Aktivisten gegen die Todesstrafe trauern um Bill Pelke von der „Journey of Hope“
Die Organisation Journey of Hope – From Violence to Healing gab am Freitag bekannt, dass ihr Gründer Bill Pelke am 12. November in seinem Zuhause in Anchorage, Alaska, nach einer schweren Herzattacke verstorben ist.
Pelkes Lebensmotto lautete: „Die Antwort ist Liebe und Mitgefühl für die gesamte Menschheit“ – dieser Satz bestimmte sein Leben und seinen jahrzehntelangen unermüdlichen Einsatz für die Abschaffung der Todesstrafe.

Ein Leben für Liebe, Vergebung und Abschaffung der Todesstrafe
Seine Geschichte, die Bill Pelke weltweit viele tausend Male erzählt hat, beginnt 1985, als vier Mädchen im Teenager-Alter unter dem Vorwand Bibelstunden nehmen zu wollen seine Großmutter ermordeten. Die Rädelsführerin der Mädchen, Paula Cooper, wurde dafür durch den US-Bundesstaat Indiana zum Tod auf dem elektrischen Stuhl verurteilt.
Pelke unterstützte ursprünglich das Todesurteil für Cooper, machte aber 1986 eine spirituelle Wandlung durch, nachdem ihm bewusst wurde, dass seine Großmutter dies nicht gewollt hätte. Er beteiligte sich erfolgreich an einer internationalen Kampagne zu Paula Coopers Gunsten. Über 2 Millionen Menschen aus Europa, vor allem aus Italien, unterzeichneten Petitionen, Cooper aus dem Todestrakt zu entlassen. Selbst Papst Johannes Paul II. bat die Behörden von Indiana um Gnade für das Mädchen. Im Jahr 1989 konnte Paula Cooper den Todestrakt verlassen und ihr Urteil wurde in eine sechzigjährige Haftstrafe umgewandelt. Bill Pelke kämpfte für das Recht, sie im Gefängnis besuchen zu dürfen, und korrespondierte im Laufe der Jahre mit ihr. Er war am Boden zerstört, als Cooper sich vor wenigen Jahren nach ihrer Entlassung auf Bewährung das Leben nahm.
Die Organisation Journey of Hope
Bill Pelke ist einer der Gründer der Organisation Journey of Hope – From Violence to Healing, in der sich zahlreiche Opferangehörige zusammengeschlossen haben, um sich für die Abschaffung der Todesstrafe einzusetzen. Daneben gehören auch Angehörige von Todestraktinsassen und als unschuldig entlassene ehemalige Todestraktinsassen der Bewegung an.
Pelke reiste mit der Jouney of Hope im Laufe der Jahre in über vierzig US-Staaten und fünfzehn Länder. 2009 war er auf Einladung der Initiative gegen die Todesstrafe e.V. zusammen mit Terri Steinberg und Ray Krone für rund drei Wochen in Deutschland und erzählte seine Geschichte in zahlreichen Veranstaltungen.
Unermüdliches Engagement auch in 2020
Auch die Corona-Krise vermochte ihn nicht aufzuhalten. Anfang Juli war Pelke bei der 27. jährlichen Fastenwoche und Mahnwache in Washington D.C. anwesend, von der er nie einen Tag versäumte. Er beteiligte sich aktiv an den Demonstrationen und Mahnwachen rund um alle sieben Hinrichtungen auf US-Bundesebene, die in diesem Sommer durchgeführt wurden. Er hatte geplant, für die nächsten Hinrichtungstermine seinen Wohnsitz in Alaska erneut zu verlassen, um sich vor Ort in die Protestaktionen einzubringen.
