USA: Jahresbericht des Death Penalty Information Center (DPIC) – Todesstrafe weiter auf dem Rückzug

Mehr als die Hälfte der Hinrichtungen im Jahr 2023 entfielen auf die US-Bundesstaaten Texas und Florida. Laut dem aktuellen Jahresbericht des Death Penalty Information Center (DPIC) in Washington D.C. wurden in Florida sechs Häftlinge hingerichtet und in Texas acht.

Nur drei weitere Staaten haben 2023 Hinrichtungen durchgeführt: Alabama (zwei), Missouri (vier) und Oklahoma (vier), heißt es in einer Pressemitteilung des DPIC vom 1. Dezember. Das letzte Mal, dass so wenige Staaten Hinrichtungen durchgeführt haben, war 2016 und vor 20 Jahren, so „The Death Penalty in 2023: Year End Report“.

Die Verhängung von Todesurteilen ist ebenfalls rückläufig: Im Jahr 2023 wurden 21 Menschen zum Tod verurteilt. Die Urteile wurden in sieben Staaten ausgesprochen: Alabama, Arizona, Kalifornien, Florida, Louisiana, North Carolina und Texas. Die Zahlen beziehen sich auf den Stand vom 1. Dezember.

Dieses Jahr war das neunte Jahr in Folge mit weniger als 30 Hinrichtungen und weniger als 50 Todesurteilen. Mit 24 ist die Zahl der Hinrichtungen im Jahr 2023  allerdings im Vergleich zu den 18 Hinrichtungen im Jahr 2022 gestiegen. In der Pressemitteilung heißt es, dass der Anstieg im Vergleich zum Vorjahr auf die Wiederaufnahme der Hinrichtungen in Florida nach einer längeren Pause zurückzuführen sei.

Sie fällt zeitlich mit der Präsidentschaftskampagne von Gouverneur Ron DeSantos zusammen, der nach dem höchsten Amt in den USA strebt. Die sechs Hinrichtungen in Florida waren die höchste Zahl seit 2014, und es wurden fünf neue Todesurteile verhängt, die höchste Zahl aller Bundesstaaten in diesem Jahr. Und Florida könnte nach der Verabschiedung von zwei Gesetzen im April weitere Todesurteile verhängen.

Mit dem einen Gesetz wurde die Erfordernis einer einstimmigen Empfehlung der Jury für die Verhängung der Todesstrafe abgeschafft. Jetzt müssen nur noch acht der zwölf Geschworenen zustimmen. Das andere Gesetz erlaubt die Todesstrafe für sexuelle Gewalt gegen ein Kind unter 12 Jahren. Das Gesetz verstoße direkt gegen eine Entscheidung des Obersten Gerichtshofs der USA aus dem Jahr 2008, wonach die Todesstrafe für Vergewaltigung von Kindern in Fällen, die nicht zum Tod führen, verfassungswidrig ist, heißt es in dem Bericht.

Trotz des Anstiegs der staatlich sanktionierten Exekutionen nimmt die Kritik der Bevölkerung an der Todesstrafe zu. Zum ersten Mal seit Beginn der Befragung der US-Amerikaner zur Todesstrafe im Jahr 2000 ergab eine Gallup-Umfrage, dass mehr Menschen glauben, dass die Todesstrafe ungerecht (50 %) als gerecht (47 %) verhängt wird. Laut der Umfrage ist die Unterstützung für die Todesstrafe mit 53 % so niedrig wie seit 1972 nicht mehr – in den 90er Jahren lag sie bei 80 %.

Nach den vom DPIC analysierten Daten hatten 79 % der 2023 hingerichteten Todeskandidaten eine Behinderung oder Beeinträchtigung, darunter eine schwere psychische Erkrankung, eine Hirnverletzung, eine Entwicklungsstörung des Gehirns oder einen IQ, der in den Bereich der geistigen Behinderung fällt, und/oder ein chronisches schweres Kindheitstrauma, Vernachlässigung und/oder Missbrauch.

Die 2023 Hingerichteten waren im Durchschnitt 54 Jahre alt und hatten durchschnittlich 23 Jahre in der Todeszelle verbracht – das sind die höchsten Werte seit der Wiederaufnahme der Todesstrafe in den USA im Jahr 1976.

Weitere Informationen:

The Death Penalty in 2023: Year End Report

Executions are on the rise in the U.S., even as public support wanes…

Supreme Court’s Hands-Off Attitude Contributes to Growing Public Doubts about the DP