Ägypten: 49 Hinrichtungen in 10 Tagen

Die ägyptische Regierung ließ zwischen dem 3. und 13. Oktober 47 Männer und zwei Frauen hinrichten. 15 der hingerichteten Männer waren wegen angeblicher Beteiligung in drei Fällen von politischer Gewalt zum Tode verurteilt worden.

Die Massenhinrichtung folgte kurz nachdem es im Scorpion-Gefängnis von Kairo zu Zwischenfällen zwischen Wärtern und Gefangenen kam: Am 23. September hatte der Innenminister die Tötung von vier Gefangenen befohlen, nachdem diese angeblich zu fliehen versucht hatten und dabei vier Sicherheitsbeamte getötet haben sollen.

Menschenrechtsorganisationen wie Human Rights Watch sind bestürzt über die kürzlichen Entwicklungen und fordern einen sofortigen Hinrichtungsstop: „Ägyptens Massenhinrichtungen innerhalb nur weniger Tage sind abscheulich“, so Joe Stork, stellvertretender Direkter für den Mittleren Osten und Nordafrika von Human Rights Watch. „Das systematische Fehlen fairer Gerichtsprozesse in Ägypten, besonders in politischen Fällen, macht jedes Todesurteil zu einem Verstoß gegen das Recht auf Leben.“

In Ägypten gibt die Regierung in der Regel keine Hinrichtungen bekannt. Auch die Familienangehörigen werden nicht informiert. Seit dem Zerfall des Mursi-Regimes 2013 ist die Anzahl ausgesprochener und vollstreckter Todesurteile in Ägypten stetig gestiegen. Derzeit geht man von mehr als 2000 Personen aus, die sich in ägyptischen Todestrakten befinden. Weitere Informationen finden Sie in unserem Kurzbericht „Die Todesstrafe in Ägypten„.

Quellen und weitere Informationen:
Egypt: 49 Executions In 10 Days„, Human Rights Watch vom 22. Oktober 2020