Bill Pelke war unter den Aktivisten gegen die Todesstrafe bekannt, beliebt und geschätzt. Der Schock über seinen plötzlichen Tod ist groß und ebenso die Trauer über den Verlust eines so bedeutenden Zeugen für die Werte Liebe und Vergebung. Die Initiative gegen die Todesstrafe e.V. hat in Bill Pelke einen Freund verloren, der eine schmerzliche Lücke hinterlassen wird. Voll Dankbarkeit schauen wir auf die Zusammenarbeit und weitere Begegnungen zurück.
Rest in Peace, Bill! We’ll never forget you and we will miss you!
Gabi Uhl
Initiative gegen die Todesstrafe e.V.
Weitere Informationen:
Bill Pelke, anti-death penalty activist with passion forged in grief, dies at 73 – in: The Washington Post, 18. November 2020
Ich bin geschockt, erschüttert und traurig. Bill Pelke war nicht nur eine unglaublich bedeutende Person, sondern eine ganze Bewegung. Ich habe selten einen Menschen mit einer derartigen Lebensgeschichte kennengelernt, der so viel bewegt hat und zeigt, dass Vergebung und Friede – für sich selbst, wie auch für andere – unmittelbar miteinander verknüpft sind.
Umso dankbarer bin ich, dass ich Bill beim letzten Weltkongress gegen die Todesstrafe persönlich kennenlernen durfte. Ich hoffe, seine Geschichte wird weiterhin leben.
Ich durfte Bill 2017 auf einer Veranstaltung der sant’egidio in Mönchengladrbach kennenlernen und bin ihm für seine offene Art sehr dankbar.
Seine Geschichte hat mich sehr berührt. Werde ihn als Kämpfer für das gemeinsame Ziel genauso wie viele andere schmerzlich vermissen. Thank you Bill!
…und urplötzlich wird einem wieder vor Augen geführt, das Leben ist endlich.
Bills Geschichte ist unmittelbar mit meinem eigenen Engagement gegen die Todesstrafe verbunden.
Als Studentin trat ich 1986 Amnesty International bei. Die AI-Gruppe vor Ort hatte eine Veranstaltung an der Uni organisiert und die Geschichte um das Urteil gegen ein junges Mädchen in den USA in der allwöchentlichen Dolmetschkonferenz zum Thema gemacht. Paula Cooper hatte mit anderen Jugendlichen Ruth Pelke ermordet und dafür die Todesstrafe erhalten.
Niemand darf getötet werden, Erwachsene nicht, und ganz sicher auch keine Kinder. Wie bitte, Staaten dürfen Menschen hinrichten? Wie kann ein Staat nur gegen das fundamentale Recht auf Leben verstoßen? Das ließ mich nicht mehr los, nun musste ich mich engagieren.
Im Jahr 2009, als ich Bill 23 Jahre später das erste Mal persönlich begegnete im Rahmen unserer AI-Veranstaltung im Schwarzwald, war es, als ob sich ein Kreis geschlossen hätte.
Viele der jungen Leute im Auditorium, wo Bill zusammen mit Terri und Ray ihre Geschichten erzählten, waren im gleichen Alter wie ich als ich erfuhr, dass die Todesstrafe in vielen Ländern tatsächlich noch angewendet wurde.
Bill und ich begegneten uns noch mehrmals auf zwei Weltkongressen gegen die Todesstrafe.
Rückblickend wird mir klar, er war beim letzten Mal bereits dabei, seinen Nachfolger einzuführen.
Bill war eine Institution, ein unermüdlicher Aktivist für unsere Sache. Er hat Abertausende von Menschen berührt. Sein Tod trifft die große Gemeinschaft von Todesstrafengegnern weltweit.
Ich werde heute eine Kerze für Bill anzünden.
Es macht mich sehr traurig, dass Bill uns verlassen musste. Er wird eine grosse Lücke hinterlassen und vielen von uns fehlen. Er war so viele Jahre Vorbild für uns im Kampf gegen die Todesstrafe und dafür, dass Liebe so viel heilsamer sein kann als Hass!
Rest in peace Bill. The world has become a better place because of you ! 🙏