Die Todesstrafe – ein radikaler(er) Ansatz

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Unser Ziel…

Wir wollen die Todesstrafe insgesamt abschaffen – nicht ihre Details vernünftiger verwalten. Wir wollen nicht das System durch Reformen stabilisieren, nicht über Hinrichtungsmethoden diskutieren.

Unsere Feinde sind nicht Menschen, sondern Institutionen und Gewohnheiten, in denen Menschen ihre Rolle innerhalb der herrschenden Ordnung zu verweigern nie gelernt haben oder nicht bereit dazu sind. Nicht einzelne Politiker sind der Ursprung menschenverachtender Handlungen, sondern die Systeme an sich, die es ihnen erlauben, sich über Mitmenschen unter Anwendung geltenden Rechts zu erheben.

Es ist nicht genug, einfach nur zu propagieren, zu reklamieren, zu diskutieren. Es reicht nicht, zu appellieren oder gar nur darauf zu warten, dass sich die Herzenshaltung und die Auffassung anderer ändern mögen. Wir wollen nicht abstrakt und theoretisch bleiben, sondern Ideen zur Abschaffung aktiv umsetzen.

Unrechtmäßigkeit der Todesstrafe

Wir wollen die Unrechtmäßigkeit der Todesstrafe beweisen und die Berechtigung ihrer Anwendung widerlegen und anfechten.

Wir wollen Institutionen, Regime und Systeme dazu anregen, öffentlich zu ihren Handlungen Stellung zu beziehen und sie zur Rechtfertigung nötigen. Gleichzeitig wollen wir ein öffentliches Bewusstsein dafür schaffen, dass das Leben wertvoll ist und die Macht, Leben per Gesetz zu beenden, nicht erlaubt und nicht weiter gestattet werden darf.

Es gibt keine humane Form der Hinrichtung. Das Töten an sich ist kein humaner Akt.
Justizvollzugsbeamte werden durch nichts zum Töten legitimiert. Sie selbst weisen auf ihr unrechtes Tun hin, indem sie sich während ihrer Tat in einem Nebenraum ‚verstecken‘ und das Gift durch die Zuleitungen zur Vene des Verurteilten wie von selbst zu fließen scheint. Auch hinter einer heutzutage computergesteuerten Verabreichung der tödlichen Injektion können sich die Ausführenden nicht verstecken. Ihre Tat bleibt Mord und sie bleiben die Täter.

Und sie machen aus ihrem Herzen eine Mördergrube, aus der das Gift, das sie verabreicht haben, in ihr Seelenleben aufsteigen wird. Das Leid summiert sich auf allen Ebenen und bei allen Beteiligten.

Ärzte und Industrie

Auch darf der Arzt sich nicht an der Überwachung der Tötung gesetzlich dazu Verurteilter beteiligen. Denn er hat den Hippokratischen Eid geschworen.

https://www.imabe.org/bioethik-aktuell/archiv/einzelansicht/usa-medizinische-eide-sind-fuer-aerzte-kein-moralischer-kompass-mehr

Die Industrie darf sich ebenso wenig beteiligen an der Durchführung der institutionellen Tötung von Menschen, durch Herstellung und Bereitstellung von Tötungsmaschinen wie Gaskammern, Liegevorrichtungen, elektrischen Stühlen, tribünenartigen Hinrichtungsstätten und mehr. Der Gebrauch jeglicher industriell hergestellter Güter muss zur Durchführung staatlich beauftragten Tötens unstatthaft und seitens der Hersteller untersagt sein. Auch sollte der Gebrauch medizinischer Gerätschaften, wie zum Beispiel Spritzenbesteck, vor dem Missbrauch bei Tötungen von (Mit)menschen durch die Hersteller explizit untersagt werden.

Pharmaindustrie und Apotheken

Die Pharmaindustrie weltweit darf sich nicht am Töten beteiligen, darf nicht Handlanger bleiben oder werden und Regierungen oder Regimen die chemischen Mittel liefern. Medikamente, die zum Zweck der Kuration und nicht zum Missbrauch von der Wissenschaft erarbeitet wurden.

Keinesfalls dürfen sich Apotheken an der Herstellung von zum Töten von Menschen vorgesehenen Chemikalien beteiligen.

https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/news/artikel/2016/05/17/was-enthalt-der-todliche-giftcocktail
https://www.ptaheute.de/aktuelles/2019/07/29/keine-praeparate-fuer-die-giftspritze

Geistlicher Beistand

Ebenso darf ein Geistlicher, welcher das Geschenk des Lebens achtet, nicht in Zusammenarbeit oder gar in ihrem Auftrag mit den die Todesstrafe ausführenden Systemen einen zum Tode Verurteilten begleiten. Er erklärt sich in diesem Moment einverstanden mit der Todesstrafe und vermittelt dem Verurteilten, dass es Gottes Wille sei, wenn er/sie nun gleich gesetzeskonform getötet würde. Dieser Geistliche macht sich wider besseren Wissens gemein mit dem die Todesstrafe ausführenden System.

Geistlicher Beistand jeder Religion sollte also ehrenamtlich und staatsunabhängig geleistet werden, im besten Falle von einer Glaubensgemeinschaft, die sich entschieden und auch öffentlich gegen die Todesstrafe ausspricht.

https://www.erf.de/lesen/themen/glaube/auge-um-auge-zahn-um-zahn-purer-rachewahn/2803-542-3682
https://www.katholisch.de/artikel/18508-weil-gott-es-so-will-die-todesstrafe-im-alten-testament

Transparenz

Im Kampf gegen die Todesstrafe ist Investigation erforderlich. Personen, Firmen und Hersteller, Institutionen, Systeme und Regime, die sich an der Todesstrafe beteiligen, wollen wir öffentlich machen.

