USA: Corona-Infektionen im Todestrakt auf Bundesebene in Terre Haute, Indiana

Die Coronavirus-Pandemie breitet sich im Todestrakt des US-Bundesgefängnisses in Terre Haute, Indiana, aus. Mindestens 14 der etwa 50 Männer dort wurden positiv getestet. Der Ausbruch kommt zu einem Zeitpunkt, an dem die Trump-Administration versucht, die Welle von Hinrichtungen auf Bundesebene fortzusetzen.

Drei weitere Hinrichtungen sind geplant, bevor Präsident Trump sein Amt am 20. Januar verlässt. Zwei der drei Personen, die nächsten Monat hingerichtet werden sollen – Corey Johnson und Dustin John Higgs – wurden positiv auf das Virus getestet. Schon jetzt sagen ihre Anwälte, dass ihre Hinrichtungstermine aufgehoben werden sollten.

Und in diesem Fall könnte ein Aufschub über den 20. Januar hinaus den Unterschied zwischen Leben und Tod ausmachen, da der designierte Präsident Joseph Biden erklärt hat, er würde sich für die Abschaffung der Todesstrafe auf Bundesebene einsetzen.

Bislang gibt es keine Stellungnahmen, ob man die Hinrichtung eines hochansteckenden Gefangenen aufschieben will. Immerhin gibt es Anzeichen, dass sich die Krankheit dadurch weiter ausbreiten kann: Nach der Hinrichtung von Orlando Hall im November wurden acht Mitglieder des Hinrichtungsteams positiv auf das Coronavirus getestet. Mr. Halls geistlicher Berater wurde ebenfalls positiv getestet, nachdem er an der Hinrichtung teilgenommen hatte.

Die dritte Person, die noch vor Trumps Amtsantritt hingerichtet werden soll, ist Lisa Montgomery, die einzige Frau im bundesstaatlichen Todestrakt. Sie wird nicht in Terre Haute festgehalten und ist nicht positiv auf das Virus getestet worden. Aber nachdem die Regierung ihre Absicht bekannt gab, Frau Montgomery hinzurichten, reisten zwei ihrer Anwälte zu ihr in ein Bundesgefängnis in Texas. Sie wurden später positiv auf das Coronavirus getestet.

Shawn Nolan, ein Anwalt von Mr. Higgs: „Wir sagen schon seit geraumer Zeit, dass diese Super-Spreader-Exekutionen nicht während der Pandemie stattfinden sollten. Jetzt könnte es nicht deutlicher sein, dass die Entscheidung, mit diesen Hinrichtungen fortzufahren, eine schreckliche Auswirkung auf die Anzahl der positiv getesteten Insassen und Wärter in Terre Haute hat.“

Das Justizinisterium dagegen sagt, dass ein erhöhtes Risiko, sich mit Covid-19 anzustecken, nicht eindeutig auf die Exekutionen zurückgeführt werden könne, und argumentiert, dass die Gefängnisbehörde das Hinrichtungsteam so weit wie möglich von den Insassen und dem Personal des Komplexes abschirme.

Quelle: https://www.nytimes.com/2020/12/21/us/politics/coronavirus-death-row-executions.html – Hailey Fuchs, New York Times, 21. Dezember 2020