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22.08.2013 | Katar: Amerikaner wegen Tötung von Adoptivkind angeklagt

Ein aus Los Angeles stammendes Ehepaar steht in Katar für den Tod ihrer Adoptivtochter vor Gericht, ihnen droht die Todesstrafe.

Die beiden sind Christen mit chinesischen Wurzeln. Sie adoptierten drei aus Afrika stammende Kinder. Im Januar starb die achtjährige Gloria plötzlich.

Gerichtsmediziner nannten als Ursache Dehydrierung und Auszehrung. Die Anklage behauptet, das Paar habe das Kind zu Tode gehungert.

Matthew und Grace Huang wurden im Januar verhaftet, ihren anderen beiden Kindern wurde die Ausreise untersagt. Die Familie zog 2012 nach Katar, wo Stanford-Absolvent Matthew Huang als Ingenieur an einem großen Infrastrukturprojekt für die Fußball-Weltmeisterschaft 2022 arbeitet, die von Katar ausgerichtet wird.

Der Bruder von Grace Huang äußerte sich in einer Erklärung: "Seit Matthew und Grace nach Doha gezogen sind, haben sie nicht nur den Verlust ihrer Tocher durchmachen müssen, jetzt sind sie auch noch einem ihnen fremden Gerichtswesen ausgesetzt, das offenbar nicht begreifen kann, weshalb sie überhaupt Kinder mit Handicaps aus Afrika adoptieren wollten."

Dem Bericht einer Forensikerin für Pädiatrie aus den USA zufolge, die den Fall für die Familie geprüft hat, litt Gloria schon als kleines Kind in Ghana unter erheblicher Mangelernährung und wies immer wieder Störungen des Essverhaltens auf.

Manchmal habe sie demnach tagelang die Nahrungsaufnahme verweigert, dann wieder hatte sie regelrechte Fressanfälle oder suchte in Abfalleimern nach Essbarem und bat sogar Fremde um Essen. Ihre Eltern führten dieses Verhalten auf die in großer Armut verbrachten Kindheitsjahre zurück und versuchten, dem entgegenzuwirken.

Als das Mädchen starb, befand es sich wieder in einer Verweigerungsphase, Gloria hatte zu der Zeit schon vier Tage nichts gegessen, so die Forensikerin. Das Verhalten sei für adoptierte Kinder, die früher an Unterernährung gelitten haben, nicht ungewöhnlich.

Unabhängig davon sei Gloria auch wegen eines Darmparasiten in Behandlung gewesen. Die kurz zuvor durchgeführten Bluttests hätten gravierend niedrige Werte eines bestimmten Typs weißer Blutzellen aufgewiesen, was möglicherweise auf eine zugrunde liegende Knochenmarkserkrankung und vermutlich auf Vitamin-D-Mangel hindeute.

Der Gerichtsmediziner untersuchte den Körper nicht auf mögliche andere Todesursachen. Der Bericht der Polizeiermittler stellte vielmehr die Frage, wieso die Huangs überhaupt Kinder adoptierten, die von der Herkunft her nichts mit ihnen gemein haben. Nach Darstellung der Familie erhoben sie sogar Bedenken, die Kinder seien für die Entnahme von Organen "gekauft" worden.

Eine Entscheidung in dem Fall steht noch aus.

Quelle: worldmag.com

Initiative gegen die Todesstrafe e.V. | www.initiative-gegen-die-todesstrafe.de

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