Texas: Aufschub für William Speer – keine fünf Stunden vor seiner geplanten Hinrichtung

Der Texas Court of Criminal Appeals, das oberste Berufungsgericht des US-Bundesstaates Texas, hat ohne Angabe von Gründen mit 6 zu 5 Stimmen die für Donnerstagabend geplante Hinrichtung des 49-jährigen William Speer gestoppt.

Speer ist für die Tötung seines Mitgefangenen Gary Dickerson im Juli 1997 im Staatsgefängnis Telford zum Tod verurteilt. Seine Anwälte argumentierten u.a., dass die Staatsanwälte bei seinem Prozess 2001 Beweise nicht offengelegt und falsche Aussagen gemacht hätten und dass seine Prozessanwälte es versäumt hätten, Beweise über Speers schwierige Kindheit vorzulegen – Speer sei als Kind körperlich und sexuell missbraucht worden.

Weniger als fünf Stunden vor seiner geplanten Hinrichtung um 18.00 Uhr Ortszeit gab das Berufungsgericht dem Antrag von Speers Anwälten statt, die ihrerseits erklärten, dass die Aussetzungsanordnung nicht vor Bundesgerichten angefochten werden könne, da es sich um eine Angelegenheit des Staatsrechts handele.

Seine Anwälte sagten zudem, Speer habe sich im Gefängnis gewandelt, habe sein Bedauern über seine Taten zum Ausdruck gebracht und helfe nun, ein religiöses Programm zu leiten, das anderen Insassen der Todeszelle dient.

„Ich bin mir der Dinge, die ich getan habe, sehr bewusst. Ich bin mir des Schmerzes und der Verletzung bewusst, die ich verursacht habe. Ich kann nur sagen, dass es mir leid tut“, sagt Speer in einem Video, das als Teil eines früheren Gnadengesuchs bei der texanischen Begnadigungsbehörde eingereicht wurde.

Der Gnadenausschuss stimmte am Dienstag mit 7 zu 0 Stimmen gegen die Umwandlung von Speers Todesurteil in eine mildere Strafe und lehnte auch die Gewährung eines sechsmonatigen Aufschubs ab.

Zum Zeitpunkt der Ermordung seines Mitgefangenen Dickerson verbüßte Speer eine lebenslange Haftstrafe, weil er im Januar 1991 den Vater eines Freundes, Jerry Collins, im Haus des Mannes in Houston erschossen hatte. Speer war damals 16 Jahre alt. Laut Staatsanwaltschaft tötete Speer Dickerson, um sich der Gefängnisbande der Texas Mafia anzuschließen.

Sammie Martin, die Schwester und einzige lebende Verwandte von Dickerson, sprach sich gegen die Hinrichtung aus: „Ich habe viel Zeit damit verbracht, darüber nachzudenken, welche Gerechtigkeit mein Bruder und meine Familie verdient haben. In meinem Herzen fühle ich, dass er nicht nur Reue für seine Taten empfindet, sondern auch Gutes für andere getan hat und der Welt noch etwas zu bieten hat.“

Auch der Sohn von Jerry Collins hat Speer vergeben und lehnt die Hinrichtung ab: „Ich werde am Tag seiner Hinrichtung anwesend sein, aber nicht aus den Gründen, die die Leute denken. Ich werde mir seine letzten Worte anhören. Und dann werde ich meinen Kopf neigen, meine Augen schließen und meine eigenen Gebete für ihn sprechen. Ich werde meine Augen geschlossen halten, bis es vorbei ist. Ich will ihn nicht sterben sehen.“

Quellen und weitere Informationen:
Appeals court stops planned execution of Texas inmate convicted of killing a fellow prisoner
Two transformed lives intersect at Texas Death Chamber
No Path to Redemption for Devout Death Row Inmates
Victim’s Sister, Faith Leaders, and Others Plead for Clemency for Will Speer…
Will Speer Video Submitted to the Texas Board of Pardons and Paroles