Quintin Jones soll gegen den Willen der Opferangehörigen durch den Staat Texas hingerichtet werden

Am 19. Mai 2021 – kommenden Mittwoch – endet das Leben von Quintin Phillippe Jones, wenn es nach dem Willen des Staates Texas geht. Um 18 Uhr (Ortszeit) soll er die Giftspritze erhalten.

Quintin Jones in einer Videobotschaft an Gouverneur Greg Abbott

Der damals 20 Jahre alte Quintin Jones tötete 1999 seine mehr als viermal so alte Großtante. Es ging um 30 Dollar, Geld, das der Junkie für seine Drogensucht brauchte. Er erschlug sie mit einem Baseballschläger. Ein Gericht verurteilte ihn zur ultimativen Strafe, die nach mehr als zwei Jahrzehnten nun am 19. Mai in Huntsville im US-Bundesstaat Texas vollstreckt werden soll.

Ein anderer Mensch

Viele Unterstützer von Jones versuchen das zu verhindern. Obwohl er mit Armut, Gewalt, Missbrauch und Sucht aufgewachsen sei, habe er nie diese Umstände für seine Tat verantwortlich gemacht. Im Gegenteil: In seiner krakeligen Schrift drückte er tiefe Reue aus. „Quin“ habe Gnade verdient, schreibt z.B. Suleika Jaouad in einer bewegenden Geschichte in der „New York Times“.

Unterstützt wird sie von der Familie der Ermordeten, die gegen Quins Hinrichtung ist. Sein Tod werde die Großtante nicht zurückbringen, sondern nur neues Leid schaffen. „Ich habe ihm vergeben. Ich liebe ihn sehr. Der Gouverneur sollte ihn begnadigen, denn er hat sich sehr verändert.“ Das sagt die Schwester des Opfers in einem Video-Interview.

Zahlreiche Unterstützer

So sehen das auch über 150.000 Unterstützer Quins, die in verschiedenen Petitionen an den Gnadenausschuss und den Gouverneur von Texas betonen, dass der vor mehr als zwei Jahrzehnten verurteilte Mörder heute nicht mehr derselbe Mensch sei. Er habe sich zu einem mitfühlenden und nachdenklichen Menschen gewandelt.

Es ist eine „Erfolgsgeschichte im Gefängnis“, schreibt seine Brieffreundin Suleika. Durch Gebet, Abstinenz, Versöhnung mit seiner Familie und weltweite Brieffreundschaften habe er „einen Weg gefunden, ein sinnvolles Leben zu führen und sogar das Leben anderer zu verbessern“.

Darf der Staat die ernste Reue eines Täters und Vergebung durch die Angehörigen seines Opfers nach so langer Zeit ignorieren, fragen sich die Gegner der geplanten Hinrichtung.

Gnade oder Gnadenlosigkeit

In unseren Augen ist jede Exekution ein Verstoß gegen die Menschenrechte – aber es sollte in einem solchen Fall selbst die Befürworter der Todesstrafe nachdenklich machen. Wenn sogar die engsten Verwandten des Opfers dem Täter vergeben – weshalb ihn dann nicht zu einer Gefängnisstrafe begnadigen und den Angehörigen weiteres Leid ersparen?

Der US-Bundesstaat Texas gehört zum sogenannten Bible-Belt der USA. Christliche Frömmigkeit ist dort vielfach eine Selbstverständlichkeit. Man wundert sich allerdings immer wieder über die Gnadenlosigkeit eines Großteils der Texaner in Sachen Todesstrafe. Dass Jesus Christus Liebe und Vergebung in den Mittelpunkt seiner Botschaft gestellt hat, scheint bei vielen Menschen dort nicht angekommen zu sein…

Weitere Informationen:
Quintin Jones Is Not Innocent. But He Doesn’t Deserve to Die.
Death row inmate makes final plea to governor to have life spared (Video)
Clemency For Quin (Petition) [Weitere Petitionen für Quintin Jones hier!]
Clemency For Quin (Website)
Mein Brieffreund, der Mörder: In zwei Tagen soll Quintin Jones hingerichtet werden

Nachtrag: Execution Watch – Quintin Jones (Video des Radiosenders KPFT in Houston)

Gabi Uhl
Initiative gegen die Todesstrafe e.V.

Quelle: https://www.domradio.de/themen/weltkirche/2021-05-15/hinrichtung-steht-dennoch-bevor-opferfamilie-vergibt-moerder

2 Kommentare zu “Quintin Jones soll gegen den Willen der Opferangehörigen durch den Staat Texas hingerichtet werden”

2 thoughts on “Quintin Jones soll gegen den Willen der Opferangehörigen durch den Staat Texas hingerichtet werden”

  1. Wir sind bestürzt und traurig, dass vor allem der herzzerreißende Appell der Schwester von Quintin’s Opfer bei dem Gnadenausschuss von Texas und Gouverneur Greg Abbott auf Herzen aus Stein traf. Rund 200.000 Unterschriften in diversen Petitionen blieben ebenso ungehört wie Quintin’s eigene Bitte um Gnade.

    Quintin Jones‘ Hinrichtung fand ohne Zeugen statt – er selbst wollte seine Familie nicht dabei haben. Und die texanische Gefängnisbehörde hat schlicht vergessen, die Zeugen der Presse in den Zeugenraum zu holen.

    Man könnte süffisant sagen: Texas scheint außer Übung zu sein nach einer coronabedingten Hinrichtungspause von rund 10 Monaten. Leider wird es dabei nicht bleiben…

    Inspiriert durch Quintin Jones: Grace can’t be found in Texas – the merciless US „Lone Star State“ executing its people… (https://www.youtube.com/watch?v=5yr9vxs-D-c)

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