-Staaten - darunter Arizona, Arkansas, Kalifornien und South Carolina, bekamen das Medikament entweder auch direkt über Dream Pharma oder über die Gefängnisbehörde von Georgia.

Mindestens drei Gefangene wurden mit dem über Dream Pharma gekauften Thiopental hingerichtet. Bei allen Gefangenen waren während der Hinrichtung die Augen geöffnet,  im Gegensatz zu vorangegangenen Hinrichtungen mit Thiopental. Hinrichtungszeugen berichteten, dass Emmanuel Hammond und Brandon Rhode in Georgia während der Hinrichtung bei Bewusstsein zu sein schienen, Hammond mehrfach das Gesicht vor Schmerz verzog und auch Jeffrey Landrigan in Arizona während der Hinrichtung die Augen geöffnet hatte, ein Indikator dafür, dass das Narkosemittel Thiopental nicht wirkte.

Vor der Hinrichtung Hammonds hatten seine Anwälte noch einen Antrag auf Hinrichtungsaufschub eingereicht, um die Wirksamkeit des über England bezogenen Thiopentals überprüfen lassen zu können, da das Medikament in einer "Übernacht-Aktion von einem Lieferanten, der im Hinterhof einer Fahrschule in England sitzt" bezogen worden sei. Die Anwälte äußerten Befürchtungen, das Medikament sei verunreinigt. Der Antrag wurde sowohl von den Gerichten Georgias als auch vom US Supreme Court abgelehnt.

Experten vermuten, dass die unsachgemäße Lagerung bei der FDA, wo es mehrere Wochen vor Freigabe lagerte, oder der unsachgemäße Versand des Medikaments für dessen Versagen verantwortlich sein könnte. Das Thiopental wurde unter unkontrollierten Bedingungen mit FedEx nach Georgia gesandt, obwohl das Medikament sich bei Temperaturen über 26°C abbaut.

Im Februar klagten sechs Gefangene aus Arizona, Kalifornien und Tennessee gegen die amerikanische Arzneimittelzulassungsbehörde FDA, da diese das importierte Thiopental nicht auf "Sicherheit und Effektivität" untersucht habe.  Da die FDA den Import von Thiopental durch einige Staaten von nicht in den USA zugelassenen Herstellern erlaubt habe, habe sie gegen Bundesrecht verstoßen. Die FDA hätte die Pflicht ankommende Lieferungen von Thiopental zu untersuchen.
(Quellen: Reprieve, statesman.com, indian express.com)

Links:

www.statesman.com/news/nation/dea-seizes-georgias-supply-of-execution-drug-1324149.html

www.reprieve.org.uk/2011_03_16dea_seize_sodium_thiopental

www.reprieve.org.uk/2011_02_20_dream_pharma_landrigan

www.indianexpress.com/news/death-row-inmates-sue-us-agency-over-unsafe/746042/

 

Initiative gegen die Todesstrafe e.V. | www.initiative-gegen-die-todesstrafe.de

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