Menschen, die in „ihre“ Apotheke gehen, zum Geistlichen „ihres Vertrauens“, die Medien konsumieren oder „ihre“ Zeitung lesen, ihre Stimme einer Partei geben und der Regierung ihres Landes gerechtes Regieren zutrauen..

All diese Menschen haben unbedingte Transparenz verdient. Und ihnen steht das Recht zu, sich eine objektive Meinung zur Todesstrafe und deren Unrechtmäßigkeit zu bilden und über deren Existenz informiert zu bleiben, unabhängig von suggestiven Machenschaften. Bis die Todesstrafe abgeschafft ist – weltweit.

Das Ziel…

Das Ziel wollen wir nicht geringer halten, als dass alle Länder der Welt die Todesstrafe als unvereinbar mit den menschlichen Werten zu den No-Gos ihrer Verfassung zählen. Und das im besten Sinne als weltweites gemeinschaftliches Abkommen beschließen.

Und schließlich wollen wir all jenen Staaten und Institutionen unsere Hochachtung aussprechen, die die Todesstrafe abgeschafft haben. Wir wollen ihre gerechte Entscheidung der ganzen Welt mitteilen und ihren Entschluss zur Menschlichkeit als Beispiel wahrer Gerechtigkeit hochhalten.

Peter Brauer – Initiative gegen die Todesstrafe e.V.

3 Kommentare zu “Die Todesstrafe – ein radikaler(er) Ansatz”

3 thoughts on “Die Todesstrafe – ein radikaler(er) Ansatz”

  1. Hallo Roswitha, vielen Dank für dein Interesse. Als Mitglied der Initiative gegen die Todesstrafe möchte ich gerne deine Anfrage beantworten, da ich selbst aus Österreich bin. Leider besteht hier seitens offizieller Stellen und Behörden kaum oder sehr wenig an Interesse für die Thematik der Todesstrafe, was vor allem daran liegt, dass diese im österreichischen Strafgesetzbuch seit 1955 nicht mehr vorgesehen ist. Die Höchststrafe, die ein Verurteilter bei uns ausfassen kann, ist maximal lebenslange Haft, was aber zeitgleich auch bedeutet, dass dieser nach 15 Jahren das Anrecht auf einen ersten Haftprüfungstermin hat. Selbst lebenslang bedeutet also auch hierzulande in den wenigsten Fällen, dass ein Verurteilter wirklich bis zu seinem Lebensende hinter Gittern verbringen muss. Da es in Österreich auch kaum ähnlich gelagerte Vereine wie die IGT gibt, habe auch ich mich der deutschen Initiative als Mitglied angeschlossen. Das kannst du auch, wenn du das möchtest und ist überhaupt kein Problem hinsichtlich der Staatsbürgerschaft. Die internationale Bezeichnung unseres Vereins ist GCADP (German Coalition Against Death Penalty). Hier bekommst du über einen Newsletter regelmäßig Informationen zum Thema, Links zu Petitionen, die du unterzeichnen kannst, Austausch mit anderen Mitgliedern zum Thema und Infos zu Veranstaltungen in deiner Nähe).
    Woher aus Österreich kommst du denn? Ich bin im Bezirk Wr. Neustadt zu Hause. Wenn du magst, und mehr über die Arbeit und aktuelle Projekte unsers Vereins erfahren möchtest, kannst du mich gern anschreiben Wir organisieren immer wieder mal Projekte, wie etwa Buchgeschenke für betroffene Inhaftiere, organisieren Mahnwachen oder Petitionen, Teilnahme an internationalen Kongressen etc.
    Liebe Grüße, Walter

  2. Liebe Roswitha!

    Herzlichen Dank für Dein Interesse an der Problematik und an unserer Internetpräsenz. Deine Aufmerksamkeit und Empathie für jene, die die Todesstrafe erleiden und deren Angehörige und Freunde, sind neben der Frage: „Was kann man tun?“, sicher die ersten Schritte in die Richtung zu helfen.

    Wichtig finde ich, sich eine eigen Meinung/Einstellung zu der Thematik zu erarbeiten und diese gern mit Freunden zu diskutieren oder im Familienkreis zu schauen, wie die eigenen Lieben zu dem Thema stehen. Dazu gehört sicher, seinen Horizont dazu zu erweitern und in Erfahrung zu bringen, wie weltweit die Menschen und Länder mit dem Thema umgehen.

    Amnesty International, die es ebenso in Österreich gibt, sind eine gute erste Anlaufstelle, da sie sich explizit mit der Sache auseinandersetzten und verlässliche Informationen genauso bieten, wie die Möglichkeit sich zu beteiligen.

    Darüber hinaus bist Du, wie Walter schon sagte, herzlich eingeladen, bei uns, der Initiative gegen die Todesstrafe, Mitglied zu werden oder unsere Internetpräsenz regelmäßig zu besuchen.

    Wenn das Interesse bestehen bleibt und man einen ersten Anknüpfungspunkt hat, ergeben sich mit der Zeit mehr Informationen und Möglichkeiten sich aktiv einzusetzen.

    Beste Grüße aus Hamburg
    von Peter Brauer

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